Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
mich über seine Schulter warf. Er nahm zwei Stufen auf einmal, während ich mit den Fäusten auf seinen Rücken hämmerte.
Er lachte. »Wenn du nicht vorbereitet bist, deinen Angreifer abzuwehren, wirst du mit den Folgen leben müssen.« Er setzte mich auf einem Stuhl gegenüber von Mr. Kadam ab und schnappte sich ebenfalls einen Happen zu essen.
Ich war erschöpft und müde. »Ich denke nicht, dass ich die Kraft für eine weitere Schwertkampfstunde habe, Mr. Kadam. Kishan hat mich heute Vormittag bis aufs Blut geschunden.«
»Natürlich, Miss Kelsey. Wir können stattdessen eine andere Art des Trainings angehen. Sie sollten Ihre Blitzstrahl-Fähigkeit üben.«
Ich verzog das Gesicht. »Und wenn es nur reiner Zufall war? Vielleicht war es eine einmalige Sache.«
Er hielt dagegen: »Vielleicht hat es schon immer in ihnen geschlummert, aber Sie hatten bisher noch keinen Grund, diese Fähigkeit einzusetzen.«
»Okay, versuchen wir’s. Ich hoffe bloß, dass ich Sie nicht aus Versehen treffe.«
»Ja. Da wäre ich Ihnen überaus verbunden.«
Wir beendeten das Mittagessen und gingen ins Freie. Ich war noch nie draußen auf dem Gelände gewesen. Eine breite Treppe führte von der Terrasse hinab zu einer großen, gepflegten Rasenfläche von der Größe eines Fußballfelds, die von drei Seiten vom Dschungel eingeschlossen war. Mr. Kadam hatte Heuballen mit Zielscheiben in unterschiedlicher Entfernung aufgestellt, es sah aus wie bei einem Turnier im Bogenschießen.
»Zuerst wollen wir mit unbewegten Zielen beginnen, und wenn das erfolgreich ist, zu beweglichen übergehen. Sie hatten gesagt, Sie waren wütend und mussten Ren beschützen. Es fühlte sich wie ein brennendes Feuer an, das in Ihrem Magen einsetzte und dann zu Ihren Händen schoss, richtig? Ich möchte, dass Sie sich an jene Minuten zurückerinnern und das Gefühl in sich aufleben lassen.«
Ich schloss die Augen und rief mir in Erinnerung, wie ich mich vor Ren gestellt hatte, als er zu schwanken begann. Dumpfer Zorn stieg wieder in mir hoch, und vor meinem geistigen Auge konnte ich die Angreifer näher kommen sehen. Ein heißer Funke nagte an meinem Magen. Ich konzentrierte mich auf ihn und ließ ihn wachsen und anschwellen. Er verwandelte sich in eine Lavafontäne, die wie ein reißender Fluss durch meinen Körper quoll und in meine Hand schoss. Pulsierendes weißes Licht zuckte aus meinen Fingern zum ersten Heuballen. Die Zielscheibe explodierte wie eine Bombe, wurde in tausend Stücke zerfetzt und schleuderte glühende Strohfetzen durch die Luft, die langsam wieder herabsegelten und ausbrannten. Alles, was von der Zielscheibe übrig war, war ein verkohltes schwarzes Brandmal auf dem Boden. Winzige schwarze Rauchkringel stiegen in die Höhe, wo sie im nächsten Moment verpufften.
Mr. Kadam riss die Augen auf und strich sich über den Bart. »Eine äußerst effektive Waffe.«
»Ja, aber ich will sie nicht gegen Menschen einsetzen. Auch wenn mir der Blitz damals nicht so zerstörerisch vorgekommen ist.«
»Darüber sollten Sie sich im Moment nicht den Kopf zerbrechen. Lassen Sie uns lieber daran arbeiten, wie es mit größeren Entfernungen aussieht. Versuchen Sie sich an der nächsten Zielscheibe und dann wieder der nächsten.«
Ich zerschmetterte beide Zielscheiben in schneller Abfolge, ohne dass meine Kraft zu schwinden schien.
»Kishan, wärst du so gut, noch weitere Zielscheiben aufzustellen? Bitte diesmal nah beieinander am hinteren Rand des Feldes.«
Kishan hastete über den Rasen, und Mr. Kadam erklärte: »Nun möchte ich, dass Sie versuchen, die Reichweite auszudehnen und alle drei Zielscheiben auf einmal zu treffen. Stellen Sie sich etwas Großes vor, einen Elefanten oder Dinosaurier.«
»In Ordnung, ich gebe mein Bestes.«
Während ich abwartete, bis Kishan in sicherer Entfernung war, konzentrierte ich mich auf die Zielscheiben am anderen Ende des Feldes. Ich blinzelte in die Sonne und feuerte, traf jedoch nur den linken Heuballen.
»Das macht nichts. Versuchen Sie es noch einmal, Miss Kelsey.«
Diesmal versuchte ich, den Feuerstoß länger aufrechtzuerhalten, und bewegte meine Hand in einem Halbkreis, bis die Zielscheiben eine nach der anderen in Flammen aufgingen.
»Hm, eine interessante Methode. Jetzt wissen wir zumindest, dass Sie den Blitz über längere Zeit anwenden können.« Er zeichnete mit dem Finger einen großen Kreis in die Luft und bedeutete Kishan so, weitere Heuballen aufzustellen.
»Versuchen Sie es noch einmal.
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