Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
Wild aufgenommen. Ich würde vorschlagen, dort unsere Suche zu beginnen. Was meinst du?«
Ich nickte, während er den Rucksack schulterte und zu den Bäumen aufbrach. Als wir den Bach erreichten, bemerkte ich, wie herrlich die Natur dort war. Prächtige Blumen säumten die Felsen und Baumstämme. Es waren Narzissen, die am Flusslauf wuchsen, und ich erzählte Kishan die griechische Sage über einen wunderschönen Mann, der sich in sein eigenes Spiegelbild verliebte.
Er hing gebannt an meinen Lippen, und wir waren derart in die Erzählung vertieft, dass uns die Tiere anfangs gar nicht auffielen. Waldtiere hatten sich um uns versammelt. Wir blieben stehen, und zwei Hasen hoppelten herbei und beäugten uns neugierig. Eichhörnchen hüpften von Baum zu Baum, kamen immer näher, als wollten sie der Geschichte lauschen. Sie sprangen zu einem dünnen Ast, der sich unter ihrem Gewicht bog, sodass sie nur noch wenige Zentimeter über uns waren. Im Wald wimmelte es von Tieren. Ich bemerkte Füchse, Rehe und jegliche Art von Vögeln. Ich hob die Hand, und ein wunderschöner roter Kardinalvogel kam herabgeflogen und ließ sich sanft auf meinem Finger nieder.
Kishan streckte den Arm aus, und ein Falke mit goldenen Augen stürzte von einer Baumspitze herab. Ich ging auf einen Fuchs zu, der mich furchtlos beobachtete, und streichelte ihm vorsichtig den weichen, pelzigen Kopf.
»Ich komme mir vor wie in einem Märchen! Das ist unglaublich! Was ist das für ein Ort?«
Er lachte. »Das Paradies, oder?«
Wir wanderten den restlichen Tag über, zeitweise in Begleitung einer Schar Tiere. Am Nachmittag tauchten wir aus dem Wald auf und sahen Pferde, die auf einer Weide mit Wildblumen grasten. Im Gehen pflückte ich einen herrlichen Blumenstrauß. Die Pferde trotteten herbei, um uns aus der Nähe zu betrachten. Kishan fütterte sie mit Äpfeln, die er von einem Baum pflückte, während ich einer wunderschönen weißen Stute Blumen in die Mähne flocht. Eine Weile trabten die Tiere neben uns her.
Am frühen Abend bemerkten wir in der Ferne am Fuß eines großen Hügels ein Bauwerk. Kishan wollte unser Nachtlager aufschlagen und es am nächsten Tag besuchen.
Später in der Nacht lag ich auf meiner Seite im Schlafsack, eine Hand unter der Wange, und sagte zu Kishan: »Es kommt mir vor wie der Garten Eden. Ich hätte nie gedacht, dass ein solcher Ort wirklich existiert.«
»Hm, aber wenn ich mich recht entsinne, gab es in dem Garten eine Schlange.«
»Nun, wenn es hier keine gab, so gibt es jetzt eine.« Ich spähte zu Fanindra. Ihre goldenen Windungen waren weiterhin hart und unbeweglich, während sie neben meinem Kopf ruhte. Ich sah zu Kishan, der das Feuer mit einem Stock schürte.
»Bist du gar nicht müde? Wir sind heute ziemlich weit gewandert. Willst du nicht schlafen?«
Er blinzelte zu mir herüber. »Ich gehe gleich schlafen.«
»Okay. Ich lass dir etwas Platz.«
»Kelsey, ich denke, es wäre besser, wenn ich auf der anderen Seite des Feuers schlafen würde. Hier sollte es dir auch ohne mich warm genug sein.«
Ich warf ihm einen fragenden Blick zu. »Wie du willst, aber der Schlafsack ist groß genug, und ich verspreche, nicht zu schnarchen.«
Er lachte nervös. »Das ist es nicht. Ich bin jetzt die ganze Zeit über ein Mensch, und es würde mir schwerfallen, neben d ir zu schlafen und dich … nicht im Arm zu halten. In Tigergestalt ist es in Ordnung, aber als Mann ist das etwas anderes.«
»Oh. Genau dasselbe habe ich auch mal zu Ren gesagt. Du hast recht. Ich hätte daran denken müssen und dich nicht in eine solch unangenehme Lage bringen dürfen.«
Er schnaubte. »Ich mache mir keine Sorgen, dass es zu unangenehm werden könnte. Ich mache mir Sorgen, dass es ein bisschen zu angenehm sein könnte.«
»Richtig.« Nun war ich diejenige, die nervös war. »Dann … hm … willst du den Schlafsack? Ich kann meine Steppdecke nehmen.«
»Nein. Ist schon in Ordnung, Bilauta .«
Nach ein paar Minuten machte es sich Kishan auf der anderen Seite des Feuers bequem. »Erzähl mir noch eine von diesen griechischen Sagen.«
»Okay.« Ich dachte einen Moment nach. »Es war einmal eine wunderschöne Nymphe namens Chloris, die Blumen hegte und pflegte und dem Frühling Leben einhauchte, indem sie die Knospen der Bäume zum Blühen brachte. Ihre langen blonden Haare rochen nach Rosen und waren immer mit einem Kranz aus Blumen geschmückt. Ihre Haut war weich wie Blütenblätter. Ihre Lippen waren voll und hatten die Farbe von
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