Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
treffen uns unten. Kishan bewacht die Türen. Wir gehen hinten raus, machen einen Umweg zu Kishans Pick-up und fahren zum Flughafen.«
Ich nickte, eilte ins Haus und rannte die Treppe hoch. Oben wusch ich mir das Gesicht, zog eine dunkle Jeans an, ein langärmeliges schwarzes Sweatshirt und Turnschuhe. Ich schnappte mir meine Jacke und traf mich unten mit den beiden.
Sowohl Kishan als auch Ren hatten sich mit Waffen aus meiner Wushu -Kiste versorgt. Der dreigliedrige Kettenstab hing zusammengeklappt hinten an Kishans Gürtel, und Ren hatte sich zwei Sai-Dolche in den Gürtel gesteckt. Ren und ich folgten Kishan, der uns nach draußen in den Wald führte.
Er blieb häufig stehen, um zu wittern und den Boden abzusuchen. Bis zum Pick-up hatten wir etwa eine Meile zurückzulegen. Jedes Geräusch, jedes Rascheln und Knacken im Geäst ließ mich zusammenzucken, und ich wandte mich oft um, weil ich mit einem plötzlichen Angriff rechnete. Zwischen meinen Schulterblättern kribbelte es, als beobachtete uns jemand.
Nach etwa fünf Minuten erstarrte Kishan. Er bedeutete uns, uns zu ducken, und wir gingen hinter Farngewächsen in Deckung. Jemand schlich durch den Wald, war uns auf den Fersen. Selbst ich hörte ihn, was bedeutete, dass er sich ganz in der Nähe befinden musste. Kishan flüsterte: »Wir müssen weg von hier. Wenn ich ›Jetzt‹ sage, lauft los.« Ein paar angespannte Sekunden verstrichen. »Jetzt.«
Er führte uns in schnellem Tempo tiefer in den Wald hinein. Ich versuchte, mich so leise wie möglich zu bewegen, doch wer auch immer hinter uns war, musste mein ungeschicktes Trampeln hören können. Meine Füße schienen nie die richtigen Stellen am Boden zu finden, und ich ließ beim Laufen oft Äste knacken und rutschte auf der nassen Erde aus. Wir kamen an eine Lichtung, und Kishan blieb jäh stehen und zischte uns zu: »Hinterhalt!«
Wir drehten uns um. Der Mann, der uns verfolgte, hatte uns eingeholt und versperrte uns den Fluchtweg. Kishan warf sich ihm entgegen. Als er nur noch einen guten Meter entfernt war, zog er den Kettenstab hervor und ließ ihn über sich durch die Luft peitschen. Mir war die Waffe sperrig vorgekommen, doch in Kishans Händen wirbelte sie wie die Rotorblätter eines Hubschraubers. Mit einem Krachen hieb er den Mann um, tat dann einen gewaltigen Satz, ließ die Waffe erneut kreisen und schlug dem Mann mit dem Kettenstab auf Rücken und Kopf. Mit einer schnellen Bewegung des Handgelenks faltete Kishan die Waffe wieder zusammen und schob sie in seinen Gürtel zurück. Der Mann stand nicht mehr auf.
Ren packte mich bei der Hand und zerrte mich mit sich. Bei einem Dickicht blieb er stehen, stieß mich hinter einen umgestürzten Baumstamm und befahl mir, mich nicht von der Stelle zu rühren. Dann eilte er zu Kishan zurück. Neben seinem Bruder nahm er seine Gefechtsposition ein. Ich sah die Sai-Dolche aufblitzen, als er sie hervorholte und geschickt kreisen ließ, während Kishan erneut mit dem Kettenstab die Luft durchschnitt. Beide Brüder spähten abwartend in den Wald.
Die anderen Männer hatten uns eingeholt. Was als Nächs tes passierte, war kein Übungskampf in einem D ˉ o j ˉ o. Das hier war eine Schlacht. Krieg. Ren und Kishan sahen wie zwei Superhelden aus. Ihre Gesichter spiegelten keinerlei Gefühlsregung wider. Sie kämpften geschmeidig und effizient, bewegten sich harmonisch wie ein Paar todbringender Tänzer, Ren mit den Sai-Dolchen und Kishan mit dem Kettenstab. Gemeinsam erledigten sie mindestens ein Dut zend Männer, doch zwischen den Bäumen kamen noch meh rere Dutzend hervorgestürzt.
Ren schlug einem Mann mit dem Ellbogen gegen den Hals und zerquetschte ihm wahrscheinlich die Luftröhre. Als der Mann vornüberkippte, schlug Ren ein Rad über dessen Rücken und trat mit dem daraus entstandenen Schwung dem nächsten Kerl mitten ins Gesicht. Kishan war unbarmherzig. Er brach einem den Arm und trat gleichzeitig einem anderen gegen das Knie. Ich vernahm ein widerliches Kna cken und Geschrei, als seine beiden Gegner zu Boden sackten. Es war, als wäre man mitten in einem von Lis Kung-Fu-Filmen, bloß dass das Blut und die Gefahr hier real waren.
Als keiner der Männer mehr stand, kamen die beiden Brüder zu mir zurückgerannt.
»Es sind noch mehr im Anzug«, sagte Kishan mit belegter Stimme.
Wir liefen los. Ren hob mich hoch und warf mich über seine Schulter. Obwohl meine Last ihn verlangsamte, war er immer noch schneller, als ich es je sein könnte. Die
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