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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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verstopfte sich die Ohren mit ihrem Kopfkissen, denn sie war sicher, dass sie nicht hören wollte, was als Nächstes kam. Aber Estral war dazu ausgebildet worden, ihre Stimme sowohl beim Sprechen als auch beim Singen als Instrument zu benutzen, und konnte sie so projizieren, dass sie sowohl den Lärm einer wüsten Taverne übertönte als auch einen Konzertsaal füllte. Karigan konnte sie trotz des Kissens deutlich hören, und das halbe Lager vermutlich ebenfalls.
    »Wenn du willst, kann ich so laut sprechen, dass alle Leute
die Dinge erfahren, die du vermutlich als persönlich betrachtest.«
    Karigan überlegte, ob sie Estral das Kissen um den Kopf schlagen sollte, aber dann ließ sie es einfach los, sodass es ihre Ohren nicht mehr verdeckte.
    »Gut. Zurück zu Punkt zwei.« Estrals Stimme nahm einen sanfteren Ton an, der nicht weithin hörbar sein würde. »Als du in Selium warst, haben wir über denjenigen gesprochen, in den du verliebt bist.«
    Karigan stöhnte erneut.
    »Das klingt, als hätten sich deine Gefühle nicht geändert«, sagte Estral. »Einem solchen Gefühl kann man nicht entkommen, stimmt’s? Ganz egal, wie unmöglich es ist, diesen Jemand für dich zu gewinnen – du fühlst dich immer noch zu ihm hingezogen und kannst nichts daran ändern. Habe ich recht?«
    Karigan konnte nur wimmern.
    »Und genauso wenig kann ich etwas dagegen tun, dass ich mich zu Alton hingezogen fühle. Wahrscheinlich hätte ich von hier und von ihm fortreiten können, wenn ich gewusst hätte, dass ich meine Freundin so verletzten würde. Vielleicht hätte ich meine Gefühle für ihn sogar überwinden können, aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass das besonders gut funktioniert hätte – jedenfalls nicht, wenn man dich als Beispiel nimmt. Und dann wäre ich letzten Endes genauso unglücklich gewesen wir du.«
    »Arrrgghhh«, sagte Karigan in ihr Kissen hinein.
    »Ich weiß nicht genau, was du damit sagen willst«, antwortete Estral, doch als Karigan beschloss, dies nicht näher zu erläutern, fuhr sie fort. »Ich entschuldige mich nicht für das, was ich für Alton empfinde. Aber ich möchte mich dafür entschuldigen, dass du es auf diese Weise erfahren hast. Und nun werde ich ein paar Vermutungen darüber aussprechen, was du wohl empfunden hast, als du hier ankamst.«

    Oh nein, dachte Karigan . Jetzt kommt’s.
    »Wahrscheinlich warst du unglücklich darüber, dass König Zacharias in ein paar Monaten heiratet. Es muss sehr schwierig für dich sein.« Estral hielt ein paar Augenblicke lang inne. »Ich nehme an, du hast vielleicht gehofft, dass Alton die Leere füllen könnte, die der König in dir hinterlassen hat. Ihr hattet einander länger nicht gesehen, und vielleicht würde das alte Gefühl, das du empfunden hast, als ihr einander zum ersten Mal begegnet seid, wieder aufflackern. Schließlich gab es ja die Briefe, die er dir geschrieben hatte. Er hat mir davon erzählt, und er hat sich wirklich eine Beziehung zu dir gewünscht. Aber mittendrin bin dann plötzlich ich aufgetaucht.«
    Ja, Estral hatte alles genau erraten. Als Karigan ihre Zusammenfassung hörte, kam sie sich ziemlich erbärmlich vor.
    »Du musst dich schrecklich hintergangen fühlen«, sagte Estral. »Karigan, es tut mit wirklich fruchtbar leid. Es tut mir leid, dass du nicht mit dem Mann zusammen sein kannst, nach dem du dich sehnst. Aber du sollst wissen, dass deine Freunde dich lieben. Das ist zwar eine andere Art von Liebe, aber du bist nicht allein.«
    Karigan dachte, dass Estral so etwas leicht sagen konnte.
    Estral seufzte. »Du wirst also nicht mit mir reden?«
    »Nein. Wo ist Alton?«
    »Draußen, auf der Suche nach den Eletern.«
    Karigan lachte kurz und spöttisch auf. »Er wird sie niemals finden.«
    »Tja, du weißt ja, wie die Männer sind. Sie gehen gern auf die Jagd. Soll ich ihn herschicken, wenn er zurückkommt? Ich glaube, das wäre eine gute Idee.«
    »Nein.«
    »Weißt du noch, wie du mich im Herbst ein weises, altes Mütterchen genannt hast?«, fragte Estral.
    Karigan nickte.

    »Ich habe noch einen weisen Rat für dich. Bitte, bitte reite nicht so zornig in den Schwarzschleierwald. Du bist … du bist meine beste Freundin. Ich halte es nicht aus, wenn du weggehst und auf mich böse bist.«
    Karigan biss sich auf die Unterlippe. Sie wollte so gern nachgeben, aber sie konnte es nicht. Sie konnte nicht so ohne Weiteres verzeihen, und auch nicht so schnell. War es zu viel verlangt, dass die beiden wenigstens eine Nacht lang

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