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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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fixiert.
    Alarmiert fragte sie: »Yates? Alles in Ordnung mit dir?«

    »Ich kann nicht da hineinschauen«, sagte er und strich sich mit der Hand über die Augen. »Ich kann überhaupt kaum sehen.« Er blinzelte. »Es ist alles weg. Ich sehe nichts mehr. Ich bin blind.«

WURZELN
    Karigan wedelte mit der Hand vor Yates Gesicht, aber er zwinkerte nicht einmal. Sie legte ihre Hände auf seine Wangen, drehte seinen Kopf so, dass sie ihm direkt in die Augen spähen konnte, und suchte darin nach irgendwelchen Anzeichen für eine Verletzung, aber sie sah nichts.
    »Tun deine Augen weh?«, fragte sie.
    »Nein«, antwortete er.
    »Aber wie ist das denn passiert?«
    »Ich …« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich weiß nicht. Es fing gestern Abend an. Heute ist es schlimmer geworden und jetzt…« Er seufzte schaudernd. »Karigan«, flüsterte er, »ich habe Angst.«
    Sie hatte auch Angst. Wenn Yates blind im Schwarzschleierwald herumstolperte, verringerte das seine Überlebenschancen enorm, und außerdem würde er die Gruppe behindern.
    Sie packte seine Hände und drückte sie fest. »Wir kriegen das wieder hin, Yates. Vielleicht wissen die Eleter, was …«
    Aus dem Gebäude mit den Schädeln erklang ein Scheppern. Karigan sah hinein – alle sahen hinein. Ein riesiger, schlangenartiger Fangarm wand sich durch die Schädel und hielt hie und da inne, als wollte er die Luft erspüren.
    »Oh Götter«, murmelte Grant.
    Das Ding richtete sich auf, wodurch mehrere Schädel vom Stapel zu Boden krachten, bewegte sich ruckartig zum Eingang
und stürzte sich auf sie. Sie sprangen zurück und Karigan zerrte Yates mit.
    »Was ist los?«, fragte er.
    »Irgendein Wesen oder …« Verrückterweise sah es wie eine Baumwurzel aus.
    Um sie herum erhob sich ein Zischen, grollte durch die Ruinen und brachte die Äste zum Erzittern. Immer mehr Fangarme erwachten zum Leben – es waren tatsächlich Wurzeln. Sie ringelten sich aus den Schatten und glitten wie Tausende von Schlangen auf sie zu.
    »Wir müssen gehen«, sagte Graelalea. »Sofort!«
    Schon als sie sich zur Flucht umwandten, schnellte eine Wurzel auf Hana zu und umschlang sie. Sie schrie. Die Eleter stürzten zu ihr und hackten mit ihren Schwertern auf die Wurzel ein, aber diese packte Hana und schleuderte sie innerhalb eines Augenblickes durch die Luft in den Wald hinein, weit außer Sicht. Ihre Schreie hallten nach, bis sie abrupt endeten.
    »Hana!«, rief Lhean. Er wollte ihr nachrennen, aber Ealdaen und Telagioth hielten ihn auf und redeten schnell auf Eletisch auf ihn ein.
    Den übrigen schrie Graelalea zu: »Folgt mir! Schnell!«
    »Was ist los?«, wollte Yates wissen.
    Karigan packte seinen Arm und stieß ihn aus dem Weg, als eine Wurzel nach ihr schlug. Alle stürmten zum Zentrum der Lichtung.
    Wurzeln fielen über die Ruinen her, zerquetschten die Mauern und die Überreste der Dächer. Das Gebäude mit den Schädeln schien zu explodieren, und Schädel rollten durch die geborstenen Wände nach draußen. Sie krachten durch das Haus mit dem Mosaik, und Karigan dachte an das Mädchen und ihren Geliebten, die nun in eine Million winziger, blinkender Scherben zerborsten waren.
    Die Wurzeln erhoben sich, griffen wie züngelnde Flammen
nach der Gruppe und zischten, wenn sie auf nackten Fels prallten.
    Die Reisegefährten packten im Davonrennen ihr Gepäck. Karigan zerrte immer noch den stolpernden Yates hinter sich her, und sie waren die Letzten, die der Gruppe folgten, als Graelalea am gegenüberliegenden Rand der Lichtung in den Wald eintauchte. Als Karigan einen Blick zurückwarf, sah sie, wie die Wurzeln über die Lichtung hinweg hinter ihnen herzüngelten. Die Ruinen, die Jahrhunderte überstanden hatten, waren innerhalb weniger Augenblicke pulverisiert worden.
    »Mein Rucksack«, sagte Yates. »Wir müssen zurückgehen und meinen Rucksack holen.«
    »Nein«, versetzte Karigan, der vom Anblick der sich windenden, zupackenden Wurzeln und vom Verlust Hanas übel war. »Wir können nicht zurück.«
    Sie bemühte sich, Lynx im Auge zu behalten, aber Yates stolperte dauernd und fiel hin. Er kam nicht schnell genug vorwärts. Es erschöpfte ihre Kraft, ihn ständig hinter sich herzuzerren und aufrecht zu halten. Wenn er hinfiel, zog er sie meist mit zu Boden, aber sie versuchte verzweifelt, mit den anderen Schritt zu halten, stand sofort wieder auf, half Yates beim Aufstehen und trieb ihn weiter vorwärts.
    Sie konnte die anderen schon fast nicht mehr

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