Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
aber mir war schwindlig. Der Mann hielt mich vor sich, als wäre ich ein Köder. Er verhöhnte die Tiger, indem er rau mit mir umging. Offensichtlich wollte er die Brüder ablenken, und leider ging sein Plan auf. Ren und Kishan versuchten immer wieder, sich den Weg zu mir zu bahnen und blickten häufig zu mir, sodass ihnen weitere Männer in den Rücken fallen konnten.
Noch mehr Männer trafen ein. Anscheinend hatte man Verstärkung gerufen. Einer von ihnen zückte eine Waffe und schoss auf Ren. Ein Pfeil traf ihn am Hals, und er geriet kurzzeitig ins Taumeln. Ich sah rot, und auf einmal war meine Sicht wieder klar und deutlich. Kraft durchströmte meine Glieder. Mit dem Hinterkopf rammte ich die Nase des Mannes, der mich gefangen hielt, und spürte zu meiner Befriedigung, wie das Knorpelgewebe zertrümmerte. Der Mann schrie auf und lockerte seinen Griff so weit, dass ich wegspringen konnte. Ich rannte auf Ren zu. Er verwandelte sich in einen Menschen. Ein weiterer Pfeil traf ihn. Er hielt sich immer noch auf den Beinen, doch er bewegte sich viel langsamer. Ich riss ihm die Pfeile aus dem Körper.
Er wollte mich hinter sich schieben. »Kelsey! Zurück mit dir! Jetzt!«
Ein dritter Pfeil traf ihn in den Oberschenkel. Er taumelte und sank auf ein Knie. Männer stürzten sich von allen Seiten auf ihn, und da Ren wusste, dass ich in der Nähe war, kämpfte er verbissen weiter, um sie von mir fernzuhalten. Kishan war wütend, zerfleischte einen Mann nach dem anderen, während er versuchte, zu uns zu gelangen, doch ständig kamen immer noch mehr. Er hatte zu viel zu tun und konnte mir und Ren nicht helfen, schaffte es selbst kaum, dem Ansturm standzuhalten. Ich wollte die Männer von Ren wegziehen, doch sie waren groß, professionelle Kämpfer, vielleicht Soldaten. Folglich achteten sie im Grunde nicht auf mich, sondern konzentrierten sich auf die beiden Ziele, von denen mehr Gefahr ausging. Ich war nichts weiter als eine ärgerliche Fliege, die sie ab und an verscheuchten. Wenn ich bloß eine Waffe hätte.
Ich war verzweifelt. Es musste doch etwas geben, das ich tun konnte, um Ren zu beschützen. Er erledigte den letzten Mann in unserer Nähe und ging heftig keuchend in die Knie. Dutzende Männer lagen um uns her. Manche tot, manche verwundet. Aber es kamen immer mehr. Es waren so viele! Ich sah, wie sie näher kamen, den Blick unverwandt auf den erschöpften Mann an meiner Seite gerichtet.
Die Angst um Rens Leben ließ eiserne Entschlossenheit in mir aufsteigen. Wie eine Bärenmutter, die ihre Jungen verteidigte, stellte ich mich vor Ren, wollte sie mit aller Kraft daran hindern, weiter vorzudringen. In mir loderte ein Feuer – das Bedürfnis, den Mann, den ich liebte, zu beschützen. Ich erzitterte am ganzen Körper vor Energie, drehte mich zu dem Mann um, der mir am nächsten stand, und starrte ihn finster an. Er zielte, und ich hob abwehrend die Hand. Mein Körper war siedend heiß, und ein flüssiges Flammenmeer schoss meinen Arm hinab bis in meine Hand. Die Flammen entzündeten sich, und die magischen Symbole, die Phet, der Mönch, mir einst auf die Hand gemalt hatte, traten wieder in Erscheinung und leuchteten hochrot. Ein Blitz zuckte mit einem lauten Grollen von meiner Hand auf meinen Angreifer zu. Der Mann wurde in die Luft gehoben und so heftig gegen einen Baum geschleudert, dass dieser erbebte. Dann sackte er an dem Stamm nach unten und blieb reglos liegen.
Ich hatte keine Zeit, das eben Geschehene zu hinterfragen oder auch nur, mich zu wundern. Stattdessen widmete ich mich einfach dem nächsten Angreifer und dann dem nächsten. Von Zorn übermannt stand ich aufrecht vor unseren Feinden, und eine lodernde Wut durchwogte mich. Im Geiste schrie ich, dass niemand diejenigen verletzen würde, die ich liebte. Euphorisch vor Kraft erledigte ich einen Mann nach dem anderen.
Ein Nadelstich traf mich am Arm, und noch einer an der Schulter. Sie fühlten sich wie Bienenstiche an, doch statt eines Brennens machte sich Taubheit breit. Das Feuer in meiner Hand verlosch mit einem Zischen, und ich fiel taumelnd vor Ren zu Boden. Er schubste einen Angreifer zurück, immer noch kämpfend, obwohl ihn etliche Pfeile getroffen hatten. Mir wurde schwarz vor Augen, und meine Lider senkten sich.
Ren hob mich hoch, und ich hörte ihn schreien: »Kishan! Nimm sie!«
»Nein«, murmelte ich unverständlich.
Das Flüstern seiner Lippen strich an meiner Wange vorbei, und dann spürte ich, wie sich eiserne Arme um meinen Körper
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