Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
sein.«
Neugierig lehnte sich Mr. Kadam vor.
Nachdem ich den köstlichen Reiseproviant der Sylphen geöffnet hatte, legte ich mehrere Leckerbissen auf seinen Teller. Leider waren die mit feinstem Zucker bestäubten Cookies zu einem Päckchen Krümel zerbröselt, aber das restliche Gebäck sah immer noch so frisch und lecker wie in Shangri-La aus.
Mr. Kadam begutachtete die kleinen Appetithäppchen von allen Seiten und bestaunte die Kunstfertigkeit, mit der sie gebacken waren. Dann kostete er zögerlich von einer Champignon-Galette und einer winzigen Blaubeertarte, während ich ihm erklärte, dass die Sylphen Vegetarier waren, die Süßspeisen liebten. Ich drehte den Korken aus einer hohen Kürbisflasche und goss Mr. Kadam süßen, goldenen Nektar ins Glas. Genau in dem Moment trat Kishan ein und zog einen Stuhl neben mich.
»He! Warum habe ich keine Einladung bekommen, wenn hier eine Party mit sylphischen Leckerbissen steigt?«, stichelte er.
Ich schob Kishan meinen Teller zu und stand auf, um ein weiteres Glas zu holen. Wir lachten und genossen unser friedvolles Mahl in vollen Zügen, labten uns an Kürbisbrötchen mit Walnussbutter und Miniäpfeln, Käse und mit Zwiebeln gefüllten Pasteten. Wir leerten den Nektar bis zum allerletzten Tropfen und waren ganz aus dem Häuschen, als wir feststellten, dass die Goldene Frucht für Nachschub sorgen konnte.
Allein Rens Gegenwart hätte diesen herrlichen Moment noch schöner machen können. Ich gelobte, jede einzelne Köstlichkeit zu notieren, die wir in Shangri-La gegessen hatten, sodass ich Ren mit den Leckerbissen beglücken konnte, sobald er gerettet war.
Wir blieben bis tief in die Nacht wach. Kishan verwandelte sich in einen Tiger und schlief zu meinen Füßen ein, während Mr. Kadam und ich Bücher über die verschiedenen Volksstämme Indiens wälzten. Gegen drei am Morgen blätterte ich das fünfte Buch auf meinem Stapel durch und stieß jäh auf ein Bild von einer Frau mit einer Tätowierung auf der Stirn.
»Mr. Kadam, schauen Sie sich das mal an.«
Er saß in dem Ledersessel neben mir. Ich reichte ihm das Buch, damit er sich die Frau näher besah.
»Ja. Das ist der Stamm, der auch mir in den Sinn gekommen war. Sie heißen Baiga.«
»Was wissen Sie von ihnen?«
»Es handelt sich um einen Nomadenstamm, der in der Abgeschiedenheit des dichten Dschungels eine primitive Lebensweise pflegt. Sie gehen auf die Jagd und sammeln Nahrung, bestellen jedoch nicht den Boden. Ihrem Glauben zufolge fügt der Ackerbau Mutter Erde Schaden zu. Meines Wissens gibt es zwei Gruppen: eine in Madhya Pradesh in Zentralindien und eine in Jharkhand, was im Osten Indiens liegt. Ich glaube, ich besitze ein Buch mit detaillierterem Wissen über ihre Kultur.«
Er suchte die hohen Regale ab, bis er das richtige Buch gefunden hatte. Dann ließ er sich wieder neben mir nieder und schlug es auf.
»Es ist über die Adivasi. Dort sollten wir weitere Informationen über die Baiga finden.«
Ich beugte mich hinab und kratzte den schlafenden Kishan gedankenverloren am Ohr. »Wer sind die Adivasi?«
»Das Wort ist ein Sammelbegriff für alle indigenen Völker des heutigen Indien, unterscheidet aber nicht zwischen den vielen verschiedenen Kulturen. Hier haben wir die Irula, Oraon, Santal und«, er blätterte um, »die Baiga.«
Er fand die Stelle, nach der er gesucht hatte, und glitt mit dem Finger die Seite hinab, während er die wichtigsten Informationen in verkürzter Form vorlas.
»Autonome Gesellschaft, die Brandrodung betreibt. Berühmt für Tätowierungen. Auf den Dschungel für Nahrung angewiesen. Setzen uraltes medizinisches Wissen und Magie ein. Bambuskunst. Aha! Hier ist, wonach ich gesucht habe, Miss Kelsey. Baigische Männer lassen ihr Haar lang wachsen und tragen es in einem Dutt oder Knoten. Der Mann, der Ren festgehalten hat, passt genau zu dieser Beschreibung. Ein Punkt verwirrt mich jedoch. Eigentlich ist es ein Ding der Unmöglichkeit, dass ein Baiga seinen Stamm verlässt, um jemandem wie Lokesh zu dienen.«
»Selbst wenn er ihn gut bezahlt?«
»Das dürfte keine Rolle spielen. Ihr Leben ist völlig auf den Stamm ausgelegt. Es gäbe keinen Grund, weshalb er sein Volk verlassen sollte. Das würde jeglicher Tradition widersprechen. Es ist ein einfaches, aufrichtiges Volk. Ein Baiga würde sich niemals mit einem Schurken wie Lokesh zusammentun. Dennoch darf man nichts außer Acht lassen. Ich werde morgen mit der Recherche zum Baiga-Stamm beginnen. Aber erst einmal
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