Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
Konzentrieren Sie sich nun darauf, den Blitz zu verbreitern. Schließen Sie einen Moment die Augen und stellen Sie sich einen chinesischen Fächer vor. Sie halten ihn an einem Ende, und er klappt auseinander.«
»Okay, aber Sie stellen sich hinter mich.«
Er nickte und wich einen Schritt zurück.
Ich streckte die Hand aus und ließ das Feuer meinen Arm herabgleiten. Vor meinem geistigen Auge stellte ich mir vor, wie ich den zusammengeklappten Fächer hielt und hob meine Handfläche in Richtung der Zielscheiben. Diesmal schoss der dicke weiße Strahl langsamer heraus, ich spreizte die Finger wie einen Fächer und brachte den Blitz durch schiere Willenskraft dazu, sich auszudehnen. Es klappte … zu gut. Ich zerfetzte nicht nur die Zielscheiben, sondern gleichzeitig die Bäume zu beiden Seiten des Feldes. Kishan ließ sich in letzter Sekunde auf den Boden fallen, um nicht getroffen zu werden. »Tut mir leid!«, schrie ich entsetzt.
Er hob die Hand als Zeichen, dass er in Ordnung war.
Mr. Kadam winkte Kishan zu sich und sagte zu mir: »Sehr gut! Morgen und übermorgen werden sie mit Kishan zielen üben, und in ein paar Tagen versuchen, wir, die Stärke so einzustellen, dass Sie Ihr Ziel nur außer Gefecht setzen, anstatt es gleich zu …«
»Vernichten?«
Er lachte. »Ja. Es geht um Kontrolle. Ich bin äußerst zuversichtlich, dass es Ihnen gelingen wird, Miss Kelsey.«
»Das hoffe ich.«
Die Wochen verflogen. Bevor ich mich’s versah, waren eineinhalb Monate ins Land gegangen. Ich beendete mein Trimester online. Mr. Kadam hatte angegeben, ein seltenes Artefakt gefunden zu haben und meine Hilfe bei der Katalogisierung zu benötigen. Im gleichen Atemzug hatte er meinen Dozenten versprochen, dass ich einen Aufsatz darüber verfassen werde.
Ungeduldig kreisten meine Gedanken um einen möglichen Gegenstand für diesen Aufsatz. Ich lernte fleißig für meine Prüfungen, was mich zumindest ein wenig von Ren ablenkte. Mr. Kadam entschuldigte auch Rens Fernbleiben bei der Uni, gab einen familiären Notfall als Begründung an.
Nachdem ich mein Trimester abgeschlossen hatte, verfielen wir alle in eine Routine. Frühmorgens half ich Mr. Kadam bei seiner Recherche und trainierte dann bis zum Mittagessen mit Kishan. Der Nachmittag war für den Unterricht mit Waffen reserviert. Kishan zeigte mir, wie man sie pflegte und welche man bei welcher Art Kampf einsetzte. Er bildete mich auch im Nahkampf aus und gab mir Tipps, wie ich mich gegen einen stärkeren Gegner behaupten konnte.
Am frühen Abend arbeitete ich mit Mr. Kadam an meinem Blitzstrahl. Ich war nun in der Lage, die Intensität zu regulieren, damit ich mein Ziel nicht völlig zerstörte. Ich konnte ein kleines schwarzes Loch genau in die Mitte brennen oder mehrere Ziele gleichzeitig in die Luft jagen. Ich konnte alles explodieren lassen oder nur einen kleinen Teil.
Meine neue Fähigkeit verlieh mir ein Gefühl von Macht, auch wenn sie mir gleichzeitig Angst einjagte. Aber sie würde mir helfen, gemeinsam mit Ren und Kishan den Fluch zu bannen … und bei Ren zu sein.
Am Abend zog ich mich zurück und las oder schrieb Tagebuch. Ohne Ren fühlte sich das Haus seltsam leer an. Ich rechnete ständig damit, ihn draußen auf dem Balkon zu sehen. Jede Nacht träumte ich von ihm. Er war immer gefangen, entweder an einen Tisch gefesselt oder in einem Käfig. Aber sobald ich ihn zu befreien versuchte, hielt er mich ab und schickte mich fort.
Eines Nachts, ich war wieder aus meinem Albtraum hoch geschreckt, stand ich auf, nahm meine Steppdecke und ging zur Balkontür. Ein dunkler Kopf lehnte gegen das Polster der Hollywoodschaukel, und für den Bruchteil einer Sekunde setzte mein Herz aus. Ich schob die Tür auf und trat hinaus. Der Kopf drehte sich.
»Kelsey? Warum bist du wach?«
Mein geschundenes, enttäuschtes Herz pochte wieder gleichmäßig. »Oh. Hi, Kishan. Ich hatte einen Albtraum. Und was tust du hier draußen?«
»Ich schlafe oft auf der Veranda. Ich bin gerne an der frischen Luft. Außerdem ist es leichter, von hier aus ein wachsames Auge auf dich zu haben.«
»Ich denke, dass ich hier ziemlich sicher bin und du aufhören kannst, Bodyguard zu spielen.«
Er rutschte zur Seite und winkte mich zu sich. »Ich lasse nicht zu, dass dir etwas zustößt, Kelsey. Das ist alles meine Schuld.«
»Nein, ist es nicht. Du hättest es nicht verhindern können.«
Er lehnte den Kopf zurück, schloss die Augen und rieb sich seufzend die Schläfen. »Ich hätte besser
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