Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Houck
Vom Netzwerk:
einen Felsen herum und verschwand auf einem Steinpfad im Wald. Ich drehte mich um und nahm Kishan bei der Hand. »Komm schon. Ich vertraue ihm.«
    »Ich nicht.«
    Ich drückte seine Hand und sagte im Scherz: »Es ist okay. Ich denke, du könntest es zur Not mit ihm aufnehmen.« Kishan umschloss nun meine Finger und ließ sich von mir hinter Faunus herführen.
    Wir folgten ihm zwischen den belaubten Bäumen hindurch und hörten bald zartes Gelächter. Als wir uns der Siedlung näherten, erkannte ich, dass ich solch perlendes Lachen noch keinen Menschen hatte hervorbringen hören. Es klang überirdisch, fast gespenstisch.
    »Faunus … Was sind die Sylphen?«
    »Das sind die Baumgeister oder auch die Baumnymphen.«
    »Baumnymphen?«
    »Ja. Gibt es denn keine Baumgeister dort, wo du herkommst?«
    »Nein. Bei uns gibt es auch keine Feen.«
    Er schien überrascht. »Was für ein Geschöpf entsteigt bei euch einem Baum, wenn dieser auseinanderbricht?«
    »Soweit mir das bekannt ist, keines. Um ehrlich zu sein, habe ich bisher noch keinen Baum auseinanderbrechen gesehen, außer ein Blitz schlägt ein, oder jemand fällt ihn.«
    Er blieb mitten in der Bewegung stehen. »Dein Volk fällt Bäume?«
    »Du meinst in meinem Land? Ja, das tun sie.«
    Bekümmert schüttelte er den Kopf. »Ich bin sehr froh, hier zu leben. Die armen Bäume. Was würde nur mit all den zukünftigen Generationen geschehen?«
    Ich blickte zu Kishan, der kaum merklich den Kopf schüt telte, bevor das seltsame Wesen uns weiterführte.
    Bei Anbruch der Nacht erreichten wir ein breites Portal, um das sich Hunderte von winzigen Kletterrosen in allen nur erdenklichen Farben rankten, und betraten das Dorf der Sylphen. Laternen hingen von Weinreben herab, die sich um unvorstellbar hohe Bäume wanden. Nie zuvor hatte ich solche Bäume gesehen. Die kleinen Lichter in den Laternen schaukelten hin und her, jedes in einer anderen hell leuchtenden Farbe – pink, silber, türkis, orange, gelb oder violett. Als wir uns die Lichter näher ansahen, bemerkten wir, dass es sich um lebende Geschöpfe handelte. Es waren Feen!
    »Kishan! Sieh mal! Die leuchten wie Glühwürmchen!«
    Die Feen sahen aus wie große Schmetterlinge, und das sanfte Licht stammte nicht von ihren Körpern, sondern von ihren farbenprächtigen Flügeln, die sich träge öffneten und wieder schlossen, während die Geschöpfe auf hölzernen Gestellen hockten.
    Ich zeigte auf eines. »Sind das …?«
    »Feen-Lichterketten, genau. Sie haben jeden Abend einen zweistündigen Laternendienst. Während ihrer Schicht lesen sie gerne. Das hält sie wach. Wenn sie einschlafen, geht näm lich ihr Licht aus.«
    Ich murmelte: »Sicher. Natürlich.«
    Er führte uns weiter in die Ortschaft. Die kleinen Hütten aus geflochtenen Pflanzenfasern waren kreisförmig um ein grasbewachsenes Rondell angeordnet. In der Mitte war ein festliches Bankett hergerichtet. Hinter jeder Hütte stand ein riesiger Baum. Die emporragenden Äste streckten sich zu allen Seiten und verwoben sich mit denen anderer Bäume, sodass eine wunderschöne grüne Laube entstanden war.
    Faunus hob seine Flöte und blies eine fröhliche Melodie. Zierliche, schlanke Gestalten strömten aus ihren Hütten und hüpften aus ihren Verstecken im Blattwerk.
    »Kommt. Kommt und trefft diejenigen, auf die wir ge wartet haben. Das sind Kelsey und Kishan. Lasst sie uns will kommen heißen.«
    Strahlende Gesichter näherten sich uns. Die Sylphen waren alle silberhaarig und hatten wie Faunus grüne Augen. Wun derschöne Männer und Frauen trugen schimmernde, hauchzarte Kleidung in den Farben der Blumen, die überall wuchsen.
    »Wollt ihr zuerst essen oder lieber baden?«, wandte sich Faunus an mich.
    Überrascht sagte ich: »Lieber baden. Wenn das in Ordnung ist.«
    Er verneigte sich. »Natürlich. Anthracia, Phiale und Deio pea, wärt ihr so freundlich, Kelsey zum Badeplatz der Frauen zu begleiten?«
    Drei liebliche Sylphen traten schüchtern aus der Gruppe hervor. Zwei nahmen mich bei den Händen, während mich die dritte von der Lichtung und in den Wald führte. Kishan warf mir einen mürrischen Blick zu, offensichtlich nicht erfreut darüber, dass wir getrennt wurden, aber da geleitete man ihn auch schon in die entgegengesetzte Richtung.
    Ich überragte die Frauen, die etwas kleiner als Faunus waren, um einen ganzen Kopf. Sie folgten einem von den hilfsbereiten Feen hell erleuchteten Pfad, bis wir zu einem runden Teich kamen, der von einem kleinen Bach weiter

Weitere Kostenlose Bücher