Pfad der Schatten reiter4
Nacken, starrte in die trübe Luft des Schwarzschleiers, ohne etwas Bestimmtes zu betrachten, und spürte, dass der Wald seine Aufmerksamkeit anderswohin gerichtet hatte. Es war ein sehr subtiles Gefühl, wie eine sanfte Welle, die über einen stillen Teich lief. Was hatte wohl das Interesse des Waldes geweckt?
Außerdem nagte etwas anderes an ihr wie ein ständiger Juckreiz, das nichts damit zu tun hatte und dessen Ursprung im Norden lag, unweit des Walles. Sie fragte sich, was die Sacorider dort trieben. Sie nahm die Störung der ätherischen Ebene wie ein unhörbares Flüstern wahr und konnte sie nicht definieren.
Großmutter war beunruhigt. Kleine Wellen konnten zu Sturmwogen anwachsen, und Flüstern – Flüstern war heimtückisch, gefährlich.
Sarats untröstliches Heulen brachte sie wieder in die Gegenwart zurück. Sie hatten ein weiteres Häufchen frischer Eingeweide gefunden, das jemand auf ihren Weg geworfen hatte. Min strich Sarat über den Rücken, um sie zu beruhigen. Die Männer sahen unsicher und nervös zu. Lala hatte wie
immer keine Angst. Sie hockte neben den Eingeweiden und stocherte mit einem Stöckchen darin herum.
»Es ist … es ist ein Fluch«, stieß Sarat schluchzend hervor. »Jemand verflucht uns.«
Großmutter glaubte das nicht. Der erste Haufen hatte draußen vor ihrer Höhle gelegen, ein riesiger Berg von Innereien, die von mehr als nur einem Wesen stammen mussten. Einige Tage später hatten sie mitten auf dem Pfad, dem sie folgten, dem Weg des Mondes, einen frischen Haufen entdeckt. Dieser war der dritte, den sie bisher gefunden hatten, und er lag rosarot, blutig und schimmernd in der feuchten Waldlandschaft.
»Ich glaube«, sagte Großmutter, »dass das Opfergaben sind.«
»Opfergaben?«, fragte Cole überrascht.
»Ja. Schon seit wir den Weg des Mondes eingeschlagen haben, werden wir beobachtet.«
Ihre Leute warfen nervöse Blicke in den Wald ringsum und drängten sich etwas enger aneinander. Lala jedoch blieb unbeeindruckt und wickelte ein Stück Darm um ihr Stöckchen.
»Das dachte ich mir«, sagte Deglin mit finsterem Gesicht. »Ich dachte mir, dass wir verfolgt werden.«
»Bald liegen unsere eigenen Eingeweide auf der Straße!«, heulte Sarat.
»Ich glaube nicht, dass wir die Hüter fürchten müssen«, entgegnete Großmutter und hoffte, dass ihre ruhige, gleichmäßige Stimme Sarat daran hindern würde, völlig hysterisch zu werden. Ihre Leute taten recht daran, den Wald zu fürchten, aber sie konnte nicht zulassen, dass ihre Furcht sie überwältigte. »Ich glaube, diejenigen, die hier Wache halten, wollen uns mit den Opfergaben ihren Respekt bezeugen. Sie sind primitive Geschöpfe, aber sie besitzen eine gewisse Intelligenz und halten solche Dinge für mächtig. Sie erweisen uns Ehre.«
»Oder sie wollen uns warnen«, brummte Deglin.
»Das glaube ich nicht«, sagte Großmutter, »aber vielleicht war es unhöflich von uns, ihre Gaben nicht anzuerkennen, wie es der Brauch verlangt. Selbst primitive Geschöpfe erwarten, dass man ihnen Beachtung schenkt.«
Sie dachte ein paar Augenblicke darüber nach und ignorierte Sarats Schluchzen und die grässliche Feuchtigkeit, von der ihre alten Knochen schmerzten. Sie hatte sich noch immer nicht völlig von dem Spinnenbiss erholt, und jeder Tag, den sie sich über den Weg des Mondes schleppten, war eine Qual für sie. Die Männer trugen ihr Bündel, und Lala nahm ihr den Korb mit dem Garn ab, um sie sogar von dieser geringen Last zu befreien. Mit jedem Schritt wuchs in Großmutter die Überzeugung, dass sie die Welt auf der anderen Seite nie mehr betreten würde. Nur ihre Liebe zum Reich und zu ihrem Volk ließ sie weiterhin einen Fuß vor den anderen setzen, und natürlich ihr Wunsch, dem Gott zu gefallen, der ihr befohlen hatte, die Schläfer zu wecken. Sie würde sich erst ausruhen, wenn sie ihre Aufgabe erfüllt hatte.
Als sie die Eingeweide zu ihren Füßen betrachtete, wurde ihr klar, dass sich hier eine Chance bot, nicht nur die Hüter zu beeindrucken, sondern auch das Potenzial, das diese Gabe beinhaltete, zu ihren Zwecken zu nutzen. Blut und Organe von Wesen, die einst gelebt hatten, verliehen der Kunst stets größere Macht. Manche nannten das Totenbeschwörung, als sei es etwas Schlechtes. Doch wenn man sie auf die richtige Art anwandte, war die nekromantische Kunst sogar besonders mächtig.
Am besten funktionierten die sterblichen Überreste von Menschen und Menschenblut, aber das Geschenk der Hüter würde
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