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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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ihrer Kameraden zu entgehen.

TELAVALIETH
    Mornhavon der Schwarze hatte diese Stufen erklommen. Karigan hatte es selbst gesehen. Sie war dabei gewesen. Er war auf die Terrasse getreten und hatte die Hand nach ihr ausgestreckt. Selbst als sie im frühen Licht des nächsten Morgens die Treppe hinunterblickte, die in das neblige Tal führte, war das Erlebnis so wirklich, so gegenwärtig, dass sie fast Mornhavons Berührung auf der Haut spürte. Sie schauderte.
    Mit einem letzten Blick auf die Monduhr folgte sie Yates die Stufen hinunter – sie ging denselben Weg zurück, den Mornhavon genommen hatte.
    Der Schwarzschleierwald war heute genauso trostlos wie in den Tagen davor, aber als sie die Höhe verließen und in den Nebel des Tals eindrangen, wurde es sogar noch finsterer. Die natürlichen oder von Hand behauenen Steine, aus denen die Stufen bestanden, waren glitschig von dem tropfnassen Moos und den Flechten, die sie überwucherten. Einige Steine knirschten, wenn sie darauftrat. Einige fehlten ganz, sie waren den Abhang hinuntergefallen, und die Gruppe war gezwungen, vorsichtig bis zur nächsten soliden Stufe zu klettern, wobei ihre Füße Schotter lostraten, der ins Tal rollte.
    Einige Stellen waren fast flach, aber dennoch schmerzten Karigans Knie vom ständigen Hinuntersteigen, und sie benutzte ihren Knochenholzstab, um sich abzustützen.
    Yates stolperte vor ihr her.

    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte sie ihn.
    Er grunzte zur Antwort.
    Karigan überlegte, ob sie ihm ihren Stab leihen sollte, denn er blieb wiederholt stehen, um auszukundschaften, wohin er als Nächstes treten sollte. Dann ging er zwar weiter, aber sehr zögernd, und klammerte sich beim Abstieg an Bäume oder stemmte sich gegen die Felsbrocken, die am Rand der Treppe lagen. Diejenigen, die hinter ihm kamen, schimpften über sein Zaudern.
    Als sie sich dem Talgrund näherten, wurde der Nebel so dicht, als wäre es schon Abend, aber trotzdem bemerkte Karigan, dass sich das Terrain änderte. Die Treppe wand sich durch ein Gebiet voll riesiger Felsbrocken, die schon vor langer Zeit den Hang heruntergestürzt sein mussten, denn sie lagen tief im Boden und waren mit dickem Moos bedeckt. Farnbüschel von der Größe kleiner Bäume ragten zwischen ihnen hervor, die fleckigen und geschwärzten Blätter von Spinnweben verfilzt. Über ihnen hingen drahtige Flechtenbärte von Ästen herab und wurden von denjenigen, die an der Spitze des Zuges gingen, abgeschlagen. Es war, als würden sie eine urzeitliche Welt betreten.
    »Dank den Göttern«, murmelte Yates, als sie endlich ebenen Boden erreicht hatten. Auch Karigan war erleichtert.
    Graelalea hielt jedoch nicht an, um zu rasten. Sie folgte einem Pfad, der anscheinend nur aus Matsch und Morast bestand, und die Farne erhoben sich um sie herum wie ein Wald. Bald erreichten sie einen schlammigen Bach und folgten eine Zeit lang seiner Uferböschung. Krugpflanzen wuchsen an seinen Ufern, aber nicht die normal großen, winzigen, die Karigan kannte. Genau wie die Farne waren auch sie übergroß und erinnerten an Weinfässer.
    Eine der Krugpflanzen zuckte. Die Hinterbeine irgendeines Säugetieres – vielleicht eine Art Hase – zappelten über dem
Rand der fleischfressenden Pflanze, unfähig, sich zu befreien. Karigan wandte den Blick ab. Ihr war übel.
    »Wissen Sie«, sagte Ard, »irgendwie funktioniert das alles.«
    »Was funktioniert?«, fragte sie.
    »Der Wald hier. Er ist im Gleichgewicht mit sich selbst, die Raubtiere und die Beutetiere. Sogar die Pflanzen haben sich angepasst.«
    »Wollen Sie damit sagen, dieser Wald sei gesund?«
    »Er ist natürlich ein pervertierter Ort«, antwortete Ard, »aber trotzdem ist er in sich selbst harmonisch. Vielleicht würde er im Lauf der Zeit wieder dem ähnlich werden, was wir auf unserer Seite des Walls gewohnt sind.«
    Solange Mornhavon nicht zurückkommt, dachte Karigan.
    »Das Gleichgewicht ist auf beiden Seiten des Walls gestört«,  warf Spiney von seinem Platz am Ende der Reihe ein. »Die gesamte Äther-Ebene ist hier gefangen, sodass es auf der anderen Seite fast keine mehr gibt. Das ist ein Ungleichgewicht.«
    »Was wollen Sie deswegen unternehmen?«, fragte Ard wütend. »Den Wall einreißen?«
    Sie warteten auf Spineys Antwort. Karigan wusste, dass einige Eleter sich genau das wünschten; vielleicht gehörte auch Spiney dazu, der einmal versucht hatte, sie umzubringen, weil sie sich seiner Meinung nach zu sehr in die Angelegenheiten eingemischt

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