Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
Vom Netzwerk:
angenehmeren Rauch ersetzt, der aus Schornsteinen aufstieg. Vögel, die der Frühling gerade erweckt hatte, zwitscherten in den Bäumen. Durch Birchs Augen spähte sie aus der Deckung des Waldes auf die friedliche Siedlung. Ein Mann hackte Holz, während ein anderer ein Paar Ochsen für das Tagewerk einschirrte. Ein junges Mädchen half einer Frau dabei, Wäsche in einem Zuber zu schrubben.
    Birchs Blick wanderte über die Siedlung hinweg, und er schaute nun neben und hinter sich. Andere Männer warteten dort mit gezogenen Waffen, versteckt wie er. Die ätherische Ebene erlaubte es Großmutter, tiefer in Birchs Gedanken einzudringen, und sie erfuhr, dass dies ein Überfall zur Übung seiner Soldaten war und dass sie keine Gefangenen nehmen sollten. Es ging darum, sie zu lehren, kein Mitleid mit Feinden zu empfinden, ungeachtet ihres Alters und Geschlechts.
    Die Siedlung lag an der Nordgrenze Sacoridiens und war somit relativ ungeschützt, und sie stellte auch keine Bedrohung für das Zweite Reich dar. Aber Birch wollte, dass seine Soldaten
Blut schmeckten, er wollte sie in das Töten der Schlacht einführen, bevor sie stärkere, erfahrenere Gegner herausforderten.
    Es war eine gute Strategie, dachte sie, solange er dadurch nicht vor der Zeit König Zacharias’ Zorn auf sich zog, aber sie spürte Birchs Zuversicht, dass er mit seinen Soldaten, lange bevor der König auch nur von dem Überfall erfuhr, in ein sicheres Versteck fliehen würde.
    Mit einer Handbewegung befahl Birch seinen Soldaten auszurücken, und sie huschten zwischen den Bäumen über Schneeflecken, die sich noch immer im Waldschatten hielten, und stürmten mit gezückten Klingen auf die Lichtung, um die ahnungslosen Siedler niederzumetzeln.
    Der Schlachtruf der Soldaten wurde durch die Schreie und Rufe des Feindes beantwortet. Der Holz hackende Mann starb als Erster, und eine Fackel setzte seine Hütte in Brand. Großmutter beobachtete den Kampf durch Birchs Augen. Er selbst hielt sich zurück und überließ es seinen Unteroffizieren, den Angriff zu führen. Einige Soldaten verfuhren mit den Frauen und Mädchen so, wie Soldaten es schon immer getan hatten, und zwangen die Männer, dabei zuzusehen. Birch hielt sie nicht zurück. Als sie fertig waren, wurden Frauen wie Männer ermordet.
    Großmutter beobachtete das alles ohne jede Gefühlsregung. Die Vergewaltigung der Frauen diente dazu, diejenigen, die bewaffneten Widerstand leisten würden, noch weiter zu demütigen, und sie spürte, dass Birch plante, diesen Umstand besonders hervorzuheben, indem er dem König eine »Botschaft« hinterließ.
    Als sie sah, dass sämtliche Siedler bis hinunter zum kleinsten Kind ermordet und alle ihre Gebäude niedergebrannt worden waren, empfand sie Zuversicht, dass Birch alles sehr gut im Griff hatte. Sie beschloss, ihn zu verlassen und etwas
anderes zu betrachten. Sie warf einen weiteren Garnstrang ins Feuer, und die Vision der Siedlung verschwand vor ihren Augen.
    Sie empfing keine neue Vision. Sie sah nur den Tanz des Feuers, aber sie hörte eine kurze Melodiefolge, wunderschöne Musik, die gerade noch lauter war als das Brüllen der Flammen.
    Was ist das?, wunderte sie sich.
    Sie schloss die Augen, und die Musik durchströmte sie, freudig, gelassen, geführt von einer kristallklaren Stimme. Ein eindringlicher Chor folgte dem Vorsänger, begleitet vom fernen Rhythmus von Hammerschlägen auf Stein, ein Klang, der von Durchhaltevermögen und Kraft erfüllt war …
    Sie begriff, dass dies das Flüstern war, das sie im Äther des Walls gespürt hatte. Großmutter riss die Augen auf, bevor sie noch tiefer hineingezogen wurde. »Nein«, murmelte sie.
    Min berührte ihren Arm. »Großmutter? Was ist? Geht es dir gut?«
    Großmutter nahm Mins Hand und war dankbar für die menschliche Berührung und Unterstützung.
    »Mir geht es gut«, sagte sie, »aber am Wall geschieht etwas, das mich beunruhigt.«
    Der Wall wurde stärker. Eine Stimme, die Stimme von jemand, der sich auf die Kunst verstand, dem Äther Form zu geben, führte den Gesang der Wallhüter an. Wer konnte das sein? Wer lebte noch auf dieser Erde, der so etwas vermochte?
    Es spielte keine Rolle, wer es war. Nur das Ergebnis zählte. Wenn die Sacorider den Wall reparierten, bevor die Hüter erwachten und der Wald sich erhob, waren alle ihre Mühen und Hoffnungen auf ein Zweites Reich gescheitert. Sie selbst würde scheitern, denn sie würde Gottes Auftrag nicht erfüllen können.
    Sie hatte einen

Weitere Kostenlose Bücher