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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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bei ihr angekommen war, betastete er ihren Arm und berührte ihr Gesicht.
    »Was ist passiert? Bist du in Ordnung?«
    »Einigermaßen«, log sie. »Aber ich habe wieder etwas gesehen  – oder jemanden –, und jetzt ist es verschwunden. Ich glaube, ich drehe langsam durch.«
    »Bitte nicht«, bat Yates mit einem schwachen Lächeln. »Wir haben schon genug Schwierigkeiten.«
    Du ahnst ja gar nicht, wie viele, dachte Karigan.
    Sie kehrten in ihren Unterschlupf zurück, und der Tag verging ähnlich wie der vorherige, nur dass es Karigan schlechter ging, und dass sie Yates ihren Anteil der halben Morgenrationen gab. Sie hatte keinen Appetit, war erfüllt von einer dumpfen Mattigkeit und Schwere, sodass sie viel lieber schlafen wollte.
    »Du bist ja so still«, sagte Yates.
    »Tut mir leid. Es gibt nicht viel zu sagen.«
    »Ich wünschte, du würdest eine Geschichte oder sonst irgendetwas erzählen, damit die Zeit schneller vergeht.«
    Sie dachte an die Legenden von Laurelyn und dem Schloss Argenthyne, nicht nur weil sie hier waren, sondern auch weil ihre Mutter ihr, als sie klein war, immer Geschichten über Laurelyn vorgesungen oder erzählt hatte, um sie zu beruhigen. Aber sie hatte nicht genug Kraft, um eine Geschichte zum Besten zu geben.
    Die Lethargie überwältigte sie, und sie hatte das Gefühl, in einem Traum gefangen zu sein. Sie sah die Gestalt wieder. Sie sprang und hüpfte wie ein Akrobat durch die Bäume. Sie versuchte, sich zu bewegen und mit Yates zu sprechen, war aber nicht einmal dazu in der Lage. Yates saß nur da und starrte blicklos in den Wald.
    Die Gestalt schlug einen Purzelbaum und kniete dicht vor
ihr nieder. Ihr Gesicht und ihr ganzer Kopf waren hinter einer spiegelnden Maske verborgen, genau wie bei dem Akrobaten, den sie auf dem Maskenball des Königs gesehen hatte, aber der Spiegel dieser Maske war blind und verrostet. Sie konnte ihr Spiegelbild kaum darin erkennen.
    Daraufhin erhob sich der Akrobat und zog sich zurück, wobei er mit einer weit ausholenden Geste auf andere Wesen deutete, die hinter den Bäumen hervortraten, Damen und Herren in zerlumpten Staatsgewändern und mit langen, verblassten Umhängen, deren Spitzenbesatz vergilbt war. Sie trugen die Masken grotesker, gehörnter Dämonen und blutgieriger Wesen mit klaffenden Rachen voller Reißzähne, doch ihre Augenhöhlen waren leer. Sie gafften sie höhnisch an.
    Eine misstönende Musik wehte durch den Wald, und die Damen und Herren tanzten, doch ihre Bewegungen waren ruckartig und tot. Eine Parodie des königlichen Maskenballs.
    Dies ist nicht real, dachte sie. Nur die gebeugten, zerklüfteten Bäume, deren verrückte Äste im Nebel zu treiben schienen. Nur ihr eigener Wahnsinn, der solche Halluzinationen verursachte.
    Sie konnte sich immer noch nicht bewegen oder sprechen, aber als der Akrobat erneut vor ihr niederkniete, starrte sie durch die Rostflecken hindurch auf ihr mattes Spiegelbild in seiner Maske – bis es sich veränderte. An seiner statt erschien eine Vision. Blut tropfte auf die spiegelnde Maske wie purpurroter Regen und lief dann herunter, um ein Gesicht zu enthüllen. Nicht ihr eigenes Gesicht, aber eins, das sie gut kannte. Das Gesicht des Königs. Sie schluckte. Sein Gesicht war wächsern, leblos, und sah in der fleckigen Maske aus wie das eines Toten. Das Blickfeld der Vision wurde größer. Er lag im Bett, und schwarz gekleidete Menschen umringten ihn wie Trauernde. Und dann war das alles verschwunden. Die spiegelnde Maske sah wieder so stumpf aus wie vorher.

    »Nein!«, schrie Karigan. »Sag es mir!«
    Der Akrobat sprang fort.
    »Karigan?«, sagte Yates ängstlich.
    Die Tänzer wirbelten im Nebel davon, und der Akrobat wich mit jedem ihrer Wimpernschläge ein Stück weiter zurück. Karigan taumelte mithilfe des Knochenholzes schmerzerfüllt auf die Füße und versuchte, ihm zu folgen.
    »Karigan?« Diesmal klang Yates Stimme schärfer, erschrocken.
    Sie ging weiter, entschlossen, noch mehr in der spiegelnden Maske zu sehen. Tränen des Schmerzes und der Trauer strömten ihr über die Wangen. Was bedeutete diese Vision des Königs? Was war mit ihm geschehen?
    Aber der Akrobat war fort. Keuchend suchte sie ihn in den Schatten, und ihr Körper zitterte vor Erschöpfung und Schmerz.
    Mehrere grün funkelnde Augenpaare starrten sie an. Die Schatten erwachten zum Leben. Große, wütende Schatten.
    Oh ihr Götter, dachte sie.
    »Karigan?«, rief Yates und seine Stimme zitterte vor Angst.
    Sie blickte zurück

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