Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
Blick zu. Ren sagte etwas, das nach einer Frage klang. Als Antwort hob Kishan den Arm und deutete entschieden auf den Gunia . Ren lachte, berührte das schimmernde Haar der schönen Baiga, rieb es zwischen den Fingern und flüsterte ihr etwas zu, das sie zum Lachen brachte.
»Wollen die beiden Mädchen auch ihr Haar abschneiden?«, fragte ich.
Mr. Kadam runzelte die Stirn. »Nein. Das kann ich mir nicht vorstellen.«
Kishan verneigte sich vor dem Gunia und den zwei Frauen, sagte ein paar Worte, wandte sich dann wieder Ren zu und bat ihn, sich zu setzen. Ren lächelte das Mädchen an, zuckte mit den Schultern und ließ sich widerstrebend neben Kishan nieder.
»Mr. Kadam! Was ist da gerade passiert?«
Er räusperte sich. »Äh … ja … Dem Anschein nach möchten die Baiga unseren beiden Söhnen eine lebenslange Zugehörigkeit zu ihrem Stamm anbieten.«
»Sie sollen also dem Baiga-Klub beitreten? Okay, da wäre doch nichts dabei, oder?«
»Wenn sie das Angebot annehmen, würde das bedeuten, dass sie zwei Baiga-Frauen heiraten müssen. Diese beiden Schwestern haben sich freiwillig gemeldet.«
»Oh.« Fassungslos runzelte ich die Stirn. »Worüber haben Kishan und Ren dann diskutiert?«
»Sie haben darüber gesprochen …, ob sie einwilligen sollen oder nicht.«
»Aha. Und warum hat Ren das Haar der Frau berührt?«
»Das … weiß ich nun wirklich nicht.« Mr. Kadam drehte sich weg, offensichtlich nicht gewillt, das Gespräch fortzusetzen.
Ich dachte über alles nach und stieß dann Kishan den Ellbogen in die Seite. »Kishan, wenn du eine Baiga zur Frau nehmen willst, nur zu«, flüsterte ich. »Sie sind beide sehr hübsch.«
Er knurrte mich leise an. »Ich will keine Baiga heiraten, Kells. Das erkläre ich dir später.«
Jetzt war ich noch verwirrter und ein wenig eifersüchtig, aber ich schüttelte die Gedanken rasch ab, als ich mir ins Gedächtnis rief, dass verschiedene Kulturen Gesten unterschiedlich interpretierten. Ich entschied, die Sache auf sich beruhen zu lassen und den Feierlichkeiten zuzusehen. Als das Fest vorbei war, lehnte mein Kopf schlapp und schläfrig an Mr. Kadams Schulter.
Kishan schüttelte mich wach. »Kells? Komm. Wir müssen weiter.«
Er zog mich auf die Beine und schulterte sich meinen Rucksack, bevor er Ren Anweisungen gab. Ren schien mit allem, was Kishan ihm auftrug, einverstanden zu sein. Mr. Kadam verabschiedete sich von den Baiga, die sich für die Nacht in ihre Zelte zurückzogen, während wir uns zu unserem Treffpunkt aufmachten.
Mr. Kadam schaltete ein hypermodernes Überwachungsgerät mit einem Bildschirm von der Größe eines Kartenspiels ein, das automatisch Satellitenbilder herunterlud.
Ren verwandelte sich in einen Tiger. Kishan erklärte, dass seine Heilung so schneller voranschreiten würde. Die weiße Raubkatze trottete hinter uns her. Ich versuchte wieder, allein zu gehen, aber mein Knöchel war auf die Größe einer Grapefruit angeschwollen. Mr. Kadam hatte mir vor dem Essen einen Kompressionsverband angelegt, ein paar Ibuprofen gegen die Schwellung gegeben und mein Bein hochgelagert, aber ich brauchte Eis. Mein Knöchel pochte. Kishan ließ mich eine Weile gehen, weil ich das so wollte, bestand jedoch darauf, dass ich mich zum besseren Halt auf seinen Arm stützte. Ren überholte uns, doch als ich die Hand ausstreckte, um seinen Kopf zu streicheln, knurrte er mich leise an. Hastig schob sich Kishan zwischen uns.
»Kishan? Was ist los mit ihm?«
»Er ist … nicht ganz er selbst, Kells.«
»Ich habe das Gefühl, als würde er mich nicht kennen.«
Kishan versuchte, meine Sorgen zu beschwichtigen. »Er verhält sich dir gegenüber nur so, wie es jedes verletzte Tier tun würde. Ein angeborener Schutzmechanismus.«
»Aber als ihr zwei das letzte Mal im Dschungel verletzt wart, durfte ich mich um euch kümmern. Keiner von euch hat versucht, mich zu verletzen oder anzugreifen. Ihr habt immer gewusst, wer ich war.«
»Wir wissen noch nicht, was Lokesh ihm angetan hat. Ich bin sicher, alles wird gut, sobald seine Wunden verheilt sind. Im Moment will ich, dass du immer in meiner oder Mr. Kadams Nähe bleibst. Ein verwundeter Tiger ist sehr gefährlich.«
»Okay«, stimmte ich widerwillig zu. »Ich will ihm die Sache so einfach wie möglich machen.«
Nachdem ich einige Minuten langsam und unter Schmerzen weitergehumpelt war, hob mich Kishan hoch. Als ich protestierte, dass ich viel zu schwer wäre, lachte er spöttisch und sagte, er könnte mich tagelang
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