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Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Houck
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ich von einem Schmatzen über meinem Kopf. Ich blickte hoch zu einem großen gelben Körper mit schwarzen Punkten und zischte: »Kishan. Wach auf!«
    »Ich bin wach, Kells. Hab keine Angst. Sie wird dir nichts tun.«
    »Es ist eine Giraffe!«
    »Ja. Und dort drüben in den Bäumen klettern Gorillas.«
    Ich setzte mich behutsam auf und sah, wie eine Gorillafamilie Früchte von einem Baum pflückte. »Werden sie uns angreifen?«
    »Sie verhalten sich nicht wie normale Gorillas, aber es gibt einen Weg, das herauszufinden.«
    Er verschwand zwischen den Bäumen und tauchte einen Moment später in Tigergestalt wieder auf. Gemächlich trottete er zu der Giraffe hin, die ihn unter ihren langen Wimpern hervor anblinzelte, um dann seelenruhig weiter Blätter von den hohen Bäumen zu zupfen. Als Kishan auf die Gorillas zusteuerte, geschah dasselbe. Sie beobachteten ihn mit trägem Blick und tuschelten miteinander. Dann machten sie sich weiter über ihr Frühstück her und schienen sich auch nicht daran zu stören, dass er sich einem ihrer Babys näherte.
    Kishan verwandelte sich zurück in einen Mann und starrte die Tiere nachdenklich an. »Hm. Sehr interessant. Sie haben nicht die geringste Angst vor mir.«
    Ich begann, das Lager abzubauen. »Hey Mister, du hast deine Wanderstiefel verloren.«
    »Nein, habe ich nicht. Ich habe sie drüben bei den Bäumen gelassen. Ich bin gleich zurück.«
    Nach dem Frühstück wanderten wir zu dem großen Bauwerk, das wir tags zuvor gesehen hatten. Es war riesig, aus Holz gefertigt und allem Anschein nach sehr alt. Eine breite, moderige Rampe führte hinein. Als wir näher kamen, rief ich: »Es ist ein Boot!«
    »Das glaube ich nicht, Kells. Es ist viel zu groß für ein Boot.«
    »Doch, Kishan. Ich denke, es ist die Arche!«
    »Die was?«
    »Die Arche – die Arche Noah. Erinnerst du dich, als Mr. Kadam uns all die Flut-Mythen erzählt hat? Nun, wenn es sich hier wirklich um das Gebirge handelt, an dem Noah gelandet ist, dann sind das die Überreste von seinem Boot! Komm weiter!«
    Wir bahnten uns einen Weg zu dem gewaltigen hölzernen Bauwerk und spähten hinein. Ich wollte es schon betreten und mich umschauen, da zog mich Kishan zurück.
    »Warte, Kells. Das Holz ist faulig. Lass mich zuerst gehen und die Bohlen austesten.« Er verschwand in dem klaffenden Maul des Boots und kehrte wenige Minuten später zurück. »Ich denke, du hast nichts zu befürchten, wenn du genau hinter mir bleibst.«
    Ich folgte ihm ins Innere. Es war dunkel, aber dort, wo das Holz in der Decke vermodert war, ließen schartige Löcher die Sonne herein. Ich hatte Ställe erwartet, in denen die Tiere untergebracht gewesen waren, aber es war nichts zu sehen. Es gab mehrere Ebenen, die mit Holztreppen verbunden waren, doch Kishan hielt sie für zu morsch und gefährlich. Ich zog eine Kamera hervor und schoss für Mr. Kadam ein paar Fotos.
    Später, als wir das hölzerne Relikt verließen, sagte ich: »Kishan, ich vermute, dass Noahs Arche tatsächlich hier gelandet ist, und die Tiere, die wir draußen gesehen haben, die Nachkommen der ursprünglichen Tiere sind. Vielleicht ist das der Grund, weshalb sie sich so sonderbar verhalten. Sie kennen nichts anderes als dieses friedvolle Land.«
    »Nur weil ein Tier im Paradies lebt, bedeutet das nicht automatisch, dass es seine Instinkte verloren hat. Instinkte – sein Territorium zu beschützen, Nahrung zu jagen oder …«, er sah mich eindringlich an, »… einen Partner zu finden – können überwältigend sein.«
    Ich räusperte mich. »Das mag sein. Aber Nahrung ist hier im Überfluss vorhanden, und ich bin sicher«, sagte ich und fuchtelte mit der Hand in der Luft, » jedes Tier hier findet einen Partner.«
    Er hob eine Augenbraue. »Vielleicht. Aber woher weißt du, dass es immer so ist? Vielleicht bricht der Winter hier zu einem anderen Zeitpunkt ein.«
    »Schon möglich, aber das glaube ich nicht. Ich habe Blumen gesehen, die normalerweise im Frühling blühen, und andere, die es eigentlich nur im Herbst gibt. Das ist sonderbar. Es ist fast so, als wäre hier das Beste von allem zu haben. Die Tiere sind perfekt und gut genährt.«
    »Ja, aber wir haben noch keine Raubkatzen gesehen.«
    »Das stimmt. Wir halten die Augen offen.«
    Ich holte ein Notizbuch heraus und begann, die Dinge festzuhalten, die wir gesehen hatten. Der Ort glich wahrhaftig einem Paradies, und allem Anschein nach waren Kishan und ich die beiden einzigen Menschen. Ein frischer Duft nach Blumen,

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