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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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starrten sie schweigend an, als würden sie mehr erwarten. Sie leckte ihre Lippen. »Wir sind Nachfahren von Arcosia«, sagte sie. »Vom großen Volk des Mornhavon.« Sie zog das Medaillon des toten Baumes hervor.
    Die Augen der alten Erdriesin weiteten sich, als sie es erkannte. Sie brabbelte aufgeregt, und auch die anderen fielen wieder ein. Sie brachten Großmutters Gaben: eine Halskette aus Knochen und rohes Fleisch. Es tat ihr gut, dass auch andere Wesen das Reich noch immer ehrten. Ihre Ahnen hatten in Mornhavons Schlachten gedient.

    Wie, überlegte sie, konnte sie diese Erdriesen dazu bringen, ihr zu dienen?
    Die alte Erdriesin klopfte auf ihre Brust. »Gubba«, erklärte sie. »Gubba.«
    »Was sagt sie?«, fragte Deglin.
    »Ich glaube, das ist ihr Name«, antwortete Großmutter. Sie deutete auf die Erdriesin. »Gubba.« Dann legte sie ihre Hand auf die eigene Brust. »Großmutter.«
    Gubba begriff sofort, imitierte Großmutters Gesten und deutete auf sie. »Grrrrsmutta.« Dann deutete sie auf sich selbst. »Gubba.«
    Als die Namen geklärt waren, zupfte Gubba Großmutter am Ärmel und zog sie zu einem der Erdhaufen.
    »Großmutter!«, rief Sarat.
    Großmutter warf einen Blick zurück. Die Erdriesen standen ihren Leuten im Weg und verhinderten, dass diese ihr folgten, aber in allen Gesichtern außer Lalas zeichnete sich Furcht ab. »Habt Geduld«, sagte sie zu ihnen. »Mir wird nichts passieren.« Sie wusste, dass das stimmte. Diese Gubba hatte sie willkommen geheißen und spürte, dass Großmutter ihr gleichgestellt war. Das bedeutete nicht, dass Großmutter große Lust hatte, in dieses Loch zu kriechen, aber die Höflichkeit schien es zu erfordern.
    Gubba fiel auf alle viere und kroch trotz ihres Alters gewandt in das Innere des Hügels. Großmutter blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Langsam ließ sie sich auf die Knie nieder und krabbelte in den Erdhaufen, wobei sie ihr Garnkörbchen hinter sich herzog.
    Drinnen überfiel sie der eklige Gestank von Urin, nassem Fell und feuchtem Schmutz. Durch die gewölbte Erddecke drangen Pflanzenwurzeln, auf denen es von Kriechinsekten wimmelte. Gubba fing einen sich windenden Tausendfüßler von der Decke, steckte ihn in den Mund und zermanschte ihn
mit dem Zahnfleisch. Nachdem sie ihn geschluckt hatte, verzog sie ihre Lippen in einer Art Lächeln nach oben. Von ihren vielen Zähnen waren ihr fast nur die gelben Eckzähne geblieben.
    Ein mit geronnenem Fett gefüllter Lehmbecher diente als primitive Lampe, deren rußiger Rauch ranzig stank. Der Boden war von einer gewebten Riedmatte bedeckt, und Gubba bedeutete Großmutter, sich hinzusetzen. Großmutter hatte ohnehin kaum eine andere Wahl, da die Decke so niedrig und die Insekten ihrem Haar so nah waren.
    Als ihre Augen sich an das schummrige Licht in Gubbas Höhle gewöhnt hatten, entdeckte sie überall auf dem Boden angenagte Knochen, weitere Schmarotzerinsekten in den dunklen Winkeln und einen unordentlichen Stapel … irgendwelcher Dinge. Dinge, die einen zweiten Blick erforderten. Sie war sicher, dass sie aus Metall bestanden. Einige sahen aus wie rostige Schwertscheiden, andere wie ein Haufen Nägel oder Teile von Rüstungen, aber etliche Objekte konnte sie nicht identifizieren. Bruchstücke eines Mechanismus, um Bewegung zu erzeugen, Federn und Röhren – waren das etwa Artefakte aus Arcosia? Die Chroniken ihres Volkes behaupteten, dass ihre Vorfahren ungewöhnlich begabt bei der Herstellung listiger Mechanismen gewesen waren.
    Gubba hob ihre Lampe, sodass sich die Schatten verschoben und ein Teil der Wand sichtbar wurde, die mit primitiven Bilder bedeckt war, gemalt mit Ruß und einer rotockerfarbenen Substanz. Getrocknetes Blut? Sie wusste es nicht. Die Bilder bestanden aus Handabdrücken, erschreckenden Wesen, Spiralen und abstrakten Mustern, und in der Mitte all dieser Dinge prangte der tote Baum des Zweiten Reiches.
    Als Gubba sicher war, dass Großmutter den Baum wiedererkannt hatte, stellte sie die Lampe ab und zog einen Beutel von ihrem Gürtel, aus dem sie winzige Knochen in ihre klauenförmige
Hand schüttete. Sie hauchte sie an und warf sie auf die vor ihr liegende Matte. Daraufhin beugte sie sich darüber, als würde sie das Muster studieren.
    Aha , dachte Großmutter, Gubba hält sich für eine Wahrsagerin . Großmutter hielt nicht viel von solch billigen Tricks und war irgendwie enttäuscht, dass ihr so etwas vorgesetzt wurde.
    Gubba bewegte ihre Finger. Die Knochen vibrierten und

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