Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
alle Mittel gestattet sind? Das war ein biss chen Liebe gemischt mit ein bisschen Krieg. Ich hätte es um keinen Preis missen wollen.«
Ich umschloss seine Hand mit meinen Händen und drückte sie. »Irgendwann einmal wirst du eine Frau sehr glücklich machen, Li. Und ich hoffe, dass das sehr bald eintreten wird.«
»Nun, falls du eine Zwillingsschwester haben solltest, kannst du sie mir gerne vorbeischicken.«
Ich lachte, auch wenn mir eigentlich zum Weinen zumute war.
Li fuhr mich nach Hause. Während der Fahrt schwiegen wir, und ich dachte über seine Worte nach. Er hatte recht. Ren war ein umsichtiger, rücksichtsvoller Mensch. Er hatte Jahrhunderte Zeit gehabt, um darüber nachzudenken, was er wollte. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund wollte er mich. Tief in meinem Innersten wusste ich, dass er mich liebte und mich niemals verlassen würde. Auch wenn ich mich für einen anderen entschieden hätte, wäre er trotzdem in meiner Nähe geblieben und immer für mich da gewesen.
An meinen Gefühlen für ihn hatte sich nichts geändert. Li hatte recht. Ich sollte es ihm sagen. Ich sollte ihm sagen, dass ich eine Entscheidung getroffen hatte.
Seit mehreren Wochen hatte ich mit allen Mitteln versucht, Ren zu verführen, und nun, da ich endlich bekom men würde, was ich mir wünschte …, war ich nervös. Meine Entschlossenheit bekam Risse. Mit einem Schlag fühlte ich mich verletzlich, schwach. Meine Gedanken waren wirr und zerfasert. Was sollte ich nur sagen?
Als Li den Motor abstellte, ermunterte er mich ein weiteres Mal. »Sag es ihm, Kelsey.« Er umarmte mich rasch und fuhr dann weg.
Ich stand lange Minuten vor Rens Haustür und grübelte angestrengt, was ich ihm sagen würde.
Da öffnete sich die Tür, und Ren trat heraus. Seine Füße waren nackt, und er trug immer noch sein Sporthemd und die weiße Hose von Wushu . Er sah mir eindringlich ins Gesicht und seufzte unglücklich. »Was sollst du mir sagen, Kells?«
Mit gekünstelter Stimme sagte ich: »Das hast du also gehört?«
»Ja.« Seine Gesichtszüge wirkten angespannt, verkrampft. Mit einem Schlag wurde mir bewusst, dass er glaubte, ich hätte Li gewählt.
Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Was willst du mir sagen?«
»Ich will dir sagen, dass ich eine Entscheidung getroffen habe.«
»Das habe ich mir schon gedacht.«
Ich schlang ihm die Arme um den Hals, aber er verharrte wie versteinert. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihm näher zu kommen. Seufzend legte er ebenfalls die Arme um mich und hob mich hoch. Er presste meinen Körper an seine stählerne Brust, und meine Füße baumelten nun mehrere Zentimeter in der Luft. Sanft flüsterte ich ihm ins Ohr: »Ich habe mich für dich entschieden.«
Er erstarrte … Dann senkte er den Blick, um mir ins Gesicht zu sehen. »Dann ist Li …«
»Aus dem Rennen.«
Ein strahlendes Lächeln, das die dunkle Nacht zum Leuch ten brachte, legte sich auf seine Lippen. »Nun, dann …«
»Können wir zusammen sein.«
Ich zog seinen Kopf näher zu mir und küsste ihn zärtlich. Ren riss sich los, um erstaunt mein Gesicht zu ergründen, bevor er mich fest in die Arme nahm und mich ebenfalls küsste. Sein Kuss war weder zärtlich noch süß. Er war heiß, feurig und einfach zum Dahinschmelzen.
Es gibt viele unterschiedliche Arten von Küssen. Der leidenschaftliche Abschiedskuss – wie der von Rhett und Scarlett, als er in den Krieg zieht. Der Ich-kann-nicht-mit-dir-zusammen-sein-würde-aber-gerne-Kuss von Superman und Lois Lane. Dann der erste Kuss – sanft und zögerlich, warm und zerbrechlich. Und schließlich der besitzergreifende Kuss – so wie Ren mich jetzt küsste. Sein Kuss war jenseits von Leidenschaft, jenseits von Begierde. Er war voll verzehrender Sehnsucht, Verlangen und Liebe. Und gleichzeitig war er durchdrungen von einem feierlichen Verspre chen und wunderbaren Verheißungen, von denen einige zart und sanft, andere gefährlich und aufregend schienen. Ren ergriff von mir Besitz, brandmarkte mich.
Er bemächtigte sich meiner wie ein Tiger, der seine Beute an sich reißt. Es gab kein Entrinnen. Und das wollte ich auch nicht. Ich wäre glücklich in seinen Fängen gestorben. Ich gehörte ihm, und er stellte sicher, dass ich das niemals vergessen würde. Mein Herz zerbarst in tausend wunder schöne Blüten, allesamt Tigerlilien. Und ich wusste mit einer Gewissheit, stärker als alles, was ich je zuvor gespürt hatte, dass wir zusammengehörten.
Schließlich hob Ren den Kopf und
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