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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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amüsierten Blick von Dienern und anderen Schlossbewohnern auf.
    Die Musik wurde immer lauter, je näher sie dem Ballsaal kamen, und als sie kurz vor dem Eingang stehen blieben, deprimierte Karigan der Anblick der äußerst raffiniert ausstaffierten Damen und Herren, die durch den Eingang hineinströmten. Genau wie sie es sich vorgestellt hatte, waren die Abendkleider und Kostüme der Damen exquisit. In ihrem Wüstina-Kostüm würde sie auffallen wie ein Löwenzahn zwischen Rosen.
    »Es ist Zeit, deine Maske aufzusetzen«, sagte Tegan.
    »Richtig.«
    Als Tegan ihr die Maske festband, hatte Karigan das Gefühl, Scheuklappen zu tragen, denn sie engte ihr Blickfeld stark ein.
    Als Tegan fertig war, trat sie vor Karigan. »Denk daran: Du bist die Königin Wüstina, und die ganze Welt ist dein Würstchen.«
    »Oh Götter«, murmelte Karigan. Es gab eine weitere Strophe des Liedes darüber, dass Wüstina Würstchen geliebt hatte, gefolgt von ordinären Versen, die darauf anspielten.

    »Amüsiere dich«, sagte Tegan. »Nicht jeder darf am königlichen Maskenball teilnehmen. Und wenn du nicht erkannt werden willst, behältst du einfach die Maske auf.«
    Und wie, dachte Karigan, während sie sich dem Eingang näherte, sollte irgendjemand erfahren, dass die Königsritterin und Grüne Reiterin hier war, um ihre Unterstützung für den König zu zeigen, wenn sie sich nicht zu erkennen gab? Wo lag darin die Logik?
    Mit einem Seufzer trat sie auf die Tür zu, wo Wächter die Einladungen überprüften.
    »Das Unterhaltungspersonal benutzt den Dienstboteneingang«, raunzte ein Wächter sie an.
    Karigan verkniff sich eine scharfe Antwort und hielt ihm ihre Einladung hin. Er studierte sie, und dann studierte er Karigan selbst mit einem skeptischen Gesichtsausdruck.
    »Ähm, mein Fehler«, sagte er. »Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.«
    Karigan holte tief Luft und betrat den Ballsaal.

DER MASKENBALL
    Karigan blieb auf der obersten Stufe einer breiten Treppe stehen, die zur Tanzfläche hinunterführte. Paare wirbelten zu den Klängen des Orchesters herum. Andere standen in Gruppen zusammen und unterhielten sich, oder sie beugten sich über Tische, die vor Speisen und Getränken geradezu barsten. Kerzenleuchter tauchten die Szene in ein traumhaftes goldenes Licht.
    »Meine Dame?«
    Karigan riss ihren Blick vom Ballsaal los und entdeckte Herold Neff neben sich. Er trug seinen üblichen Heroldsrock und dazu eine einfache schwarze Augenmaske.
    »Meine Dame, soll ich Eure Ankunft ausrufen?«
    »Bei den Himmeln, nein!«, rief sie und sah, dass er die Augen hinter der Maske misstrauisch zusammenkniff.
    »Reiterin G’ladheon … ähm, Sir Karigan, sind Sie das?«
    »Ja.«
    Er lächelte. »Interessantes Kostüm.«
    »Das kann man wohl sagen«, antwortete sie.
    Die Schellen auf ihrer Krone klimperten, als sie die Treppe hinunterging, wurden aber sofort von einem wahren Klangmeer übertönt: die harmonischen Töne des Orchesters, das einen Walzer anstimmte, dazu die aufbrandenden und abebbenden Gespräche, das Gelächter und das Zischen von Seide und Brokat, als die Tänzer vorbeiwirbelten. Sie konnte weder König Zacharias noch Lady Estora irgendwo entdecken und
fragte sich, wo sie wohl steckten. Schließlich waren sie angeblich die Gastgeber dieser Veranstaltung.
    Die Dekoration des Saals folgte einem Meeresthema. Seidene Banner und Bänder, die in ozeanähnlichen Blau- und Grüntönen gefärbt waren, hingen von der Decke. Sie wogten und flossen wie Wellen in dem Luftzug, den die Bewegungen der Tänzer erzeugten. Am Fuß der Treppe standen zwei mit Krustentieren übersäte Anker, und aus Eis geformte Seejungfrauen, Wale und Fische krönten Schüsseln voller Punsch. Muscheln, Fischernetze und getrocknete Seesterne zierten Tische und Wände.
    Am eindrucksvollsten war eine Schaluppe. Fern vom nächsten Hafen stand sie an einer nahen Wand, die gehissten Segel geschickt mit Seilen befestigt, sodass es aussah, als blähten sie sich im Wind, und der Mastbaum berührte beinah die hohe Decke. Durch eine Lücke in der Menschenmenge sah sie, dass der Schiffsrumpf mit Eis, rohen Austern und anderen Delikatessen gefüllt war, mit denen sie sich später näher befassen wollte.
    Karigan ahnte, dass Estora bei der Planung der Dekoration ihre Hand im Spiel gehabt hatte. Das Meeresthema reflektierte die Provinz Coutre. Zwar lagen Hillander, die Heimatprovinz des Königs, und auch Karigans Heimat L’Petrie ebenfalls an der Küste, aber deren Gestade

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