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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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inneren Einsamkeit zu lindern, die er bis jetzt gar nicht erkannt hatte.
    Die Briefe, die er Karigan geschrieben hatte, waren wohl eine Reaktion auf diese Einsamkeit gewesen, aber ihre wenigen Antworten waren abgeklärt und fast kühl gewesen, was er als frustrierend und schmerzhaft empfunden hatte. Wenn sie nur
mit ihm befreundet sein wollte und nichts weiter, warum hatte sie das dann nicht ehrlich gesagt?
    Er hielt inne, lehnte sich an den Kaminsims und überlegte, versuchte, sich an ihre Stelle zu versetzen. Er war wankelmütig gewesen. Hätte er vielleicht jemanden, der ohnehin vor Wut kochte, noch weiter verärgern wollen, indem er ihm etwas sagte, das er nicht hören wollte? Er hatte sie in einen unlösbaren Konflikt gestürzt. Und da er so tief in seine eigenen Fantasien verstrickt gewesen war, hätte er sich, wenn er ehrlich war, gar nicht vorstellen können, dass sie sich womöglich etwas anderes wünschen könnte als eine tiefere Beziehung zu ihm.
    Er schüttelte den Kopf wie ein Pferd, das eine Fliege im Ohr hat. Er war von seinen eigenen Sehnsüchten so verblendet gewesen, dass er Luftschlösser aus Mondstrahlen gebaut hatte. Er hatte ihre Besorgnis um ihre gemeinsame Freundschaft und ihre Bereitschaft, ihm zu verzeihen, für etwas Tieferes gehalten. Er lachte hart und warf ein weiteres Holzscheit ins Feuer. Und nun war er schon wieder in seine eigene kleine Welt versunken, um die sich alle anderen drehten. Wie konnte er nur so selbstsüchtig sein? Wahrscheinlich gab es inzwischen jemand anderen in ihrem Leben, jemanden, von dem er noch nichts gehört hatte.
    Als er darüber nachdachte, stellte er fest, dass ein anderer Mann in Karigans Leben durchaus Sinn machte. Wie dumm von ihm, nichts davon zu merken und nicht einmal an eine solche Möglichkeit zu denken. Sie wollte mit ihm befreundet bleiben, hatte aber Angst, dass die Wahrheit ihn zornig machen würde. Besonders, da es um einen anderen Mann ging. In wen war sie wohl verliebt? In einen ihrer Reiterkameraden? In einen Kaufmann? In wen?
    Er stand stockstill da und wartete darauf, dass seine Wut so wie früher explodierte, aber zu seiner Überraschung war es
diesmal anders. Er empfand sie nicht mehr so intensiv wie früher. Vielleicht war er doch endlich von dem giftigen Einfluss des Schwarzschleiers geheilt.
    Er spürte zwar einen Stachel der Eifersucht, aber nur im Hintergrund. Er war vor allem traurig über den Verlust all dessen, was zwischen ihm und Karigan hätte sein können, denn er hatte sich das alles sehr genau und in allen Einzelheiten vorgestellt. In erster Linie aber war er erstaunt darüber, dass er… erleichtert war. Ja, erleichtert und frei. Karigan sehnte sich nach seiner Nähe nicht so sehr, wie er gehofft hatte, und vielleicht hegte er diese Hoffnung inzwischen auch nicht mehr.
    Diese Erkenntnis befreite ihn. Und das gefiel ihm.
    Er hatte sogar eine ziemlich klare Vorstellung davon, wie er diese Freiheit nutzen würde. Das Zischen und Knallen des Lagerfeuers wurde zu einer Musik, und in der Glut sah er ihr Gesicht. Nicht Karigans Gesicht, sondern Estrals. Sie erweckte etwas Tieferes in ihm als Karigan.
    Aber besaß er überhaupt die Freiheit, Karigans Freundin den Hof zu machen, ihrer besten Freundin sogar – ein äußerst heiliges Band. Bei dem Gedanken daran, dass seine Einmischung einem Picknickkorb voller Vipern gleichkommen könnte, stöhnte er.
    Er wollte Estral nicht gegen sich aufbringen, indem er Karigan unrecht tat, aber Karigan hatte ihre Entscheidung getroffen, auch wenn sie sie nicht in Worten ausgedrückt hatte. Irgendwie musste er seine Handlungen von ihr unabhängig machen. Schließlich war Karigan nicht hier und konnte deshalb auch nicht verletzt werden. Außerdem hatte sie nichts getan, das ihr das Recht gab, ihn für sich zu beanspruchen. Er war frei, alles zu tun, was er wollte, und sie ebenfalls. Er hatte keinen Grund, sich schuldig zu fühlen, wenn er sich anders orientierte, und außerdem konnte niemand etwas dafür, wenn
er sich von jemandem angezogen fühlte. Trotzdem würde er behutsam vorgehen müssen. Er würde …
    »Hallo.«
    Alton schrak mit wild klopfendem Herzen zusammen. Wenige Schritte von ihm entfernt stand nicht etwa Merdigen in der Turmkammer, und auch keiner der anderen Magier, nicht einmal Dale. Nein, es war Estral Andovian, und sie hielt eine Decke umklammert.

ESTRALS HARMONIEN
    »Was?« Alton rieb sich die Augen, als stünde ein Geist vor ihm.
    »Hallo«, wiederholte Estral. »Und ich

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