Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
aufpassen müssen. Ren dachte, ich wäre weniger abgelenkt als er. In Wahrheit war ich es wahrscheinlich noch mehr als er. Es wäre besser gewesen, ich wäre nie zu euch nach Amerika gekommen.«
Verwirrt fragte ich: »Was meinst du damit? Warum sagst du so etwas?«
Er sah mich an. Goldene Augen durchbohrten meine, als suchten sie nach der Antwort auf eine Frage, die er nicht gestellt hatte. Jäh drehte er den Kopf weg, knurrte und murmelte dann: »Ich lerne es auch nie.«
Ich nahm seine Hand. »Was ist los?«
Widerstrebend ließ er den Blick wieder auf mir ruhen. »Alles, was uns widerfahren ist, war meine Schuld. Hätte ich die Finger von Yesubai gelassen, wäre nichts passiert. Sie wäre Rens Prinzessin geworden und nicht gestorben. Du wärst jetzt nicht in Gefahr. Meine Eltern hätten ein normales Leben geführt. Weil ich mich nicht zurückhalten konnte, muss jeder leiden.«
Ich legte auch meine andere Hand auf seine, tätschelte sie. Er drehte seine Hand und umklammerte meine Finger.
»Kishan, du hast sie geliebt, was, wie ich gelernt habe, zu deiner Zeit etwas ganz Besonderes war. Liebe treibt einen zu den verrücktesten Dingen. Yesubai wollte trotz aller möglichen Konsequenzen mit dir zusammen sein. Ich wette, selbst wenn sie gewusst hätte, dass ihr dadurch nur ein kurzes Leben vergönnt sein würde, sie hätte es nicht bereut.«
»Da bin ich mir nicht so sicher. Ich hatte genug Zeit, um mir Gedanken zu machen, und Yesubai und ich kannten uns kaum. Unsere geheimen Treffen waren immer sehr kurz, und ich wäre ein Lügner, würde ich behaupten, ich könnte mit absoluter Sicherheit sagen, dass sie nicht nur ein Spielball in den Händen ihres Vaters war. Wäre ich mir ihrer Liebe wirklich sicher, dann wäre das alles hier vielleicht sogar die Opfer wert.«
»Sie hat euch beide am Ende retten wollen, nicht wahr?«
Er nickte.
»Sie hätte sich nicht gegen ihren Vater gestellt, wenn sie nicht etwas für dich empfunden hätte. Außerdem kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie sie dir hätte widerstehen sollen. Du siehst genauso toll aus wie dein Bruder. Du bist lieb und unglaublich charmant. Sie hätte verrückt sein müssen, hätte sie sich nicht in dich verliebt. Und ich kann mir nur einen einzigen Grund vorstellen, weshalb sie Ren hätte ablehnen können, nämlich weil sie dich geliebt hat. Außerdem wäre mein Leben viel trauriger und leerer ohne Ren und dich.« Ich drückte seine Finger. »Es ist nicht deine Schuld, dass all das geschehen ist. Lokesh ist verantwortlich, nicht du. Wahrscheinlich hätte er auch ohne Yesubai versucht, sich eure Amulette unter den Nagel zu reißen.«
»Ich habe einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, Kelsey. Und wenn man das tut, kommt man nicht ungeschoren davon.«
»Das stimmt. Wenn man eine falsche Wahl trifft oder eine schlechte Entscheidung fällt, muss man immer mit den Konsequenzen leben. Aber sich für die Liebe zu entscheiden, ist nie falsch.«
Er lachte spöttisch. »In meinem Fall schon.«
» Nein , sich gegen deinen Bruder zu verschwören, war falsch, aber am Ende hast du dich für deine Familie entschieden. Du hast dich entschieden, dich schützend vor Ren zu stellen und ihm zur Flucht zu verhelfen.«
»Es war trotzdem ein Fehler. Ich hätte Lokesh niemals vertrauen dürfen.«
»Fehler machen uns erst zu Menschen. So lernen wir. Meine Mom hat immer gesagt, einen Fehler zu begehen, ist nicht schlimm. Schlimm ist, nicht daraus zu lernen und ihn zu wiederholen.«
Er beugte sich vor und stützte den Kopf in die Hände, redete leise, als würde er sich selbst verhöhnen: » Genau. Man würde denken, dass ich etwas aus der Sache gelernt hätte. Dass sich die Geschichte nicht wiederholen würde.«
»Bist du denn versucht, den gleichen Fehler noch mal zu machen?«, neckte ich ihn. »Hast du dich etwa mit Lokesh in Verbindung gesetzt?«
»Ich würde Lokesh umbringen, falls sich unsere Wege erneut kreuzen sollten. Aber bin ich versucht, den gleichen Fehler noch einmal zu begehen? Ja.«
Ich seufzte. »Du bist viel zu sehr auf die Vergangenheit fixiert, Kishan. Du solltest dein neues Leben genießen. Bist du mit jemandem ausgegangen, seit du im Herbst nach Hause zurückgekehrt bist? Hast du Kurse an der Uni belegt?«
Er blickte zur Seite. »Es ist nicht die Vergangenheit, auf die ich fixiert bin.« Er stieß nun ebenfalls einen Seufzer aus. »Die Uni interessiert mich nicht.« Er stand auf und ging zum Geländer, beugte sich vor und blickte
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