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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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litten?
    Wobei sie einander zweifellos in den Armen halten würden.
    Anscheinend betrachtete Estral Karigans Schweigen als Antwort, denn sie stand auf und sagte: »Ich lasse dich jetzt allein, damit du dich für morgen ausruhen kannst.« Ihre melodiöse Stimme klang halb erstickt.
    Karigan reagierte nicht auf ihren Weggang. Sie lag nur da, während Tränen ihr Kissen durchnässten.
    Sie wusste nicht, wie lange sie so im Dunkeln dagelegen und an alles und nichts zugleich gedacht hatte, als Schritte vor dem Zelt knirschten und frische Luft durch den Eingang drang. Trace musste zurückgekehrt sein. Aber die Schritte waren schwerer als die von Trace, und sie hielten neben ihrem Feldbett inne.
    »Karigan?« Es war Alton.
    Oh nein, dachte sie. Sie hatte das Gefühl, von den beiden gefoltert zu werden.
    »Wahrscheinlich verdiene ich dein Schweigen. Ich habe mich benommen wie ein Esel und entschuldige mich. Ich habe dir in der einen Richtung Hoffnungen gemacht, und dann eine andere Richtung eingeschlagen.«
    »Ja«, sagte Karigan. »Du bist ein Esel.«
    »Das wäre also geklärt«, brummte er. »Ich weiß, dass du Estral gesagt hast, du wolltest mich nicht sehen, aber morgen früh überquerst du den Wall, und deshalb konnte ich das alles einfach nicht auf sich beruhen lassen.«

    Dazu ist es jetzt ein bisschen spät, dachte sie.
    Der Zeltboden ächzte, als er sich hinkniete und sie spürte, wie er sich an den Rand ihres Feldbettes lehnte. Sie drehte sich nicht zu ihm um.
    »Ich hatte recht«, sagte er. »Du bist in jemand anderen verliebt. Bitte gib Estral nicht die Schuld, aber ich habe endlich herausbekommen, in wen.«
    »Sie hätte das niemandem erzählen dürfen!« Nun fühlte Karigan sich doppelt betrogen.
    »Sie hat es mir gesagt, weil sie hoffte, es würde eine Hilfe sein.«
    »Und, bist du jetzt zufrieden? Hast du gehört, was du hören wolltest? Dass ich ein kompletter Idiot bin?«
    »Du bist grundsätzlich stur wie ein Bock, und wenn du dich in Schwierigkeiten bringst und die dann überwindest, bist du eine Löwin, aber ein Idiot bist du ganz bestimmt nicht. Der König darf sich glücklich schätzen, dass du ihm so treu ergeben bist. Und dass du ihn liebst.« Als sei ihm das gerade erst eingefallen, fügte er noch hinzu: »Selbstmitleid passt allerdings überhaupt nicht zu dir.«
    Karigan wirbelte auf ihrem Feldbett herum. »Selbstmitleid? Ausgerechnet du tadelst mich? Ich sollte … ich sollte dich niederschlagen.«
    Alton lachte leise. »Das hast du ja schon getan, weißt du nicht mehr?«
    Karigan verschränkte die Arme und sah ihn finster an. Seine Worte taten ihr weh. Ja, sie war beleidigt, aber hatte nicht auch sie ab und zu das Recht auf ein bisschen Selbstmitleid?
    Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht, und seine Berührung erschreckte und erregte sie zugleich auf völlig unerwartete Weise, aber da sie wusste, dass sie Alton verloren hatte, verwünschte sie diese Reaktion sofort. Sie drehte ihm erneut den Rücken zu.

    »Geh«, sagte sie.
    »Aber ich möchte …«
    »Du kannst nichts wiedergutmachen.«
    Schweigen, dann spürte sie, wie der Druck seines Gewichts gegen das Feldbett verschwand, als er aufstand. »Karigan«, sagte er mit heiserer Stimme, »ich habe dich geliebt. Ich liebe dich immer noch. Ich wollte, dass wir …«
    »Geh.«
    Wieder spürte sie Schweigen und Zögern, aber dann hörte sie Altons Schritte, als er fortging.
    Sie hatte seine Sehnsucht nicht erfüllen können, als er sie gebraucht hatte, und nun war die Situation umgekehrt und sie musste die letzte Nacht, bevor sie einen Alptraum betrat, allein verbringen.

DAS ÄQUINOKTIUM
    In der Dunkelheit vor Sonnenaufgang verließen Karigan und ihre Reiterkameraden das Lager am Turm und ritten zur Bresche. Sie waren ausnahmslos sehr still. Sogar Yates’ Stimmung war gedämpft, und das lauteste Geräusch waren der Hufschlag und das Schnauben ihrer Pferde.
    Karigan hatte nach dem Gefühlsaufruhr des vergangenen Abends erstaunlich gut geschlafen. Sie war emotional erschöpft gewesen und hatte den Schlaf vielleicht gerade deshalb als Zuflucht empfunden. Im Schlaf konnte sie alles vergessen.
    Nun ritt sie neben Ard am Schluss des Zuges, den Alton und Estral anführten. Sie hatte kaum mit ihnen gesprochen, als sich alle zur Abreise bereit machten, und spürte, dass ihre Zurückhaltung die beiden verletzte. Als sich die Reitergruppe dem Hauptlager näherte, färbte sich der Himmel grau, da die Sonne begann, über den Horizont zu kriechen – aber

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