Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
Gesichtsausdruck drehte sich Li zu mir. »Du willst mir also erzählen, dass du ihm den Laufpass gegeben hast, weil du Angst hast, er könnte für dich zu gut sein?«
»Sinngemäß, ja. Ich wäre wie ein Käfig für ihn und würde ihn unglücklich machen.«
» Wirkt er denn unglücklich, wenn ihr zusammen seid?«
»Nein.«
Nachdenklich erklärte Li: »Kelsey, auch wenn mich meine Worte fast umbringen, aber Ren macht auf mich den Eindruck, als wäre er ein sehr umsichtiger, rücksichtsvoller Mensch. Während unseres Kampfes habe ich jeden schmutzigen Trick und jeden noch so fiesen Schlag versucht, und er hat es mir nicht heimgezahlt. Er war mir haushoch überlegen. Sein Können ist mit nichts zu vergleichen, was ich bisher gesehen habe. Man hat fast den Eindruck, als hätte er mit allen alten Meistern trainiert.«
Vermutlich hat er das auch.
»Während des Kampfes hat er sogar Schläge eingesteckt , damit ich mich nicht verletze. Das beweist nicht nur unglaubliches Geschick, sondern unvorstellbare Voraussicht.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich wusste, dass er gut ist.«
»Nein, du verstehst nicht, worauf ich hinauswill. Um ein solches Können an den Tag zu legen, um derart zu kämpfen, braucht es Disziplin. Er hätte mich mit einem einzigen Schlag in den Boden rammen können, aber das hat er nicht.« Er lachte traurig. »Die Hälfte der Zeit hat er mich nicht mal richtig beobachtet! Er hat dich angeschaut, hat besorgt deine Reaktion abgewartet. Er hat dem Kerl, der ihn am liebsten umgebracht hätte, kaum Beachtung geschenkt.«
»Was willst du mir sagen, Li?«
»Ich will dir sagen, dass der Mann hoffnungslos in dich verliebt ist. Das ist mir klar und auch jedem anderen. Falls du ihn lieben solltest, musst du ihm das sagen. Deine Ängste, dass er dich verlassen könnte, sind unbegründet. Das würde nicht zu seiner Persönlichkeit passen. Er ist ein Mann, der eine Entscheidung trifft und dann dazu steht. Da gibt es nichts an ihm, was mich vermuten lassen könnte, dass er es nicht ernst mit dir meint.«
»Aber …«
Li nahm meine Hände in seine und blickte mir fest ins Gesicht. » Kelsey . Er hat nur Augen für dich .«
Ich sah auf meine Hände.
»Und was deinen lächerlichen Einwand betrifft, du könntest nicht gut genug für ihn sein, so ist im Grunde das Gegenteil der Fall. Er ist nicht gut genug für dich.«
»Das sagst du jetzt doch bloß.«
»Nein. Nein, das ist mein voller Ernst. Du bist wunderbar und süß und hübsch, und er kann sich glücklich schätzen, dich zu haben.«
»Li, warum tust du das?«
»Weil … ich Ren wirklich mag. Ich respektiere ihn. Und weil ich sehe, dass deine Gefühle für ihn viel stärker sind als die für mich. Bei ihm bist du glücklicher.«
»Bei dir bin ich auch glücklich.«
»Ja, aber nicht genauso. Geh heim zu ihm, Kelsey. Du liebst ihn, das ist offensichtlich. Sag ihm das. Gib ihm eine Chance.« Er kicherte leise. »Aber vergiss nicht, ihm zu sagen, dass ich der Noblere von uns beiden bin, weil ich ihm den Vortritt gelassen habe.« Dann drückte er mich fest an sich. »Ich werde dich vermissen, Kelsey.«
In meinem Innern machte es klick, und auf einmal sah ich alles klar. Es war Zeit, Li ziehen zu lassen. Es war nicht fair, ihn noch länger zu quälen. Mein Herz würde nie ihm gehören. Tief in mir wusste ich das schon seit einer geraumen Weile. Ich hatte ihn als seelischen Halt missbraucht. Meine ganze Beziehung mit ihm war zu einem Vorwand geworden, um mich Ren nicht stellen zu müssen. Egal ob ich nun mit Ren zusammenkäme oder nicht, die Sache mit Li und mir musste ein Ende finden.
Gerührt umarmte ich ihn ebenfalls. »Ich werde dich auch vermissen. Du bist gut zu mir und gut für mich gewesen. Ich werde dich nie vergessen. Richte den Jungs meinen Dank aus, weil sich mir das Spielen beigebracht haben.«
»Sicher. Und jetzt los.« Er sprang auf und half mir auf die Beine, bevor er mich liebevoll auf die Wange küsste. »Ich bringe dich nach Hause. Und noch eins, Kelsey.«
»Ja?«
»Falls er dich doch verlassen sollte, sag ihm das, dann bekommt er’s mit mir zu tun.«
Ich lachte traurig. »Es tut mir leid, Li.«
Er zuckte mit den Schultern. »Du bist es wert. Hätte ich damals, als er aufgetaucht ist, eine Entscheidung von dir verlangt, hättest du sowieso ihn gewählt. So konnte ich zumindest ein bisschen mehr Zeit mit dir verbringen.«
»Es war dir gegenüber nicht fair.«
»Hat nicht irgendjemand mal gesagt, dass in der Liebe und ihm Krieg
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