Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
viel Leid erfahren. Ich hatte keine Ahnung, wie es ihm gelungen war, die Folter zu überleben, aber ich war ungemein dankbar, dass es so war. Ich würde Durga für ihre Hilfe danken. Sie hat definitiv ihr Versprechen gehalten. Sie hat meinem Tiger das Leben gerettet.
Nachdem ich das Wasser abgedreht hatte, trat ich aus der Dusche und zog behutsam meinen alten Flanellpyjama an. Ich wollte mich beeilen, aber selbst das Kämmen war schmerzhaft. Ich flocht mir einen Zopf und hinkte im Schneckentempo zur Tür. Auf dem Flur wartete Kishan geduldig auf mich, mit dem Rücken zur Wand und geschlossenen Augen.
Er hatte ebenfalls geduscht und sich umgezogen. Ohne ein Wort zu verlieren, hob er mich hoch und trug mich hinunter ins Pfauenzimmer. Behutsam setzte er mich in den Ledersessel neben Mr. Kadam, bevor er es sich mir gegenüber neben Nilima bequem machte. Ren war immer noch in Tigergestalt und lag zusammengerollt zu Nilimas Füßen.
Mr. Kadam tätschelte mir den Arm und sagte: »Er hat sich bisher noch nicht zurückverwandelt, Miss Kelsey. Vielleicht war er während der Gefangenschaft zu lange Mensch.«
»Okay. Ist schon in Ordnung. Das Einzige, was zählt, ist doch, dass er jetzt hier ist.«
Ich beobachtete meinen weißen Tiger. Er hatte kurz aufgeblickt, als ich ins Zimmer gekommen war, und dann den Kopf wieder auf seine Pfoten gelegt und die Augen geschlossen. Obwohl ich mit aller Kraft dagegen ankämpfte, war ich bitter enttäuscht, dass er nicht bei mir saß. Allein das Berühren seines Fells wäre mir ein großer Trost gewesen. Verärgert über mich selbst, schimpfte ich mit mir: Ich sollte mir mehr Gedanken um ihn als um mich machen. Ich bin nicht diejenige, die monatelang gefoltert wurde. Das Mindeste, was ich für ihn tun kann, ist, ihn nicht zu bedrängen.
Nilima wollte alles wissen, was uns widerfahren war, und Mr. Kadam hielt es für eine gute Idee, dass jeder seine Geschichte erzählte, damit sich die verschiedenen Teile unseres Abenteuers zusammensetzten. Nilima schlug vor, zunächst etwas zu essen vorzubereiten, und bat mich um Hilfe. Kishan wollte bei Ren bleiben, der eingeschlafen zu sein schien, und meinte, es wäre das Beste, schlafende Tiger nicht zu wecken.
Er trug mich in die Küche und setzte mich auf einen Stuhl, bevor er ins andere Zimmer zurückkehrte. Nilima suchte alle Zutaten für Omelett und überbackenen Toast zusammen und übertrug mir die Aufgabe, den Käse zu reiben und Zwiebeln und grüne Paprikaschoten zu schneiden. Wir arbeiteten eine Weile schweigend, wobei mir nicht entging, dass sie mich aus dem Augenwinkel beobachtete.
»Mir geht’s gut, Nilima, wirklich. Sie müssen sich keine Sorgen machen. Ich bin nicht so schwach, wie Kishan mich hinstellt.«
»Oh, das ist es nicht. Ich habe nicht das Gefühl, dass Sie schwach sind. Ganz im Gegenteil, ich halte Sie für eine sehr mutige Person.«
»Warum beobachten Sie mich dann so?«
»Sie sind etwas Besonderes, Miss Kelsey.«
Ich lachte so laut, wie mein schmerzender Kiefer es zuließ. »Was meinen Sie damit?«
»Sie sind zu unserem Mittelpunkt geworden. Sie sind der Mensch, der die Familie zusammenhält. Großvater war völlig … verzweifelt, bevor Sie auf der Bildfläche erschienen sind. Sie haben ihn gerettet.«
»Ich habe eher das Gefühl, als wäre es ihm zur zweiten Natur geworden, mich zu retten.«
»Nein. Wir wurden erst zu einer Familie, als Sie in unser Leben getreten sind. Obwohl wir nun alle in Gefahr schweben, war er noch nie so erfüllt oder glücklich wie heute. Er liebt Sie. Alle lieben Sie.«
Verlegen sagte ich: »Und was ist mit Ihnen, Nilima? Ist dieses verrückte Leben das, was Sie wollen? Sehnen Sie sich nicht nach einem Leben ohne Spionage und heimtückische Fieslinge?«
Mit einem Lächeln bestrich sie die Bratpfanne mit Butter und legte vier Toastscheiben hinein. »Großvater braucht mich. Ich kann ihn doch nicht im Stich lassen. Ich habe natürlich auch meine Familie. Meine Eltern fragen sich, warum ich noch nicht geheiratet habe und so auf meine Karriere bedacht bin. Ich habe ihnen erklärt, dass mir die Arbeit großen Spaß macht. Sie verstehen das nicht, aber sie akzeptieren es. Aufgrund von Großvaters großzügiger Unterstützung können sie sich ein angenehmes Leben leisten.«
»Wissen Ihre Eltern, dass Sie mit ihm verwandt sind?«
»Nein. Das habe ich vor ihnen verheimlicht. Es hat lange gedauert, bis mir Großvater dieses Geheimnis anvertraut hat. Ohne seine Zustimmung würde ich niemandem
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