Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
Pfingstrosen, ihre Wangen waren glatt wie Elfenbein. Sie wurde von allen geliebt, die sie kannten, und dennoch sehnte sie sich nach einem Gefährten, einem Mann, der ihre Leidenschaft für Blumen teilte und ihrem Leben einen tieferen Sinn gäbe.
Eines Nachmittags kümmerte sie sich um ihre geliebten Lilien, als sie bemerkte, wie eine warme Brise durch ihr Haar strich. Ein Mann betrat die Wiese und bewunderte andächtig ihren Garten. Er war schrecklich gut aussehend, mit dunklem, vom Wind zerzaustem Haar und einem purpurfarbenen Mantel. Anfangs sah er Chloris nicht, die ihn von ihrem schattigen Versteck hinter Pflanzen aus beobachtete, während er durch ihre Blumenbeete schlenderte. Die Osterglocken streckten ihm ihre Köpfe entgegen. Mit den Fingern umschloss er eine Rosenknospe, um ihren Duft einzuatmen, und sie öffnete ihre Blütenblätter und erblühte in seiner Hand. Die Lilien erbebten zart bei seiner Berüh rung, und die Tulpen mit ihren langen Stielen verbeugten sich vor ihm.
Chloris war verblüfft. Normalerweise reagierten ihre Blu men nur auf sie. Die Lavendelzweige versuchten, sich mit aller Gewalt um seine Beine zu schlingen, während er an ihnen vorbeischritt. Missbilligend und mit verschränkten Armen sah Chloris die Pflanzen an. Die Gladiolen öffneten sich allesamt auf einen Schlag, anstatt es wie üblich eine nach der anderen zu tun, und die Zuckerschoten schwenkten ihre Köpfe, als wollten sie seine Aufmerksamkeit erhaschen. Chloris keuchte leise auf, als sie bemerkte, dass sich die niedrige Flammenblume gar entwurzeln wollte, um in seine Nähe zu gelangen.
›Das reicht!‹, rief sie. ›Benehmt euch!‹
Der Mann drehte sich um und bemerkte sie in ihrem Blätterversteck. ›Komm heraus‹, bat er sie. ›Ich tue dir nichts.‹
Sie seufzte, schob die Gardenien beiseite und trat barfuß in den Sonnenschein.
Eine laue Brise wehte durch den Garten, als der Mann überrascht nach Luft rang. Chloris war schöner als jede Blume, die es hier zu bewundern gab. Auf der Stelle verliebte er sich in sie und fiel vor ihr auf die Knie. Sie flehte ihn an, er solle wieder aufstehen. Er kam ihrer Bitte nach, und der warme Wind ließ seinen Umhang sich kräuseln, blähte ihn auf und hüllte sie beide in seinen purpurfarbenen Stoff. Chloris lachte und bot ihm eine silberne Rosenknospe dar. Lächelnd zupfte er die Blütenblätter ab und warf sie in die Luft.
Zuerst war Chloris verärgert, aber dann zeichnete er mit dem Finger einen Kreis, und die Blütenblätter der Rose wirbelten wie in einem Windkanal. Entzückt klatschte Chloris in die Hände, während sie den Blättern beim Tanzen zusah. ›Wer bist du?‹, fragte sie.
›Meine Name ist Zephyrus‹, sagte er. ›Ich bin der Westwind.‹ Er streckte den Arm nach ihr aus. Als sie die Hand in seine legte, zog er sie zu sich her und küsste sie. Mit den Fingerspitzen strich er über ihre weiche Wange und sagte: ›Seit Jahrhunderten durchstreife ich die Welt, aber du bist die zauberhafteste Maid, die ich je gesehen habe. Bitte verrate mir deinen Namen.‹
Verlegen antwortete sie: ›Chloris.‹
Er umschloss ihre kleinen Hände mit seinen und gelobte: ›Im nächsten Frühjahr werde ich wiederkommen. Ich möchte dich zu meiner Braut machen. Falls du mich willst.‹
Chloris nickte schüchtern. Er küsste sie noch einmal, und der purpurfarbene Umhang kräuselte sich um ihn. ›Dann bis nächstes Jahr, meine Flora.‹ Rasch blies ihn der Wind fort.
Das gesamte verbleibende Jahr bereitete sie sich auf seine Rückkehr vor. Ihr Garten war schöner als je zuvor, die Blumen strahlten vor Wonne. Immer wenn Chloris an ihn dachte, spürte sie einen sanften Windhauch ihre Wange umschmeicheln. Und wirklich: Als der Frühling nahte, kehrte er zu seiner wunderschönen Braut zurück, und sie heirateten inmitten Tausender Blüten. Sie führten eine glückliche Ehe. Chloris kümmerte sich um ihre Gärten, während der Westwind im Frühjahr zärtlich die Pollen verteilte.
Ihre Gärten waren die schönsten und bekanntesten auf der ganzen Welt, und die Menschen strömten von überall herbei, um sie zu bewundern. Chloris und ihr Mann erfreuten sich aneinander, und ihre Liebe brachte ein Kind hervor, das sie Carpus nannten, was übersetzt ›Frucht‹ bedeutet.« Ich hielt inne. »Kishan?« Von der anderen Seite des Feuers war ein leises Schnarchen zu vernehmen. Ich fragte mich, wann er eingeschlafen war. »Gute Nacht, Kishan«, flüsterte ich leise.
Am nächsten Morgen erwachte
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