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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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beruhigte sich, als die Eleterin Hana die duftende Salbe in ihre Handwunde rieb. Im Vergleich zu ihren Kameraden war Karigan noch gut davongekommen.
    Als die Wunden versorgt und der Totenhügel errichtet waren, stieß Grant Porters Schwert dort in den Boden, wo seine rechte Hand gewesen wäre, und murmelte ein paar stockende Worte, in denen er die Götter bat, den guten Gefreiten in den Himmeln willkommen zu heißen. Als er fertig war, machten die Sacorider das Zeichen der Mondsichel, während die Eleter neugierig und unbeteiligt zusahen.
    Grant brauchte einige Zeit, um Porters Habe zu durchstöbern, wobei er das meiste wegwarf und nur Dinge aufhob, die für die Mission unentbehrlich waren. Unterdessen wandte Karigan ihren Blick vom Grab ab und spähte über die Straße. Sie hatte Porter kaum gekannt, aber sie zweifelte nicht daran, dass er ein guter, tapferer Mann gewesen war. Sonst hätte man ihn nicht für diese Expedition ausgewählt. Sein Schicksal hätte ebenso gut sie selbst oder Yates ereilen können, oder irgendeinen der anderen. Und das konnte immer noch geschehen.
    Sie zupfte zarte, schimmernde Federn von ihrer Kleidung. Kolibris , dachte sie kopfschüttelnd. Sie hatte damit gerechnet, gegen andere schreckliche Wesen zu kämpfen, die im Wald lebten, aber Kolibris? Sie würde sie nie wieder im selben Licht sehen können wir früher, nicht einmal auf ihrer Seite des Walls.
    Als in den Ästen über ihnen Flügel schlugen, dachte sie, dass die Vögel trotz Graelaleas Versicherung zu einem erneuten Angriff zurückgekommen waren.

DIE EULE
    Die Flügel, die durch die Luft strichen, waren jedoch groß und weiß und ganz anders als die eines winzigen Kolibris. Als sich die Schneeeule auf einem Ast niederließ und ihre Flügel zusammenfaltete, sah sie wie ein Schneeklumpen aus, bis sie den Kopf drehte, um ihre Umgebung zu betrachten. Karigan wurde bewusst, dass sie beim Betrachten der Eule blinzelte. Das Weiß ihres Gefieders war im düsteren Wald so grell, dass es ihren Augen wehtat.
    Die anderen traten neben sie und beobachteten den Vogel ebenfalls.
    »Wo sind Ihre Pfeile?«, herrschte Grant die Eleter an. »Wir sollten dieses Ding ebenfalls töten.«
    »Nein«, antwortete Graelalea. »Dies ist kein Bewohner dieses Walds und stellt keine Gefahr für uns dar.«
    »Woher wisst Ihr das? Die anderen Vögel sahen auch ganz harmlos aus, bis sie …« Mit einer heftigen Geste wies er auf Porters Totenhügel und die Kolibrileichen, die die Straße bedeckten.
    »Ich weiß, dass diese Eule nicht aus diesem Wald stammt, und das ist genug.«
    »Sie hat recht«, murmelte Lynx. Seine Augen waren vor Konzentration geschlossen. »Sie stammt von der anderen Seite des Walls. Außerdem könnte sie in diesem Wald ihr schneeweißes Gefieder nicht beibehalten.«

    »Ich habe gestern eine gesehen«, sagte Karigan, »als ich ausgeritten bin. Was macht sie wohl hier? Hat sie sich verirrt?«
    »Verirrt? Das glaube ich nicht«, antwortete Graelalea. »Sie ist nicht zufällig hier. Solche Eulen werden in Eletien verehrt.« Sie strich über eine der weißen Federn, die in ihr Haar eingeflochten waren. Ein Licht schimmerte in ihren Augen. »Wir nennen die Schneeeule Enmorial , Erinnerung.«
    Die Eule putzte sich und sah aus, als fühlte sie sich in dem finsteren Wald völlig zu Hause. Sie kümmerte sich kaum um sie, als wären sie ihrer Beachtung nicht wert.
    »Wieso ›Erinnerung‹?«, fragte Karigan.
    »Weil sie Erinnerungen bewahrt.«
    Karigan seufzte. Das war eine typisch eletische Antwort.
    Die Eule breitete ihre Flügel aus, erhob sich von ihrem Ast, kreiste über ihren Köpfen und glitt dann langsam herab, bis sie auf Graelaleas ausgestrecktem Handgelenk landete. Aufgrund der Rüstung richteten die Krallen keinen Schaden an. Sie sahen einander einen langen Augenblick an, bevor sich der Vogel wieder in die Luft erhob. Sie beobachteten, wie er über den Bäumen im Nebel verschwand und eine einzelne Feder taumelte zu Boden: der einzige Beweis dafür, dass er real gewesen war.
    Graelalea fing die Feder auf, bevor sie den Boden berühren konnte, und lächelte. »Erinnerung«, sagte sie und steckte die Feder in einen ihrer Zöpfe.
     
    Sie ließen Porters Grab zurück und schleppten sich weiter die Straße entlang. Die Feuchtigkeit der Luft wurde zu einem allgegenwärtigen Tröpfeln, das durch die Bäume des Waldes und auf ihre Kapuzen rieselte. Die Dunkelheit und der Verlust Porters lasteten schwer auf Karigans Geist. Sie konnte nicht

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