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Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Houck
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kleine Geschöpf in die Armbeuge und sprach leise in seiner Muttersprache mit ihm. Ich verschwand, um mich umzuziehen und mir die Haare zu flechten. Als ich zurückkam, wiegte Kishan das schlafende Baby und starrte nachdenklich in sein kleines Gesichtchen.
    »Sollen wir los?«
    Er warf mir einen zärtlichen Blick zu. »Sicher. Ich werde mich auch nur schnell umziehen.«
    Rasch gab er das Baby seiner Familie zurück. Bevor er fortging, strich er lächelnd mit dem Finger über meine Wange. Seine Berührung war zögerlich und sanft.
    Nachdem er sich umgezogen hatte, verabschiedeten wir uns und schulterten unser Gepäck, in dem nun mein hauchzartes Kleid, mehrere Honigküchlein und eine Flasche Blumennektar lagen, und machten uns auf den Weg nach Osten.
    Kishan schien genau zu wissen, wohin wir gehen mussten, weshalb er die Führung übernahm. Ich ertappte ihn häufig dabei, wie er mich mit einem sonderbaren Lächeln im Gesicht musterte. Nach einer Stunde fragte ich: »Was ist heute nur los mit dir? Du verhältst dich so eigenartig.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Willst du mir vielleicht etwas sagen?«
    Er zögerte einen langen Moment und seufzte dann. »In einem meiner Träume kamst du vor. Du hast im Bett gesessen, erschöpft, aber glücklich und wunderschön. Du hast ein dunkelhaariges Baby im Arm gehalten. Du hast ihn Anik genannt. Es war dein Sohn.«
    »Oh.« Das erklärt, warum er sich mir gegenüber so merkwürdig benimmt. »War da … noch jemand bei mir?«
    »Ja, aber ich konnte nicht sehen, wer es war.«
    »Ich verstehe.«
    »Er war uns wie aus dem Gesicht geschnitten, Kelsey. Ich meine …, er ist entweder Rens Sohn oder … meiner .«
    Was? Habe ich mich verhört, oder hat er das wirklich gesagt? Vor meinem geistigen Auge stellte ich mir ein kleines Baby mit Rens leuchtend blauen Augen vor. Im nächsten Moment veränderten die Augen ihre Farbe und wurden zu einem Gold, das der Wüste Arizonas glich. Nervös biss ich mir auf die Lippe. Das ist nicht gut. Ist es möglich, dass Ren nicht überlebt? Dass ich irgendwann mit Kishan zusammenkomme? Ich wusste, dass Kishan Gefühle für mich hatte, aber ich konnte mir beim besten Willen keine Zukunft vorstellen, in der ich ihn anstelle von Ren wählen würde. Vielleicht hätte ich jedoch gar keine Wahlmöglichkeit. Ich muss es wissen!
    »Und hast du … äh … die Augen des Babys gesehen?«
    Er zögerte und sah mir eindringlich ins Gesicht, bevor er antwortete: »Nein. Seine Augen waren geschlossen. Er hat geschlafen.«
    »Oh.« Ich ging weiter.
    Er hielt mich auf und berührte meinen Arm. »Du hast mich einmal gefragt, ob ich nicht ein Heim und eine Familie möchte. Ich hätte nie gedacht, dass ich ohne Yesubai eine haben wollte, aber als ich dich in meinem Traum gesehen habe, mit dem kleinen Baby … Ja. Ich will eine Familie. Ich will ihn. Ich will … dich . Ich habe ihn gesehen und war … glücklich und stolz. Ich will das Leben, das ich in meinem Traum gesehen habe, Kells, und zwar unbedingt. Ich dachte, das solltest du wissen.«
    Ich nickte schweigend, während er mich musterte.
    »Gibt es da etwas, das du geträumt hast und mir erzählen willst?«, fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf und spielte mit dem Saum meines Feenhemdes. »Nein.«
    Er schnaubte und marschierte voraus.
    Ein Baby? Ich hatte mir immer Kinder und eine Familie gewünscht, aber ich hätte nie gedacht, dass ich zwei Männer haben würde – und noch dazu Brüder –, die um meine Gunst buhlten. Falls Ren aus irgendeinem Grund nicht überlebt … Nein. Diesen Gedanken lasse ich nicht zu. Er wird überleben! Ich werde alles tun, um Lokesh zu finden. Und falls mich das in Gefahr bringt, dann soll es so sein.
    Wir wanderten den ganzen Nachmittag, legten immer wieder kleine Pausen ein. Ich war aufgewühlt von Kishans Geständnis. Ich wollte mich damit nicht beschäftigen, wollte ihn nicht verletzen. Es gab so viele unbeantwortete Fragen. Worte formten sich in meinem Kopf, aber ich brachte nicht den Mut auf, das Thema anzuschneiden. Das hier war schlimm!
    Mein Herz schrie nach Ren, doch mein Verstand rief mir ins Gedächtnis, dass wir nicht immer das bekamen, was wir wollten. Ich wünschte mir auch meine Eltern zurück, und das war unmöglich. Meine Gedanken brodelten wie kochendes Wasser, verdampften aber sofort, sobald sie an die Oberfläche kamen.
    Wir redeten nicht viel außer: »Pass auf den umgefallenen Stamm auf« oder »Vorsicht, da ist eine Pfütze«. Mit Kishan zusammen zu sein, fühlte sich

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