Pfad der Schatten reiter4
ohnehin auch von Haurris und den Schläfern erfahren. Wir müssen allen einschärfen, was Connly gesagt hat: dass wir weiterhin unsere Pflicht erfüllen müssen, egal ob wir die Reiter des Königs sind oder die Reiter der Königin.«
DROHUNGEN
In der undurchdringlichen Dunkelheit schlug eine Glocke. Ihr durchdringender Klang kratzte Larens Seele wund, und sie nahm an, dies müsse die Totenglocke sein, die die Nachricht verkündete. Die Nachricht vom …
Sie war so verstrickt in die Gezeiten der Finsternis, dass sie sich zunächst an nichts erinnern konnte. Während sie sich unter ihren Decken hin und her warf, wurde der Horizont zwar etwas heller und färbte sich grau, doch dann verdunkelte er sich wieder, als sie von Pfeilen träumte, Pfeile, die den kleinen Jungen durchbohrten, den sie so liebte.
Die Glocke schlug einen letzten Ton, der in der Luft hängen blieb.
»Zacharias!« Sie setzte sich auf, vom Licht geblendet, verwirrt. Wo war sie? Dies war nicht ihr Bett.
Jemand drückte ihre Schulter mit der Hand zurück, und sie sank wieder in ihre Kissen. »Ganz ruhig, Red.«
Beim Klang von Elgins Stimme seufzte Laren und rieb sich die Augen. Auch als sie sich an das Licht gewöhnt hatte, war ihr Blick immer noch unscharf, und ihr Kopf schmerzte pochend. »Ein schrecklicher Traum«, murmelte sie. Ihr Mund war ausgetrocknet. »Ein schrecklicher Traum von Zacharias.« Sie versuchte vergeblich, nach einem Glas Wasser zu greifen, das auf ihrem Nachttisch stand. Elgin sah, was sie wollte, und half ihr beim Trinken. Als sie das Glas ausgetrunken hatte,
füllte er es wieder aus einem Krug. Diesmal trank sie langsamer.
»Was ist passiert?«, fragte sie. »Wo bin ich?«
»Destarion sagte, du wärst vorgestern Abend krank geworden«, antwortete Elgin. »Du bist im Lazarettflügel.«
»Davon weiß ich gar nichts …« Ihr Kopf tat so weh, und sie fühlte sich so zerschlagen, dass sie sich nicht an die Ereignisse dieses Abends erinnern konnte. »Ich habe die Totenglocke gehört.«
»Die Totenglocke? Jetzt eben? Ach wo, das war nur die Mittagsglocke.«
»Dann war es alles ein Traum«, flüsterte sie erleichtert. »Zacharias geht es gut.«
Es entstand eine schmerzhafte Pause, bevor Elgin erneut sprach. »Ich weiß nicht, was du geträumt hast, und es war keine Totenglocke, aber dem Prinzen … dem König geht es gar nicht gut. Aber er lebt. Noch.«
»Oh ihr Götter.« Unwillkürlich liefen ihr Tränen über die Wangen, als sie die Bruchstücke ihrer Erinnerungen zusammenfügte. Der wahnsinnige Ritt mit Ben über den Kurvenweg, der Wagen, der ihnen entgegenraste und in dem Zacharias lag, von einem Pfeil durchbohrt, und Lord Coutre, der sterbend neben ihm ruhte. »Sag mir, sag mir, was mit ihm ist.«
»Nun ja«, sagte Elgin, »Ich weiß nicht viel mehr, als dass er bereits zwei Nächte überlebt hat.«
Laren schöpfte Hoffnung. Wenn Zacharias schon zwei Nächte überlebt hatte … Dann musste er sich jetzt unbedingt weiterhin an sein Leben klammern. Er musste einfach!
»Deine Reiter haben sich Sorgen um dich gemacht«, sagte Elgin leise.
Sie blinzelte ihn an und erkannte unscharf seine Gestalt auf einem Stuhl neben ihrem Bett. »Ich glaube nicht, dass ich krank war. Ich weiß es nicht.« Sie durchwühlte ihr Gehirn auf
der Suche nach Erinnerungen an jenen Tag. Sie wusste noch, dass sie in Zacharias’ Gemächern gewesen war und mit Colin gesprochen hatte. Sie erinnerte sich, dass Lady Estora gekommen war, um nach Zacharias zu sehen.
»Destarion sagte, deine Krankheit sei ganz plötzlich aufgetreten. Er dachte, der Auslöser sei vielleicht die Belastung gewesen.«
Das könnte natürlich sein, dachte sie. Dennoch … allmählich konnte sie klarer sehen, und der Kopfschmerz ging zurück. Elgin war nicht mehr so verschwommen. Sie konnte sogar dunkle Schatten unter seinen Augen erkennen, und er erschien ihr ergraut, was sie bei ihm noch nie gesehen hatte.
»Es gibt noch etwas über den Zustand des Königs, das du wissen musst«, sagte er. »Er ist inzwischen verheiratet. Wir haben eine Königin.«
»Was?« Laren setzte sich kerzengerade auf, und die Welt verdunkelte sich erneut, sodass sie meinte, sie würde wieder ohnmächtig werden.
»Ganz ruhig, Red«, sagte Elgin. »Die Heiler haben mir ans Herz gelegt, dass du dich noch schonen musst.«
Seine Stimme gab ihr Halt, und sie zwinkerte die Finsternis fort. »Sie haben es also getan«, flüsterte sie, während eine Unmenge Erinnerungen gleichzeitig auf sie
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