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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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haben.
    »Kapitän Ifior war wie ein Vater für mich, und Sevano wie ein großer Bruder. Wenn Streit über die Aufteilung der Fracht ausbrach, gelang es ihm immer, mir einen Teil davon zu sichern, obwohl ich damals so ein schwächlicher Junge war. Niemand wollte die Ballen schöner Stoffe haben, die wir einem durnesischen Kauffahrer abgenommen hatten, da es andere Güter von höherem Wert gab, also wurden sie mein, und ich brachte sie auf den Markt. Anscheinend hatte ich ein gutes Auge für Qualität, und dank meines Trainings erzielte ich einen sehr guten Preis.«
    Karigans Vater verfiel in Schweigen, und sie konnte nur noch staunen. Das also war die Quelle des Reichtums und des Ansehens des Klans G’ladheon? Gestohlene Stoffballen? Das war der erste Schritt ihres Vaters auf seinem Weg zum wohlhabendsten Textilkaufmann Sacoridiens gewesen?
    Und wenn er diesen Schritt nicht getan hätte, wo wäre sie dann jetzt? Wahrscheinlich noch immer auf der Schwarzen Insel, ein Fischweib, ständig schwanger, in einer bescheidenen Hütte, die schon voller quäkender Kinder war.

    Hätte sie die Berufung zur Reiterin überhaupt wahrgenommen?
    Sie wusste es nicht.
    Es war merkwürdig, wie eine einzige Entscheidung oder eine zufällige Begegnung nicht nur den Lauf eines einzelnen Lebens, sondern auch das Leben anderer verändern konnte. Wäre ihr Vater nicht von der Schwarzen Insel geflohen, und hätte er nicht alles gelernt, was ihm Kapitän Ifior beigebracht hatte, dann wäre höchstwahrscheinlich solch ein Fischweib aus ihr geworden. Stattdessen war sie aufgrund der Entscheidungen ihres Vaters privilegiert und in Wohlstand aufgewachsen und hatte eine gute Ausbildung genossen. Wenn sie all dies bedachte, fiel es ihr schwer, weiterhin wütend auf ihn zu sein, weil er Schiffsjunge auf der Goldjäger gewesen war. Sie konnte Piraterie zwar immer noch nicht gutheißen, aber sie konnte ihm nicht mehr die Schuld geben.
    Kondor schüttelte den Kopf, sodass seine Mähne und seine Ohren flogen. Er warf ihr einen schläfrigen Blick zu, dann wandte er sich wieder dem Inneren seiner Stallbox zu.
    »Es ist eine Schande, ein Pirat gewesen zu sein«, sagte ihr Vater ruhig. »Es ist unrecht, und jetzt, in meinen reifen Jahren, erkenne ich das, besonders, da ich jetzt selbst den Umhang eines Kaufmannes trage. Ironischerweise verachte ich heute diejenigen, die meine Karawanen oder Schiffe angreifen, in die ich investiert habe. Sie sind Kriminelle, genau wie auch ich damals kriminell war.
    Ein Teil von mir fragt sich, ob ich auch so erfolgreich gewesen wäre, wenn ich damals nicht auf der Goldjäger so viel gelernt hätte. Vielleicht schon, denke ich, denn ich bin beharrlich und entschlossen, Erfolg zu haben. Aber es hätte länger gedauert, und der Erfolg wäre vielleicht geringer gewesen.« Er lächelte. »Ich war hoch motiviert, weil ich wusste, dass ein wunderschönes Mädchen auf der Insel auf mich wartete. Ich
wollte sie nicht zur Frau nehmen, bevor ich mich als Mann bewährt und ihr bewiesen hatte, dass ich ihr ein Leben im Überfluss bieten konnte. Das hatte sie nämlich verdient. Ich hatte geschworen, dass sie nicht die Frau eines armen Fischers werden würde. Die Goldjäger ermöglichte es mir, sie wesentlich früher nach Corsa zu holen und zu heiraten, als ich es sonst gekonnt hätte. Ich weiß nicht, was geschehen wäre, wenn ich einen anderen Weg eingeschlagen hätte, aber deine Mutter und ich, wir hatten Träume …
    Auf jeden Fall«, fuhr er brüsk fort, »ist die Piraterie keine ehrenhafte Tätigkeit. Und … und ich habe mich geschämt, wenn ich daran dachte, was du davon halten würdest. Die Enttäuschung, die ich in deinen Augen gesehen habe, als du mich vorhin damit konfrontiert hast, war das Schlimmste, was ich seit langer Zeit ertragen musste.«
    »Wenn du mir doch nur früher davon erzählt hättest.«
    »Ich dachte, du wärst zu jung, um die Umstände zu verstehen.« Er hielt inne. »Jetzt weiß ich, dass ich mich geirrt habe, aber ich fürchte, dass ich dich trotzdem unwillkürlich immer noch als kleines Mädchen sehe, in einem Festtagskleidchen mit bunten Bändern, und mit aufgeschlagenen Ellbogen.«
    Das hatte Karigan bereits vermutet.
    »Du runzelst die Stirn«, sagte er. »Pass bloß auf, dass dir das nicht bleibt.«
    Sie zog eine noch schlimmere Grimasse.
    »Also, falls damit alles erledigt ist, sollten wir uns vielleicht wieder in unsere Betten legen. Ich habe nicht all die Jahre so schwer gearbeitet, damit meinen

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