Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
jeweiligen Land beheimatet sind, aber die meisten Mythen beziehen sich auf einen sehr großen Baum, mit Vögeln, die in seinen Ästen sitzen. Die Prüfungen, von denen in der Prophezeiung die Rede ist, passen zu diesem Motiv.«
»Verstanden. Fazit: Früchte nicht essen.«
Er lachte. »Nicht in allen Mythen ist von Früchten die Rede, aber Sie haben vollkommen recht. Meistens schließt sich eine Prüfung an. Bei manchen wird auch eine riesige Schlange am Fuß des Baums erwähnt. Die Blätter verbinden die Erde mit dem Himmel, und die Wurzeln graben sich bis zur Unterwelt.«
»Und nun zu diesen … Prüfungen. Denken Sie, dass wieder etwas Gruseliges auf mich wartet, das mich fressen will, so wie damals die Kappa?«
Schlagartig wurde er ernst. »Aus tiefstem Herzen hoffe ich, dass dem nicht so ist. Und im Grunde stimmt mich das Wort Paradies zuversichtlich. Ich hoffe, diese Prüfungen werden mehr geistiger denn körperlicher Natur sein.«
»Na schön. Ich muss mich also bloß vor den eisernen Wächtern in Acht nehmen. Laut der Prophezeiung müssen wir bis zur Spitze klettern und die vier Prüfungen bestehen, um den Lohn zu finden. Ich frage mich, was es bedeuten könnte, dass Indien seine Kleider anlegen soll. Vielleicht geht es im wahrsten Sinne des Wortes um Kleidung?«
»Es könnte ein Symbol für das Königshaus sein.«
»Nun, auf mich macht das den Anschein, als hätten Sie schon eine Menge herausgefunden oder zumindest so viel, wie überhaupt möglich ist. Als Nächstes sollten wir Durgas Tempel wieder einen Besuch abstatten. Denken Sie, dass es ohne Ren funktioniert?«
»Einen Versuch ist es wert. Sie meinten, dass Ren in Tigergestalt sein musste, bevor Durga Ihre Opfergaben angenom men hat. Ist das richtig?«
»Ja. Sie hat ausdrücklich die Beziehung zwischen mir und Ren hervorgehoben.«
»Dann wäre es klug, wenn ein Tiger Sie begleiten würde. Wir werden Kishan anstelle von Ren benutzen, aber natürlich nur, falls du damit einverstanden bist, Kishan?«
Der schwarze Tiger schnaubte, was wir als Ja deuteten. Ich blickte nach unten und tätschelte ihm den Kopf. »Hoffen wir, dass Durga schwarze Tiger mag.«
»Währenddessen werde ich diskret ein paar Anrufe tätigen, um herauszufinden, ob ich ein Treffen mit jemandem in Tibet oder vielleicht sogar mit dem Dalai Lama hier in Indien arrangieren kann.«
»Denken Sie, das könnte klappen?«
»Das vermag ich nicht zu sagen.«
»Aber sollten wir nicht auf Ren warten? Sollten wir ihn nicht zuerst finden, bevor wir uns aufmachen, um nach dem nächsten heiligen Gegenstand zu suchen?«
»Miss Kelsey, ich glaube nicht, dass es Ren helfen würde, wenn wir warteten. Um ehrlich zu sein, es ist mir bisher nicht geglückt, ihn aufzuspüren, und ich habe die Hoffnung, wenn wir den zweiten Gegenstand aufspüren …«
»… haben wir wieder eine Vision.«
»Genau.«
»Und finden heraus, wo sich Lokesh aufhält, was uns zu Ren führt.«
»Ja. Ich weiß, es scheint weithergeholt, aber es ist vielleicht der einzige Anhaltspunkt, der uns bleibt.«
»Na schön, dann mal los.«
Kishan knurrte und verwandelte sich in einen Menschen. »Und ich begleite dich.«
»Fühl dich nicht verpflichtet, mit mir zu kommen.«
»Natürlich bin ich dazu verpflichtet«, zischte er. »Ren hat mir aufgetragen, mich um dich zu kümmern, und genau das werde ich tun. Ich bin kein Feigling.«
Ich legte die Hand auf seine. »Kishan, ich habe niemals auch nur eine Sekunde geglaubt, dass du ein Feigling bist. Vielen Dank. In deiner Gegenwart fühle ich mich viel sicherer.«
Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine angespannten Gesichtszüge. »Gut. Da wir das geklärt haben, sollten wir jetzt ein paar Stunden trainieren.«
»Das ist wahrscheinlich eine gute Idee.«
Mr. Kadam winkte uns hinaus. »Ich werde heute Nachmittag ein wenig mit Ihnen trainieren, Miss Kelsey, vielleicht nach dem Mittagessen?«
»Okay. Dann bis später.«
Nachdem wir uns umgezogen hatten, traf ich Kishan im D ˉ o j ˉ o. Er arbeitete mit mir daran, einen Gegner, der mich um einiges überragte, zu Boden zu werfen. Ich musste mehrmals an ihm üben, bis ich den Kniff heraushatte, und an schließend scheuchte er mich durch ein kräftezehrendes Zir keltraining. Als er endlich entschied, dass die Übungsstunde vorüber war, kniff er mich in die Wange und sagte, dass er stolz auf mich sei.
Ich war gerade auf dem Weg nach oben, um mit Mr. Kadam zu Mittag zu essen, als Kishan unvermittelt hinter mir auftauchte und
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