Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
endlich wieder bei Sinnen waren, aßen wir alle S’mores. Während ich Ren sanft das Haar aus dem Gesicht strich, sagte ich: »Das hatte doch gar nichts zu bedeuten. Er will dich nur provozieren.«
»Oh, das hatte sehr wohl etwas zu bedeuten. Wie schon gesagt, wenn er die Finger nicht von dir lassen kann, garantiere ich für nichts. Hey, die sind richtig gut. Hmm, aber noch besser wären sie mit …«
»Erdnussbutter?«, sagten wir beide wie aus einem Munde.
Er begann, klebrige Küsse über mein ganzes Gesicht zu verteilen. Ich lachte, schob ihn von mir weg und sprang zur Seite. Er wollte mir gerade nachjagen, als mein Handy klingelte. Es war Jason.
»Hi, Jason. Was gibt’s?«
»Gut, danke. Ich dachte, es könnte dich interessieren, dass gestern zwei Typen auf dem Campus waren und nach dir gefragt haben. Sie meinten, sie wären von einer Kanzlei und müssten wegen dem Testament deiner Eltern mit dir reden.«
»Ich verstehe. Wie haben sie ausgesehen?«
»Große Kerle, teure Anzüge. Sie wirkten seriös, aber ich habe ihnen nichts gesagt. Ich wollte zuerst mit dir reden.«
»Okay. Vielen Dank, Jason. Du hattest recht, ihnen nichts zu verraten.«
»Steckst du irgendwie in Schwierigkeiten, Kelsey? Ist alles in Ordnung?«
»Ja, ja, natürlich. Keine Sorge.«
»Okay, bis dann.«
»Bis dann.«
Ich klappte mein Handy zu und sah zu Ren. Er starrte zurück, und wir beide wussten es. Lokesh hatte mich gefunden. Ich hörte Kishan leise reden und drehte mich um. Er telefonierte, wahrscheinlich mit Mr. Kadam.
Noch im selben Moment begannen wir, alles zusammenzupacken. Die Atmosphäre am Strand hatte sich schlagartig verändert. Jetzt war es rings um uns finster, dunkel und unheilvoll. Der Himmel glich plötzlich einer düsteren, bedrohlichen Vorahnung, und unvermittelt zitterte ich im kühlen Wind.
Wenn Jason den Fremden nichts erzählt hatte, da waren sich Ren und Kishan einig, konnten sie unseren Aufenthaltsort noch nicht ausfindig gemacht haben. Wir entschieden, zurück nach Hause zu fahren, um letzte Vorbereitungen zu treffen, und dann Oregon zu verlassen.
Auf der Fahrt rief ich Sarah und Mike an und erzählte ihnen, dass ich unverhofft nach Indien zurückkehren müsste. »Mr. Kadam hat eine wichtige Entdeckung gemacht und braucht meine Hilfe. Ren wird mich begleiten. Ich melde mich nach der Landung.«
Außerdem rief ich Jennifer an und tischte ihr dieselbe Geschichte auf. Lachend sagte sie, dass ich es ihr geradeheraus sagen könnte, falls ich mit Ren durchbrennen wollte. Nach viel Überzeugungsarbeit glaubte sie mir schließlich und versprach, es Li so schonend wie möglich beizubringen. Ich nahm mich in Acht, weder mein Reiseziel noch die Länge meines Aufenthalts preiszugeben, drückte mich so vage wie möglich aus.
Als ich mein Handy zuklappte, versicherte mir Ren, dass man meine Familie in Sicherheit bringen werde. Mr. Kadam hatte einen Überraschungsurlaub für Sarah, Mike und die Kinder arrangiert. Auf sie wartete eine dreiwöchige Pauschalreise nach Hawaii, aber nur, wenn sie sofort abreisten. Ihnen wurde weisgemacht, dass der Urlaub der erste Preis bei einer Verlosung von der Firma ihrer Lieblingslaufschuhe wäre.
Die ganze Fahrt nach Hause starrte ich in die Seitenspiegel, erwartete schwarze Sedans mit abgedunkelten Scheiben, die uns von der Straße drängten, und zwielichtige Gestalten, die das Feuer auf uns eröffneten. Ich hatte gegen Dämonen und unsterbliche Affen gekämpft, aber aus irgendeinem Grund war es etwas ganz anderes, hier in meiner Heimat von echten Verbrechern bedroht zu werden. Ich konnte mir einreden, dass Dämonen nicht real waren, und obwohl sie mich gejagt und verletzt hatten, schienen sie keine wirkliche Gefahr darzustellen, während die Vorstellung von Männern aus Fleisch und Blut, die uns kidnappen und foltern und töten wollten, schrecklich beängstigend war.
Als wir zu Hause ankamen, fuhr ich in die Garage und wartete im Wagen, bis die Brüder das Haus kontrolliert hatten. Wenige Minuten später kehrte Ren zurück, legte mir einen Finger an die Lippen und öffnete leise meine Tür. Er hatte sich umgezogen, trug nun dunkle Kleidung, schwere Stiefel und eine schwarze Jacke.
»Was ist los?«, formte ich mit dem Mund.
Ren flüsterte mir ins Ohr: »Jemand war im Haus, genau genommen in beiden Häusern. Ihre Witterung ist überall, aber sie haben nichts mitgenommen. Im Moment ist niemand hier. Du gehst jetzt nach oben, ziehst dir dunkle Klamotten und Laufschuhe an. Wir
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