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Pfad der Seelen

Pfad der Seelen

Titel: Pfad der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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bin eingeschlafen, und der Zugang zum Turm wurde bei Dämmerung abgeschlossen, ich nehme an, das ist üblich so … und inzwischen sucht mich die Königin sicher …« Ich versuchte, verwirrt auszusehen, närrisch, ganz außer mir. Es war nicht schwer.
    Lord Solek sagte etwas, und Eammons antwortete. Er übersetzte meine Worte, wie ich annahm. Der wilde Häuptling blickte mich aus kalten, blauen Augen an. Aus der Nähe war er noch erschreckender: riesig, hart, voll unterdrückter Energie, wie ein gigantischer Felsbrocken, der kurz davorstand, herabzufallen und mich zu zermalmen. Dann zuckte er die Schultern, drehte sich um und spazierte davon.
    » Geh dorthin zurück, wo du hingehörst«, sagte Eammons verärgert. » Wenn du das noch einmal tust, wird man dich auspeitschen, ob du der Narr der Königin bist oder nicht. Wenn sie es nicht befiehlt, werde ich es tun.«
    Er würde es tun? Hatte Eammons, der inzwischen Lord Solek folgte und nicht mehr der Königin, so viel Macht? Es war klar, dass Solek sie besaß.
    Ich auf der anderen Seite hatte keine Macht, nicht einmal die, mich aufrecht zu halten. Ich stolperte die Turmstufen hinab, weit hinter Eammons, der rasch seinem Herrn nachlief. Alle paar Stufen hielt ich an und lehnte mich gegen die Steinmauer. Dann brach ich am Fuß der Stufen zusammen.
    Etwas später – in derselben Nacht? – beugte sich ein Page über mich und rüttelte mich an der unverletzten Schulter. » Narr? Narr? Bist du krank?«
    » Mag… Mag…« Ich konnte das Wort nicht herausbringen, weil meine Zähne so klapperten: Maggie. Sie war die Einzige, von der ich mir vorstellen konnte, dass sie mir helfen würde, mich pflegte, sich darum kümmerte, was aus mir wurde. Aber natürlich kannte der Page Maggie nicht. Er war nur neun oder zehn, ein verängstigter kleiner Junge im Dienste der Königin, in einem Palast, der verrückt geworden war.
    Er sagte: » Wer?«
    » Mag…«
    » Ich werde sie holen!« Und fort war er, lief über den Hof und brachte die einzige Person, die er aus seinem Dienst bei der Königin kannte, deren Name so ähnlich klang, wie das, was er gehört zu haben glaubte. Als ich das nächste Mal die Augen öffnete, beugte sich Lady Margaret über mich, einen grünen Samtmantel über ihrem Nachtgewand.
    » Narr? Bist du krank?«
    » Ver… verletzt«, brachte ich zustande, dann wurde ich bewusstlos.

22
    Ich wachte in einem Nest aus Decken auf dem Boden neben einem seltsamen Kamin auf. Ein Feuer brannte hell. Das Zimmer war klein, aber in Grün- und warmen Brauntönen gehalten, mit einem Tisch, der zwischen mir und der Tür stand. Sonnenlicht strömte durch einen Vorhang aus dünner Seide durch ein Fenster. Auf dem Kissen in der Fensternische saß eine ältere Dienerin, die einen Unterrock flickte.
    » Wo …«
    Sie stand auf, musterte mich und sagte ein einzelnes Wort: » Warte.« Sie verließ das Zimmer.
    Ich setzte mich hin. Mein Kopf fühlte sich schwindlig an, aber der Schmerz in meinem Arm war fort. Er war verbunden, und der Verband roch schwach nach einer Essigsalbe. Vorsichtig kam ich auf die Beine und versuchte zu ergründen, wo ich war. Eine zweite Tür, die leicht offen stand, führte zu einem Schlafgemach. Ich erhaschte einen Blick auf ein schmales Bett und eine einfache, glänzend polierte Truhe. Drei Bücher waren ordentlich auf dem Deckel gestapelt, daneben lag eine Stickarbeit. Die andere Tür öffnete sich.
    » Roger!«
    Die Dienerin war zurückgekehrt und hatte Lady Margaret dabei. Ein Teil meines Verstandes erkannte, dass dies das erste Mal war, dass sie meinen Namen gebrauchte, statt mich » Narr« zu nennen. Unbeholfen fiel ich auf die Knie.
    » Erhebe dich«, sagte sie ungeduldig. » Wie fühlst du dich?«
    » Besser, meine Lady. Habt Ihr mich hergebracht und …«
    Lady Margaret unterbrach mich, um mit der Dienerin zu sprechen. » Lass uns allein, Martha.«
    » Ja, meine Lady.«
    Als sie fort war, sagte Lady Margaret: » Iss zuerst etwas. Du hast zwei Tage lang nichts bekommen. Setz dich und iss das.«
    In dem Augenblick, in dem sie es aussprach, fühlte ich mich halb verhungert. Es gab nichts anderes für mich als das Brot, den Käse und den Wein auf dem Tisch. Ich schlang alles hinunter wie ein Wildschwein. Dann, als mein Magen voll war, gab es auch wieder eine Lady Margaret, und sie sah abgehärmt aus. Sie war zehn oder fünfzehn Jahre älter als die anderen Hofdamen und befand sich immer noch in den Diensten der Königin, weil niemand sie geheiratet hatte, und

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