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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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gerade, dass ich die vernünftige Entscheidung getroffen habe abzuwarten, und dann habe ich mich gefragt, seit wann ich vernünftige Entscheidungen treffe.«
    Im Lauf dieses trostlosen Tages fiel Karigan in einen unruhigen Schlummer, der von schwarzen Schemen und einem Gefühl der Abscheu erfüllt war. Ein Rascheln weckte sie. Yates saß neben ihr und schien ebenfalls halb eingenickt zu sein. Er hatte das Geräusch nicht verursacht – es war weiter entfernt gewesen. Sie sah sich um und entdeckte eine Bewegung, vielleicht einen Schatten, der zwischen den Bäumen umhersprang, aber fast im selben Moment, in dem sie ihn entdeckt hatte, war er verschwunden.
    »Was war das?«, murmelte sie benommen.
    »Was war was?«, fragte Yates.
    »Ich dachte, ich hätte etwas gesehen.«
    »Spielt der Wald dir wieder einen Streich?«
    »Vielleicht«, antwortete Karigan.
    Es vergingen ein paar Augenblicke, und dann hob Yates
ruckartig den Kopf. »Ich glaube, jetzt spielt der Wald mir auch einen Streich. Ich höre etwas.«
    »Was denn?«
    »Pferde.«
    Karigan wollte ihm gerade versichern, dass er sich die Geräusche nur einbildete, als sie sie ebenfalls hörte: Schnauben und den Hufschlag mehrerer Pferde, gedämpft vom Waldboden. Dann sah sie sie ein Stück entfernt im Wald: sechs bis acht dunkelgraue, pferdeähnliche Wesen flanierten zwischen den Bäumen, knabberten im Vorbeigehen an dem spärlichen Blattwerk der Äste und bewegten sich zugleich mit dem Nebel. Sie traten nie aus dem Nebel heraus, sondern waren darin eingehüllt wie in einen Umhang.
    »Du hast recht«, flüsterte Karigan Yates zu.
    Die Pferde verharrten und hoben die Nüstern in die Luft, zweifellos witterten sie Karigan und Yates. Karigan kniff die Augen zusammen und fragte sich, wie Pferde, die ja Beutetiere waren, im Schwarzschleierwald überlebt hatten. Dann wurde ihr klar, dass dies vermutlich keine gewöhnlichen Pferde waren. Ihre Augen funkelten bernsteinrot durch den Nebel, und sowohl ihr Bauch als auch ihr Halsansatz waren mit Schuppen bewehrt, die im schwachen Licht schillerten. Auch ihre Bewegungen waren anders als die gewöhnlicher Pferde; sie schienen agiler zu sein und ihre Hälse waren sehniger. Eines schüttelte den Kopf, und sie bemerkte, dass auch die Mähnen ungewöhnlich waren, steif wie Borsten. Sie schauderte, fasziniert und abgestoßen zugleich.
    Die kleine Herde wanderte weiter, verschwamm im Nebel und verschwand schließlich vollends. Sie beschrieb sie Yates.
    »Genau wie alles andere hier«, knurrte er. »Nicht normal. Absolut nicht normal.«
    »Sie müssen von den Pferden abstammen, die die Arcosier hier zurückließen«, überlegte Karigan. »Anscheinend haben
sie sich an den Wald angepasst.« Oder Mornhavon hat sie umgeformt, so wie er auch andere Wesen umgeformt hat, dachte sie, aber sie sprach es nicht aus.
    Die Nebelpferde erschienen nicht wieder, und der endlos scheinende Tag neigte sich dem Ende zu.
    »Vielleicht hilft mein Mondstein den anderen, uns zu finden«, sagte Karigan und bedauerte, dass ihr dieser Gedanke nicht schon in der vergangenen Nacht gekommen war.
    Als es völlig dunkel war, hatte es wieder angefangen, heftig zu regnen. Das Licht von Karigans Mondstein strahlte unter ihrem einfachen Schutzdach und verwandelte den Regen in silbrige Feuerfäden.
     
    Wieder erwachte Karigan, weil sie eine Bewegung spürte. Sie hatten eine weitere Nacht überlebt, obwohl sie es auch diesmal versäumt hatten, abwechselnd Wache zu halten. Yates schnarchte leise neben ihr. Wieder war alles grau, und Karigan begann sich zu fragen, ob dies wirklich der Dunst des Waldes war oder ob sie wie Yates allmählich ihr Augenlicht verlor.
    Und ihren Verstand.
    Eine Bewegung. Eine schwarze Gestalt schwebte zwischen den Bäumen. Die Nebelpferde fielen ihr ein, aber diese Gestalt besaß eine menschliche Form. Hatten ihre Kameraden sie etwa endlich gefunden? »Lynx?« Ihre Stimme kam als heiseres Flüstern heraus. Trotz der Nässe im Wald war ihre Kehle trocken. »Leutnant Grant?«
    Niemand antwortete.
    Mithilfe ihres Knochenholzstabes mühte sich Karigan auf die Füße und ignorierte den Schmerz, der ihr Bein durchzuckte. Als sie endlich aufrecht stand, rannte das Wesen in anmutigen Sprüngen davon, behände und lautlos, und verschwand. Karigan versuchte ihm nachzurennen, aber ihr Bein gehorchte ihr nicht und sie fiel mit einem Aufschrei zu Boden.

    Yates wachte augenblicklich auf und kroch zu ihr, wobei er sich mit den Händen vorwärtstastete. Als er

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