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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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füllten fast jede Stallbox, geschmeidige Rosse, die er sowohl geschäftlich als auch zum Vergnügen ritt. Sein Liebling war ein feingliedriger weißer Hengst namens Südstern; außerdem gab es zueinander passende Paare hübscher
Kutschpferde sowie einige Arbeitspferde, die während der Handelssaison die voll beladenen Warenkarren zogen. Unter ihnen stand ein Pferd, das nicht so recht zu den anderen Tieren passte: ein etwas staksiges, kastanienbraunes Botenpferd. Alle trugen Decken, hatten frisches Stroh auf dem Boden und schliefen friedlich, einige schnarchten, andere scharrten mit den Hufen, doch alle merkten offenbar gar nichts davon, dass draußen ein Sturm wütete.
    Und warum sollten sie den Sturm auch bemerken, da doch das Stallgebäude genauso solide gebaut worden war wie das Haupthaus? Es drang sogar kaum Zugluft herein.
    Wenn sie aufgewühlt war, suchte Karigan gern ihr Pferd Kondor auf. Irgendwie beruhigte sie seine Gegenwart, und alle ihre Sorgen schienen dann plötzlich weniger wichtig. Sie ging den Mittelgang hinunter, wobei sie bei jedem Schritt einen Schneeklumpen hinterließ, bis sie seine Stallbox erreichte.
    Der Wallach spürte, dass sie sich näherte, reckte seinen Hals über die Stalltür und betrachtete sie mit schläfrigen Augen. Sein Begrüßungswiehern klang etwas gedämpft.
    »Habe ich dich geweckt?«, fragte sie und streichelte seine Nüstern.
    Er schnupperte an ihrer Hand, und sein Atem duftete nach süßem Getreide.
    Karigan gluckste, hängte die Laterne auf einen Haken neben seiner Box und zog ein frischgebackenes Haferküchlein aus der Tasche. Sie hatte einen ganzen Stapel auf der Anrichte gefunden, wo die Köchin sie über Nacht zum Kühlen hingelegt hatte. Kondor wurde entschieden munterer.
    Sie lachte und gab ihm die Hälfte. Das Gebäck verschwand fast augenblicklich, und er stupste sie an, um weitere Leckerbissen zu bekommen.
    »Gierige Bestie«, sagte sie und überließ ihm den Rest.
    Sie kontrollierte seinen Wassereimer – er war voll und nicht einmal eingefroren. Seine Decke lag glatt und gut befestigt auf seinem Rücken. Als sie eintrafen, war er sehr erschöpft gewesen, nachdem er sich unterwegs durch die vielen Schneewehen gekämpft hatte. Eiszapfen hingen von seiner Schnauze, sodass er wie ein Greis aussah. Der Stallmeister hatte ihr geholfen, ihn abzureiben, seine Beine in gefütterte Stofffetzen gewickelt und ihm einen warmen Kleiebrei gekocht. Als Karigan ihn allein gelassen hatte, war sie sicher gewesen, dass er so glücklich und zufrieden war, wie ein Pferd es nur sein konnte.
    Sie gähnte, streichelte seinen Hals und setzte sich auf einen Heuballen in der Nähe. Sie fand eine abgelegte Pferdedecke, hüllte sich darin ein und war, bevor sie es selbst merkte, unter den beruhigenden Geräuschen der schlafenden Pferde ringsum ebenfalls eingeschlafen.
     
    »Karigan?«
    Sie hatte geträumt. Irgendetwas von sonnigen grün-goldenen Wiesen, auf denen wilde Pferde wanderten …
    »Karigan?«
    Ihre Lider öffneten sich, und sie hob mit einer Grimasse den Kopf. Sie hatte einen steifen Hals, weil sie in einer verkrampften Lage geschlafen hatte, und nun gleißte Laternenlicht in ihre Augen. Ihre eigene Laterne, die neben Kondors Stallbox hing, war ausgegangen.
    »Vater?«, sagte sie. »Was machst du denn hier?«
    »Genau das wollte ich dich auch gerade fragen.«
    »Ich konnte nicht schlafen.«
    »Ich auch nicht, also dachte ich, ich sehe mal nach dem Rechten. Als ich nach draußen ging, sah ich deine Fußspuren im Schnee und folgte ihnen bis hierher.« Er hängte seine Laterne an einen Haken und setzte sich auf einen Heuballen
neben ihr. Das Licht erreichte Kondors Augen, der sie beide beobachtete.
    »Es tut mir leid …«, begannen Vater und Tochter gleichzeitig.
    Als Karigan den Mund öffnete, um erneut zu sprechen, unterbrach ihr Vater sie mit einer Geste. »Ich gebe zu, dass ich dir vor langer Zeit von der Goldjäger hätte erzählen sollen«, sagte er. »Ich wollte, dass niemals irgendwelche üblen Gefühle zwischen uns entstehen, aber jetzt ist es doch geschehen, und zwar aufgrund meines Schweigens. Würdest du mir zuhören, wenn ich dir jetzt mehr darüber erzähle?«
    Karigan nickte und schwor sich, diesmal still zu sein und ihn nicht mit Anschuldigungen zu unterbrechen.
    »Gut, gut. Vielleicht wirst du danach verstehen, warum ich beschloss, auf der Goldjäger zu bleiben, selbst nachdem sie ein Piratenschiff wurde. Ich warne dich allerdings, dass es immer ein paar

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