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Pfad der Seelen

Pfad der Seelen

Titel: Pfad der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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ließ ich Jees Handgelenk los. Er schnappte sich die Flöte aus meiner Hand und sprang weg.
    » Hemfree bringt Cecilia nach Hause.« Das Kind kannte ihre Namen, wusste, wer sie waren. Wie viele andere der Hausbesitzer hatten es auch gewusst und die Information vor den Ausländern zurückgehalten, vor den Fremden aus dem Königinnenreich? Wer war Hemfree? Und » nach Hause« …
    » Sie müssen schnell weiter«, sagte der Junge. » Soldaten sind hinter ihnen her.«
    Die Soldaten von Königin Caroline. Sie hatte Männer geschickt, um Cecilia zu finden, die alle Pläne der Königin zunichtegemacht hatte. War das der Grund, weshalb Hemfree Cecilia so nahe ans Seelenrankenmoor gebracht hatte – weil die Verfolger ihnen dicht auf der Spur waren? Wie dicht?
    Ich packte Jee am Arm. » Woher weißt du, dass Soldaten hinter der Lady her sind?«
    » Ich hab sie gesehen. Von einem Baum aus.«
    Maggies Blick wanderte von dem Jungen zu mir. Sie sagte langsam: »› Nach Hause.‹ Lady Cecilia stammt aus den Unbeanspruchten Landen. Nein, das kann nicht sein – wie sie gesprochen und sich bewegt hat … sie ist … ist es möglich, dass sie aus …«
    » Ja«, sagte ich, » das ist es.«
    Als Cecilia mich wegen des Jungferntrunks zu Mutter Chilton geschickt hatte, war mir das nicht seltsam erschienen. Immerhin hatte Maggie den Namen erkannt und gewusst, dass die alte Frau eine Heilerin war. Aber Mutter Chilton hatte so viel mehr für Cecilia getan. Sie hatte ihr Zuflucht geboten, als Cecilia vor dem Zorn der Königin geflohen war. Sie hatte Cecilia nach Hause geschickt, und ihr den mir unbekannten » Hemfree« als Begleiter mitgegeben. Und Mutter Chilton hatte noch etwas gesagt, während dieses letzten Besuchs bei ihr, etwas über die Königin …
    » Caroline hat die Seelenkünste studiert, aber sie hat kein Talent. Dennoch ist das der Grund, weshalb die Königin dich erkannt hat.« Und mit einem üblen Gefühl im Bauch wurde mir klar, weshalb die Königin Cecilia als Kind an den Hof geholt hatte. Caroline hatte gehofft, dass Cecilia das » Talent« entwickeln würde, das der Königin fehlte. Das hatte sie nicht getan. Aber offenbar gab es im Untergrund ein Netz, das diese Frauen verband, ein Netz, das seine seidenen Fäden vom Königinnenreich ins Seelenrankenmoor spannte. Cecilia, Mutter Chilton, Königin Caroline. Vielleicht war dieses Netz der Grund, weshalb Königin Eleanor sich geweigert hatte, ihrer Tochter das Königinnenreich zu überlassen. Sie hatte gewusst, dass Caroline auf gefährlichen Pfaden wandelte. Und nun wurde Cecilia, verfolgt von den Grünen, zurück ins Seelenrankenmoor getrieben.
    Ich wusste nicht, wie lange ich dort im stinkenden Stroh des Ziegenstalls gesessen hatte, blind und taub vor Entsetzen, das in mir aufwallte. Schließlich fragte Maggie leise: » Roger?«
    » Ja.« Meine Stimme klang gar nicht nach mir selbst.
    » Ist Cecilia im Seelenrankenmoor?«
    » Ich glaube schon. Ja.«
    » Hat sie … ist sie … »
    » Ich weiß nicht, was sie ist.«
    Aber in dem Augenblick, in dem ich es sagte, erkannte ich, dass es nicht stimmte. Ich wusste, was Cecilia war. Sie war so, wie ich sie immer gekannt hatte: kindisch, achtlos, von lieblichem Charakter, anbetungswürdig. Sie war das » hübsche kleine Kätzchen«, wie Mutter Chilton sie genannt hatte. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Sie hatte kein » Talent« – das war der Grund, weshalb Mutter Chilton gehofft hatte, dass sie » irgendeinen Ziegenhirten oder Bauerntölpel« finden konnte, der sie heiratete. Das war der Grund, weshalb dieser Hemfree mitgeschickt worden war, um sich um sie zu kümmern. Um Cecilia musste man sich kümmern. Das war auch der Grund, weshalb ich hier war: um Cecilia zu finden und mich ihrer anzunehmen, meines süßen Kätzchens, meiner Liebe.
    Maggie sagte: » Wer ist › Hemfree‹?«
    » Irgendein Verwandter oder Bekannter von Mutter Chilton.« Und vielleicht auch von Cecilia. Jemand, der dieses Land und seine Leute kannte, der vielleicht sogar das Seelenrankenmoor selbst kannte. Jemand, dem Mutter Chilton Befehle geben konnte, wie die Königin Lord Robert Befehle erteilte. Ein Mann, der im Schatten weiblicher Macht lebte. Wie ich.
    » Roger, was wirst du nun tun?«
    » Wenn Cecilia ins Seelenrankenmoor gegangen ist, muss ich ihr folgen.«
    » Bitte, tu das nicht.« Ihre Stimme klang vernünftig, aber nach einer Vernunft, die nur mühsam einen Sturm der Gefühle zurückhielt.
    » Ich muss.«
    » Weshalb? Um ein dummes

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