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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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je. Ich wollte dich nicht durchbohren.«
    »Du musst das Netz um mich herum durchschneiden«, sagte sie und gab ihm präzise Anweisungen. Sie führte sein Schwert mit ihren Worten.
    Fast hätte er ihre Hand abgehackt, aber dann glitt seine Klinge im letzten Moment in eine andere Richtung und zerschlug die klebrigen, zähen Fäden des Netzes. Sobald ihr Arm
frei war, zog sie ihr langes Messer und hackte sich damit vollends frei. Hastig entfernte sie sich von dem Netz, während sie klebrige Fasern aus ihrem Haar zerrte und von ihrem Körper löste. Die abgehackten Fäden des Netzes wehten hinter ihr her, um sie erneut zu packen.
    »Können wir jetzt gehen?«, fragte Yates.
    »Unbedingt.« Karigan hob ihren Stab auf und warf einen Blick zurück auf die Wesen. Und dann sah sie überrascht erneut hin. Der Tanz war beendet und nun kletterte das größere Wesen auf den Rücken des kleineren, das seinen Schwanz unterwürfig gesenkt und seinen Stachel auf den Erdboden gerichtet hatte.
    Ein ersticktes, halb hysterisches Lachen kam aus Karigans Kehle.
    »Was ist?«, fragte Yates.
    »Sie haben gar nicht gekämpft«, war alles, was sie herausbringen konnte.
    »Ach.«
    Sie hatte keine Ahnung, wie lange die Paarung der Wesen dauern würde, deshalb legte sie Yates’ Hand hastig auf ihre Schulter und führte ihn so schnell fort, wie ihr schmerzendes Bein es erlaubte. Sie hatte keinen Plan und wusste nicht, in welche Richtung sie gehen sollten, sie wollte sich nur so weit wie irgend möglich von den Wesen und ihrem Netz entfernen.
    »Übrigens«, sagte sie, während sie vorwärtshumpelte, »wenn ich sage, dass ich etwas sehe, dann prüf gefälligst, ob es auch wirklich da ist.«
    »So wie vorhin bei Lynx?«
    »Genau.«
    »Und wie soll ich das machen?«
    »Keine Ahnung. Kneif mich, gib mir einen Tritt. Frag mich aus. Was auch immer dazu nötig ist.«
    Yates seufzte. »Mit dir ist das Leben nie langweilig.«

    Karigan wusste nicht mehr, in welche Richtung sie liefen. Möglicherweise gingen sie im Kreis, aber sie stolperte trotzdem immer weiter vorwärts, bis die Nacht auf sie herabfiel wie die dunklen Schwingen der riesigen Flugtiere, die im Schwarzschleierwald wohnten. Als Karigan unter einer schräg stehenden Fichte einen halbwegs sicheren Rastplatz entdeckte – jeder Ort, der von den Wesen und ihrem Netz weit entfernt war, erschien ihr sicher genug –, fiel sie augenblicklich zu Boden. Ihre Beinwunde schmerzte und nässte, und sie wünschte sich nur noch, das Bein nicht mehr belasten zu müssen. Sofort war sie wieder von Apathie erfüllt. Yates glitt neben sie.
    »Wir haben unsere Ausrüstung verloren«, stellte er fest.
    »Ich weiß.«
    »Wie wäre es mit einem Unterschlupf?«
    »Ich baue uns einen.« Aber sie konnte sich nicht vorstellen, jemals wieder aufzustehen. Alle Kraft, die ihr noch geblieben war, verließ sie, und ihr Verstand wurde grau, so grau wie die Nebel des Schwarzschleierwaldes. Sie wollte sich nur noch von dem Schmerz und der Erschöpfung ausruhen.
    »Wie haben nichts zu essen«, sagte Yates.
    Warum musste er das Offensichtliche aussprechen? »Iss ein bisschen Erde.«
    »Ich soll Erde essen?«
    »Ich dachte, ich hätte Ard gesehen.«
    »Jetzt?«
    »Nein, vorhin, als ich in dem Netz gefangen war.«
    »War das eine deiner Halluzinationen?«
    »Ja. Falls er uns gesehen hätte, hätte er die anderen zu uns geführt, um uns zu helfen.«
    »Ich hoffe nur«, meinte Yates, »dass das bei dir nur ein vorübergehendes Problem ist.«
    »Ich auch«, antwortete sie und lehnte sich an seine Schulter. Ihre Überlebenschancen waren bestenfalls gering. Sie hatten
keine Nahrungsmittel und keine Trinkwasserquelle, der sie vertrauen konnten. Alton hatte unter ähnlichen Umständen tagelang im Schwarzschleierwald überlebt, aber dann hatte er den Wall und den Himmelsturm gefunden. Karigan und Yates waren weit vom Wall entfernt. Es kam Karigan so vor, als seien sie in die eine oder andere Hölle geraten und die Chance, wieder herauszufinden, wurde immer kleiner, insbesondere, da Yates nun blind war und sie sich nicht mehr auf das verlassen konnte, was sie selbst sah.
    Im Augenblick war ihr alles egal. Sie brauchte einfach ein bisschen Ruhe. Sie würde sich ausruhen und dann irgendwie einen Unterschlupf bauen. Bevor sie einschlief, hatte sie noch die Geistesgegenwart, ihren Mondstein aus der Tasche zu ziehen, und sein Strahlen erhellte einen Moment lang ihre Seele, aber selbst dieses Licht konnte die Finsternis der tiefen

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