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Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Houck
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war vage bewusst, dass Kishan mich durch Eisregen trug. Da ich nicht mehr selbst gehen konnte, war die Kälte noch schneidender. Ich fror und dämmerte fast bewusstlos vor mich hin, ohne genau zu wissen, wie viele Tage vergangen waren. Einmal kam mir der Gedanke, dass Fanindra mich wie damals in Kishkindha heilen könnte, aber sie blieb steif und starr. Das Wetter war nicht besonders schlangenfreundlich, aber vielleicht wusste sie auch einfach, dass ich trotz des äußeren Scheins noch nicht an der Schwelle des Todes stand.
    Wir verirrten uns im Sturm, wussten nicht mehr, ob wir zurück zu Mr. Kadam gingen oder in Richtung des Geistertores. Kishan war immerzu besorgt, ich könnte einschlafen, weshalb er ununterbrochen auf mich einredete. Ich erinnere mich nur dunkel, was er zu mir sagte. Er hielt mir Vorträge über das Überleben in der Wildnis und meinte, das Wichtigste wäre, dass wir nicht auskühlten und essen und trinken würden. Das alles stellte für uns eigentlich kein Problem dar. Sobald wir unser Lager aufschlugen, wickelte er mich in den Schlafsack und kletterte in Tigergestalt neben mich, um mich zu wärmen, während die Goldene Frucht uns mit so viel Nahrung und Getränken versorgte, wie wir brauchten.
    Als ich kränker wurde, verlor ich den Appetit. Kishan zwang mich zum Essen und Trinken, aber ich zitterte stark, und durch das Fieber war mir entweder eiskalt oder viel zu heiß. Er musste sich häufig in Menschengestalt zurückverwandeln, da ich im Fieberwahn den Schlafsack wegstrampelte.
    Im Laufe der Zeit wurde ich immer schwächer und starrte nur noch benommen zum Himmel empor oder in Kishans Gesicht, während er mich mit unzähligen Geschichten aufzumuntern versuchte. Die mit dem Buschmann-Reis war eine der wenigen, die mir im Gedächtnis hängen blieb, was vielleicht daran lag, dass sie schrecklich widerlich war. Er erzählte mir, wie er sich als einziger Überlebender einer Schlacht tief in feindlichem Gebiet durchgeschlagen hatte. Nahrung war nicht aufzutreiben, weshalb er Buschmann-Reis aß, was überhaupt kein Reis war, sondern die weißen Eier von Termiten.
    Ich stöhnte angewidert, war jedoch zu schläfrig, um die Lippen für einen beißenden Kommentar zu öffnen. Besorgt blickte er zu mir herab und schob mir die Kapuze tiefer in die Stirn, damit mir der Schnee nicht ins Gesicht fiel. Dann beugte er sich vor und flüsterte: »Ich verspreche, ich bringe dich von hier fort, Kelsey. Ich lasse dich nicht sterben.«
    Sterben? Wer hat hier was von sterben gesagt? Ich hatte nicht die Absicht zu sterben, aber ich war zu schwach um zu protestieren. Meine Lippen fühlten sich an, als wären sie eingefroren. Ich darf nicht sterben. Ich muss die nächsten drei heiligen Gegenstände finden und meine Tiger retten. Ich muss Ren aus den Fängen von Lokesh befreien. Ich muss mein Studium abschließen. Ich muss … Da schlief ich ein.
    Ich träumte, dass ich mit den Fingern über ein vereistes Fenster fuhr. Ich hatte gerade ein Herz mit einem Ren + Kelsey in der Mitte gezeichnet und ein zweites Herz mit Kishan + … – als mich jemand wachrüttelte.
    »Kells. Kells! Ich hatte gedacht, wir wären umgedreht, aber ich glaube, wir haben das Geistertor gefunden!«
    Ich lugte unter meiner Kapuze hervor und blickte in einen amethystgrauen Himmel. Schmerzhafter Eisregen prasselte auf uns herab, und ich musste die Augen zusammenkneifen, um zu erkennen, worauf Kishan zeigte. Mitten auf einer kargen, weißen Eisfläche standen zwei Holzpfeiler in der Größe von Telefonmasten. Lange Seile mit bunten Stoffbändern, die wie Drachenschwänze wild im Sturm flatterten, wanden sich um die beiden Pfosten. Andere waren um das Holz geschlungen und verbanden auf verschiedenen Höhen die beiden Pfeiler. Einige der Seile waren mit Pflöcken in der Erde befestigt, andere wehten frei im Wind.
    Ich fuhr mir mit der Zunge über die aufgeplatzten Lippen und flüsterte: »Bist du sicher?«
    Er beugte sich nah an mein Ohr und rief über den pfeifenden Wind hinweg: »Es könnte auch ein Mahnmal oder eine Gedenkstätte sein, die von Nomaden errichtet wurde, aber irgendetwas ist seltsam. Ich würde es mir gerne aus der Nähe anschauen.«
    Ich nickte schwach, und er legte mich im Schlafsack neben einen der beiden Pfosten. Kishan war dazu übergegangen, mich im Schlafsack zu tragen, damit ich nicht auskühlte. Am Boden fiel ich in einen tiefen Schlaf. Als Kishan mich weckte, konnte ich nicht mit Gewissheit sagen, ob ich Stunden oder nur

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