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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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wurden die Klänge des Waldes lauter, das Knarzen der kahlen Äste, das Tröpfeln des Wassers, das von den Zweigen fiel, das wilde Kreischen naher und ferner Wesen. Während ihrer Zeit als Reiterin hatte sie viele Nächte allein in der Wildnis verbracht, aber die Geräusche jener Nächte waren gedämpfter gewesen, nicht so scharf und grell. Diese Nächte waren auch nicht so pechschwarz gewesen.
    Es war beinah lächerlich, Wache zu halten, denn außerhalb des Lichtscheines konnte sie absolut nichts sehen. Ob sie die anderen warnen konnte, wenn sie überfallen wurden? Von einem weiteren Kolibrischwarm oder etwas noch Schlimmeren? Sie schlang ihre Finger fest um das glatte Holz ihres Stabes. Alle ihre früheren Sorgen und Probleme schienen nun weit weg zu sein. Sie dachte nicht mehr an Alton und Estral, nicht einmal an König Zacharias.
    Als sie jünger gewesen war und Gilan Wyllolands Abenteuer
gelesen hatte, hatte sie immer von einem Helden wie Gilan geträumt, der sie retten und auf seinem wundervollen weißen Pferd davontragen würde.
    Dummes Zeug , dachte sie mit einem Anflug von Bitterkeit. Kleinmädchenträume .
    Wie oft hatte sie sich selbst den Weg schon freigekämpft? Niemand würde zu ihrer Rettung erscheinen. Mit Sicherheit nicht König Zacharias, und das nicht nur, weil er sie im Augenblick gar nicht hätte erreichen können. Denn selbst wenn sie in seiner Nähe war, blieb sie für ihn sozusagen unerreichbar.
    Sie konnte sich nur auf sich selbst verlassen, und es war Zeit, die Kleinmädchenträume zu vergessen, so nett sie auch gewesen waren. Vielleicht rief der Wald solche trüben Gedanken in ihr wach, die jede Hoffnung zerstörten. Es war ihr aber egal. Nach Porters sinnlosem und bizarrem Tod hatten die alten Träume viel weniger Gewicht als vorher. Vielleicht würden ihr diese Dinge wieder wichtig werden, wenn sie den Wald lebendig verließ, aber im Augenblick war Überleben das Wichtigste. Es gab keinen Helden, der sie sicher aus der Gefahrenzone brachte. Es gab nur sie selbst.
    Sie seufzte. So finster ihre Gedanken auch waren, gab es ihr doch ein gewisses Gefühl des Friedens, anzuerkennen, was wahr war und was nicht.
    Schritte kündigten die Ankunft Hauptmann Grants an, der in seinen Umhang gehüllt war, das Gesicht unter seiner Kapuze verborgen.
    »Sie können schlafen gehen, Reiter. Ich übernehme den Rest Ihrer Wache.«
    »Wie bitte?«
    »Es ist schon in Ordnung. Ich kann nicht schlafen. Dieses verdammte Tröpfeln macht mich verrückt. Gehen Sie jetzt, Sie sind vom Dienst befreit.«

    »Danke schön, Sir.«
    Karigan stand auf und zog sich in das Zelt zurück, das sie mit Yates teilte.
    Tröpfeln?, staunte sie, als sie durch den Zelteingang schlüpfte. Nun ja, es tropfte ununterbrochen auf die Zeltleinwand, aber sie störte das nicht. Yates’ Schnarchen dagegen? Das war eine andere Sache.
    Ganz zu schweigen vom sporadischen, markerschütternden Kreischen irgendeines Wesens, das tief im Wald sein Leben ließ.

DIE MONDUHR
    Sie überlebten die Nacht. Diejenigen, die zur Wache eingeteilt waren, berichteten von Wesen, die im Wald herumschnüffelten und raschelten, aber keines war ihnen zu nah gekommen. Die Morgendämmerung eines weiteren feuchten grauen Tages zog herauf und das Lager wurde zügig abgebrochen.
    Karigan glaubte nicht, dass irgendeiner der Sacorider gut geschlafen hatte, vielleicht mit Ausnahme von Yates, der die ganze Nacht geschnarcht hatte. Aufgrund seines Schnarchens und der Steine, die sich in ihren Rücken bohrten, schlief sie jedenfalls nicht gut. Was die anderen anging: Lynx hatte tiefe Tränensäcke, und sie fragte sich, ob die Stimmen des Waldes in seine Träume eingedrungen waren. Ard sah missmutig aus und hantierte so brutal mit seiner Ausrüstung, als wollte er etwas zerbrechen. Ein verhärmter Grant kratzte andauernd seinen Arm und murmelte etwas über das ständige Tröpfeln vor sich hin.
    Sobald alle fertig waren, brachen sie auf und folgten weiter der Straße. Sie waren in gedrückter Stimmung, und niemand hatte Lust, zu schwatzen. Nichts bedrohte sie während ihres Marsches, aber Karigan hatte das Gefühl, dass jede ihrer Bewegungen von missgünstigen Augen beobachtet wurde.
    Sie hielten nur mittags an, um etwas zu essen, und als sie fertig waren, verkündete Graelalea: »Hier werden wir die Straße verlassen.«

    »Was?«, schimpfte Grant. »Was meint Ihr damit, dass wir die Straße verlassen?«
    »Ihr erwartet doch wohl nicht, dass wir uns einen Weg durch diesen Wald

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