Pfad der Schatten reiter4
bereits verkündet, dass er beabsichtigte, ihr auch nach der Hochzeit zu dienen. Sie würde mit ihrem Vater darüber reden und ihn bitten müssen, eine andere Aufgabe für Richmont zu finden.
In einer Biegung des Kurvenweges lag ein ziemlich anrüchig wirkender Gasthof. Der Gestank nach abgestandenem Bier drang bis auf die Straße hinaus. Ihr Vater trieb sein Pferd neben das ihre und wollte anscheinend mit ihr reden, aber irgendetwas flog sirrend durch die Luft und unterbrach ihn, und auf einmal war er nicht mehr da. Sein Pferd war da, aber er nicht.
»Vater?«
Schreie gellten in der Luft und alle, die sich in ihrer Nähe befanden, wirbelten plötzlich herum.
»Vater?«, schrie sie und drehte sich im Sattel um, aber sie konnte ihn nicht sehen. Überall um sie herum zügelten Waffen ihre Pferde, die sie und Zacharias schützend umringten.
Zacharias’ Pferd stieß heftig gegen das ihre, und die Erschütterung warf sie fast aus dem Sattel.
»Was ist …«
Alle Waffen stürzten auf Zacharias zu, der sich in diesem Augenblick in seinen Steigbügeln aufrichtete, um sie zu beschirmen. Sie konnte nicht sehen, was geschah. Aber sie hörte das Sirren erneut, und diesmal auch das dumpfe Geräusch des Einschlags.
Galens Körper zitterte heftig, als er den ersten Pfeil abschoss, und er fluchte, als der Pfeil vom Ziel abkam und irgendeinen alten Höfling durchbohrte, der das Pech hatte, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Ihm blieben nur noch Sekunden, bevor die Waffen sich schützend vor sein ersehntes Ziel warfen, aber er hatte den zweiten Pfeil bereits aufgelegt und die Sehne gespannt, als wäre er noch immer der große Bogenschütze in der Blüte seiner Jahre, konzentriert wie in einer Schlacht. Er musste ihn diesmal ruhig halten. Er durfte sein Ziel nicht verfehlen.
Schneller, als die Waffen sich bewegen konnten, atmete er tief ein und visierte seine Beute an. Unglaublicherweise richtete sich der König in den Steigbügeln auf, um die Dame neben sich abzuschirmen, und erhob sich über all jene, die versuchten, ihn zu beschützen, als wollte er Galen ein Ziel präsentieren, das er unmöglich verfehlen konnte. Er atmete aus und ließ den Pfeil fliegen.
Er beobachtete, wie er auf seinem tödlichen Weg durch die Luft schoss. All seine Hoffnung und seine Rache hingen nun von den Luftströmungen ab, die den Schaft und die Fiederung erfassten. Die Federn hatte er selbst einer Gans ausgerupft und mit großer Sorgfalt am Schaft festgeklebt. Er sah zu, wie der sirrende Pfeil seine Flugbahn bis zum Ende beschrieb und ins Ziel einschlug. Sein Zittern hatte seine Tat nicht durchkreuzt, er hatte ins Schwarze getroffen.
Nun war der Kreis vollendet, der Kreis seines Planens und Wartens. Nun konnte er sich ausruhen. Glücklich und erschöpft, erfolgreich und nach erfüllter Rache konnte er sich nun im Himmel mit seiner Frau und seinem Sohn vereinen. Er sank auf den Speicherboden und flüsterte ein kurzes Gebet, dann hob er das Giftfläschchen an die Lippen.
DIE FOLGEN
Laren beobachtete die Szene amüsiert. Die übrigen Reiter hatten ihr Training beendet und kühlten nun ihre Pferde ab, indem sie sie im Schritt um die Außenarena gehen ließen. Wie üblich hatte Ben es unterdessen nicht einmal geschafft, in den Sattel zu kommen. Er starrte Rotkehlchen an, und Rotkehlchen tat so, als wäre er ein höchst gefährliches Pferd, indem er zurückstarrte und mit dem Schweif ausschlug, mehr wie eine Katze.
Elgin lehnte sich neben sie an den Zaun. »Ich weiß nicht, was wir mit ihm anfangen sollen.«
»Mit Ben oder mit Rotkehlchen?«, fragte sie.
Elgin lachte grunzend. »Mit beiden. Ben ist schon übernervös, bevor er überhaupt zum Training erscheint, und Rotkehlchen ist klüger, als gut für ihn ist.«
»Das ist wahr«, stimmte Laren zu, »aber noch nie hat jemand so viel Ärger mit ihm gehabt.«
»Ich wette, dass noch nie ein Reiter Angst vor Pferden hatte.« Elgin strich sich übers Kinn. »Hast du versucht, Ben ein Pony zu geben?«
»Ein Pony? Die können ziemlich heimtückisch sein.«
»Ich weiß«, antwortete Elgin. »Sie sind schlaue kleine Biester, aber Ben weiß das wahrscheinlich nicht, und vielleicht ist es die Größe des Pferdes, die ihn nervös macht, und dann wäre ein Pony vielleicht die Lösung. Ein altes, schlafmütziges Pony wäre vielleicht nicht so mürrisch.«
»Hmm.« Falls die Größe das Problem war, sollte man diese Idee vielleicht erwägen.
Drüben in der Mitte der Arena folgte
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