Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
davon erzählen.«
Sie verrührte die Eier, fügte Sahne hinzu und machte das erste Omelett. Es hatte etwas Beruhigendes und Heimeliges an sich, mit einer anderen Frau in der Küche zu kochen.
»Nun da Sie hier sind«, fuhr Nilima fort, »kann er endlich Frieden finden. Es besteht die Chance, dass er all seine Sorgen, seine große Verantwortung für die Prinzen ein für alle Mal ablegen kann.«
Die restliche Zeit kochten wir, ohne etwas zu sagen. Dank der Goldenen Frucht zauberte ich süßen Blumennektar herbei und schnitt die Melone auf. Nilima richtete die Teller an, stellte sie auf ein großes Tablett und trug es ins Pfauenzimmer. Kurz darauf kam Kishan herbei, der mich zu meinem Sessel brachte. Der weiße Tiger hob den Kopf und schnupperte in die Luft.
Ich stellte einen riesigen Teller mit Eiern vor ihm auf den Boden. Augenblicklich stürzte er sich auf das Essen, schob die Eier mit der Zunge vor und zurück, bis sie schließlich in sein Maul gelangten. Ich nutzte die Gunst der Stunde, um ihm das Ohr zu kraulen. Dieses Mal knurrte er nicht und schmiegte sich in meine Hand. Dann musste ich eine wunde Stelle berührt haben, denn er zuckte leicht zusammen. Ich versuchte, ihn zu beruhigen. »Ist schon okay, Ren. Ich wollte nur Hallo sagen und dir dein Frühstück bringen. Tut mir leid, falls ich dir wehgetan habe.«
Kishan lehnte sich vor und sagte: »Kells, bitte . Setz dich!«
»Was ist los? Er tut mir schon nichts!«
Mein weißer Tiger erhob sich und schob sich näher an Kishan. Rens Verhalten versetzte mir einen Stich. Ich konnte nichts dagegen tun, aber ich fühlte mich betrogen, als wäre unser Haustier auf mich losgegangen und hätte mich in die Hand gebissen. Ich wusste, der Gedanke war lächerlich, doch sein abweisendes Benehmen verletzte mich. Seine Pfoten lagen nun zu beiden Seiten des Tellers, und er starrte mich eindringlich an, bis ich den Blick senkte. Dann kümmerte er sich wieder um sein Frühstück.
Mr. Kadam tätschelte mir die Hand und sagte: »Vielleicht sollten wir nun unser Essen genießen und Nilima unsere Geschichten erzählen. Ich bin sicher, das würde auch Ren interessieren.«
Ich nickte und stocherte lustlos in meinem Omelett. Auf einmal hatte ich keinen Hunger mehr.
Kishan begann. »Wir sind mit dem Fallschirm auf einer Lichtung ein paar Kilometer vom Lager der Baiga entfernt gelandet. Ein Pilot, der früher einmal bei Mr. Kadam in der Flying Tiger Airlines angestellt war, hat uns mit einem dieser alten Truppentransportflugzeuge aus dem Zweiten Weltkrieg hingeflogen, das noch immer gut in Schuss ist.«
Nilima nickte und nippte an ihrem Nektar.
Kishan rieb sich das Kinn. »Der Kerl muss mindestens neunzig sein. Am Anfang hatte ich meine Zweifel, ob der alte Mann überhaupt noch in der Lage ist zu fliegen, aber er hat Geschick bewiesen. Auch der Absprung ist glatt und problemlos verlaufen, abgesehen von dem Umstand, dass Kelsey fast noch gekniffen hätte.«
»Es war nicht dasselbe wie beim Training«, warf ich zu meiner Verteidigung ein.
»Du bist in Shangri-La mit mir gesprungen und noch dreimal im Training, ohne dass es dir etwas ausgemacht hätte.«
»Das war etwas anderes. Es war tagsüber, und ich musste nicht … allein springen.«
Kishan wandte sich an Nilima und erklärte: »Im Training sind wir im Tandem gesprungen.« Frustriert erhob er die Stimme und sah mich an. »Du hättest nur fragen müssen. Ich wäre natürlich mit dir zusammen gesprungen, aber du hast darauf beharrt, es allein zu schaffen.«
»Nun, wenn du deine Hände beim Tandemsprung ein bisschen mehr bei dir behalten hättest …«
»Und wenn du nicht so paranoid wärst, was meine Hände anbelangt …«
»Wäre alles in Ordnung!«, fauchten wir uns gleichzeitig an.
Meine Stimme erstarb zu einem erschrockenen Flüstern, während ich Kishan finster anfunkelte. »Können wir jetzt bitte weitermachen?«
Kishan verengte die Augen auf eine Art, die mir unverhohlen mitteilte, dass wir die Diskussion später fortsetzen würden. »Wie gesagt, Kelsey wäre fast nicht rechtzeitig gesprungen. Kadam war schon gesprungen, und ich musste Kelsey mit Gewalt hinaushelfen, denn andernfalls hätten wir unser Zeitfenster verpasst.«
»Gewalt ist das richtige Wort«, murmelte ich. »Du hast mich einfach hinter dir hergezerrt.«
Er starrte mich eindringlich an. »Du hast mir keine andere Wahl gelassen.«
Das stimmt nicht ganz. Er hat mir eine Alternative aufgezeigt: Die Rettungsaktion abblasen, Ren vergessen und
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