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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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erhoben sich von der Matte, sodass sie zwischen ihnen schwebten. Großmutter änderte ihre Meinung. Dies war die wahre Kunst. Gubba besaß trotz allem eine gewisse Macht über den Äther.
    Gubba zwitscherte, und ihr Blick ruhte beschwörend auf den Knochen. Mit einem eindeutigen »Ooooh!« beobachtete sie sie noch ein paar intensive Augenblicke lang und ließ sie dann sanft wieder auf die Matte hinuntersinken. Sie wandte ihr Auge Großmutter zu und deutete auf das Garnkörbchen.
    Großmutter nahm an, das bedeutete, dass Gubba von ihr ebenfalls einen Machtbeweis sehen wollte. Sie suchte unter den Garnen, die immer weniger wurden. Sie besaß keine Möglichkeit, sich neue Fäden zu beschaffen, und hatte sich angewöhnt, mit den wenigen, die ihr verblieben waren, sehr sparsam umzugehen. Eine einfache Demonstration mit einem kleinen Knoten würde genügen müssen. Sie würde aus einer Flamme eine Blume erschaffen.
    Durch Gesten fragte sie, ob sie sich die Lampe ausleihen durfte, und Gubba antwortete mit einem sehr menschlichen Kopfnicken. Rasch machte Großmutter einen einfachen Knoten, einen der ersten, die sie auf dem Schoß ihrer Mutter gelernt hatte, und ließ ihn in die Flamme fallen.
    Es erblühte keine Blume, wie sie erwartet hatte, aber stattdessen spross ein Baumstamm aus dem Becher und wuchs und wuchs, bis er gewaltig groß war, und auf ihn folgten weitere
Bäume, bis sie und Gubba mitten im Trugbild eines riesigen Waldes aus uralten Bäumen saßen.
    »Der Hain«, murmelte Großmutter ehrfurchtsvoll. »Es kann nichts anderes sein.« Wieder hatte der Schwarzschleier mit der ihm eigenen Perversion den Äther dazu gebracht, ihre Absicht zu verzerren, aber diesmal war das Ergebnis großartig. Mit weit aufgerissenem Auge nahm Gubba den Anblick der Bäume in sich auf.
    Dann donnerte eine Stimme: »FINDE DEN HAIN!« Gubbas Höhle vibrierte von der Stimme Gottes. Kriechinsekten fielen von der Decke.
    Gubba kreischte, und Großmutter senkte den Kopf. »Ja, mein Herr«, flüsterte sie.
    »FINDE DEN HAIN, BEVOR DIE ANDEREN IHN FINDEN.«
    »Die anderen?«
    »WECKE DIE SCHLÄFER!«
    Die Illusion verschwamm, und alles war wieder wie zuvor. Gubba streckte eine zitternde Hand nach Großmutter aus. »Gubba scurrit Grrrrsmutta. Gubba scurrit Grrrrsmutta ock Schläfrrr.« Sie ließ ihre Finger über die Matte laufen.
    Großmutter kroch in Hochstimmung aus Gubbas Höhle. Gott hatte sie nicht verlassen, und wenn sie Gubbas Gebrabbel richtig verstanden hatte, würde die alte Erdriesin sie zu dem Hain der Schläfer führen. Automatisch zupfte sie ein sich windendes Insekt aus ihrem Haar. Ihre Leute kamen auf sie zu, berührten und streichelten sie, um sich zu vergewissern, dass es ihr gut ging, und ihre ängstlichen Gesichter entspannten sich erleichtert.
    »Es ist alles gut«, sagte sie zu ihnen. »Gubba wird uns zu den Schläfern führen, und sie werden erweckt, wie Gott es wünscht.«
    Trotzdem nagten Zweifel an ihr. Wer waren diese »anderen«,

die ebenfalls nach den Schläfern suchten? Bestimmt verursachten sie die Störung, die sie im Wald gespürt hatte. Und außerdem war da diese Musik, die zu einer Unterströmung des Äthers geworden war und die sie wie einen ständigen Juckreiz empfand, den sie nicht lokalisieren konnte. Diese Musik konnte den Wall stärken und alles zerstören, wofür sie sich abmühte, indem sie den Schwarzschleier wieder abriegelte.
    Als wäre es nicht schon schwierig genug, im Wald zu überleben, musste sie sich nun auch noch mit Gefahren von zwei verschiedenen Seiten auseinandersetzen.
    Sie umarmte Lala und drückte sie an sich. Sie würde alles tun, was nötig war, und alles opfern, was sie opfern musste, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Das Zweite Reich hing davon ab.

DIE RÜCKKEHR ZUM ERDTURM
    »Wir hätten es ihr gleich sagen sollen«, sagte Estral. Alton saß am Tisch im Erdturm und starrte missmutig auf die Bücher, die darauf aufgestapelt waren. Estral stand auf der anderen Seite und hatte die Hände in die Hüften gestemmt. Als sei er nicht schon bedrückt genug, weil die Begegnung mit Karigan so katastrophal verlaufen war, hatte er nun auch noch genau das getan, was er unter allen Umständen hatte vermeiden wollen: Er hatte Karigans beste Freundin verärgert. Seit dem Morgen, an dem die Gruppe abgereist war, hatten sie diese Diskussion geführt.
    »Ich wollte den richtigen Moment abwarten.«
    »Für so etwas gibt es keinen richtigen Moment«, gab Estral zurück. »Du …«
    Plötzlich tauchte

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