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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Erlebnisse er ihr absichtlich verschwieg.

    »Der wichtigste Grund dafür, dass ich blieb«, sagte er, »war, dass ich so viel lernte – nicht nur Lesen, Schreiben und Rechnen, sondern auch die Dinge, die ich beobachtete, wenn ich den Kapitän auf den Markt begleitete. Erinnerst du dich an die Ziegen, die ich erwähnt habe? Hier in Sacoridien waren sie nicht viel wert; aber in anderen Häfen des Kontinents oder auf der Insel Mallollan sah es ganz anders aus.«
    Karigan wusste, dass Mallollan zum Wolkeninsel-Archipel gehörte, wo ihr Vater noch heute Verbindungen hatte.
    »Dort wurde ursprünglich überhaupt kein Vieh gezüchtet«, fuhr er fort. »Es gab zwar ein paar ausgemergelte Kühe und Schweine, aber die waren auf dem Handelsweg dorthin transportiert worden, auf der langen, gefährlichen Überfahrt von Pikelea, denn dort war das Zollhaus und das Zentrum des internationalen und legalen Handels. Das bedeutete, dass der Ankauf von Gütern teurer war und höher versteuert wurde, und von daher waren die Gewinne bescheidener.
    Doch Kapitän Ifior hielt sich von der Hauptinsel fern, umging dadurch die hohen Steuern und konnte auch nicht wegen Seeräuberei verhaftet werden. Stattdessen segelte er Mallollan direkt an. Die Leute dort hießen ihn willkommen, denn sie hatten kaum Zugang zu Handelsgütern und waren begierig, welche zu bekommen.
    Ich beobachtete ihn beim Feilschen mit den Häuptlingen diverser Dörfer auf der Insel. Der Kapitän hatte recht behalten, sie wollten die Ziegen haben. Nicht nur wegen der Milch und des Fleisches, sondern weil der Besitz dieser Tiere ihren Status auf dem ganze Archipel erhöhte. Im Gegenzug erhielt der Kapitän Waren, die auf den Inseln reichlich vorhanden waren, aber woanders Mangelware: Zuckerrohr, Perlen, Muskat, Zimt…«
    Diese Produkte waren in Sacoridien und anderorts immer noch sehr gefragt und brachten hohe Gewinne ein, wodurch
einige Handelsklane große Vermögen anhäuften. Karigans Vater handelte noch immer mit den Inseln und hatte sogar das Verschiffen von Eis aus den Seen und Flüssen Sacoridiens in die Tropen eingeführt, aber es waren die Textilien, die ihm den größten Reichtum eingebracht hatten. Sie wand sich unter der Pferdedecke, als ihr auffiel, dass sie bisher eigentlich nie gewusst hatte, wieso ausgerechnet Textilien und nicht all die anderen Güter zum Kern des Handelsunternehmens ihres Vaters geworden waren. Vermutlich gab es noch vieles, das sie einfach als gegeben hingenommen hatte.
    »Weißt du«, sagte ihr Vater, »das große Geschick des Kapitäns bestand darin, dass er die Märkte genau kannte, und das wollte ich von ihm lernen. Ich arbeitete hart, ich wurde der beste Schiffsjunge, den er jemals gehabt hatte, und bald vertraute er mir die Verwaltung seiner Geschäftsbücher an. Er lehrte mich sogar, zu sparen und einen Teil meines Anteils zu investieren. Aber am Allerbesten war, dass er mich weiterhin mit auf den Markt nahm, wo ich beobachtete und lernte.«
    Darauf seufzte er und senkte den Blick. »Das Ende kam, als die Goldjäger so in Verruf geraten war, dass die Kauffahrer anfingen, Schutztruppen anzuheuern, wenn sie die Routen befuhren, auf denen Kapitän Ifior auf der Lauer lag. Unsere ehemaligen Opfer wurden durch ihre Schutztruppen kühner und aggressiver, und unsere Kämpfe wurden härter. Auf der Fahrt, die unsere letzte werden sollte, wurde Kapitän Ifior in einer Schlacht mit einem tallitreanischen Schiff getötet, und er war nicht der einzige, den wir verloren. Der Kampf war entsetzlich, und die Goldjäger wurde schwer beschädigt.« Er schüttelte den Kopf. »Wir schafften es gerade noch, einen Hafen anzulaufen, völlig lädiert und fast ohne Mastbäume. Wenn Sevano nicht gewesen wäre, hätten wir es überhaupt nicht mehr nach Hause geschafft.«

    »Sevano?«
    Ihr Vater lächelte. »Er war der Maat und übernahm das Kommando, als der Kapitän starb.«
    »Ich wusste, dass er mit dir zusammen zur See gefahren ist, aber nicht auf … nicht auf einem…«
    »Du hast ihn dir nicht gerade als Pirat vorgestellt, wie? Genauso wenig wie mich, nehme ich an.«
    Sie schob sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Der Frachtmeister war immer eine Art Familienmitglied gewesen, und er hatte ihr zuerst beigebracht, wie man sich gegen jeden verteidigt, der einem übel will. Er war sehr geübt im Waffengebrauch, aber sie hatte das bei einem Frachtmeister nicht für ungewöhnlich gehalten. Er musste sich diese Fertigkeiten als Seemann angeeignet

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