Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
unseren Aufenthalt kontrollieren können. Wir brechen augenblicklich auf. Unser erster Zwischenstopp ist Neyalam, was ungefähr hundertfünfzig Kilometer von hier entfernt liegt. Wir werden etwa fünf Stun den brauchen, bis wir die chinesisch-nepalesische Grenze erreicht haben.«
»Fünf Stunden? Augenblick mal! Hundertfünfzig Kilo meter? Das sind umgerechnet neunzig Meilen. Also achtzehn Meilen pro Stunde. Warum dauert das so lange?«
Mr. Kadam kicherte. »Sie werden schon sehen.«
Er reichte mir die Reiseroute, die Landkarte und eine Broschüre, damit ich ihm unterwegs beim Navigieren helfen konnte. Ich dachte immer, die Rocky Mountains wären gewaltig, aber im Vergleich zum Himalaja waren sie flach wie die Appalachen, buchstäblich Zwerge im Vergleich zu einem Riesen. Die Gipfel waren schneebedeckt, obwohl es Anfang Mai war.
Schroffe Gebirgsgletscher erhoben sich vor uns. Die vereinzelten Bäume wirkten mickrig und klein. Der Boden war hauptsächlich von Gras, Zwergsträuchern und Moos bedeckt. Angeblich gab es irgendwo im Himalaja Nadelwälder, aber wir würden hauptsächlich Weideland zu sehen bekommen.
Sein »Sie werden schon sehen« war kein Witz gewesen. Wir fuhren mit ungefähr zehn Meilen die Stunde das Gebirge hinauf. Die Straße ließ zu wünschen übrig, und wir holperten und schlängelten uns um Schlaglöcher und gelegentliche Yak- und Schafherden.
Um mir die Zeit zu vertreiben, fragte ich Mr. Kadam nach dem ersten Unternehmen, in das er investiert hatte.
»Das war die East India Trading Company . Sie ist Anfang des 17. Jahrhunderts, also vor meiner Geburt, gegründet worden, aber Mitte des 18. Jahrhunderts war sie groß im Geschäft.«
»Womit haben Sie Handel getrieben?«
»Oh, mit vielen Dingen. Stoffe – hauptsächlich Seide –, Tee, Indigo, Gewürze, Salpeter und Opium.«
»Mr. Kadam!«, zog ich ihn in gespielter Entrüstung auf, »Sie waren ein Drogendealer?«
Er verzog das Gesicht. »Nicht in der heutigen Wortbedeutung, nein. Vergessen Sie nicht, Opium galt damals als Medizin. Mir gehörten mehrere Schiffe, und ich habe in große Karawanen investiert. Als China den Handel mit Opium verbot und den Opiumkrieg auslöste, war damit Schluss, und ich konzentrierte mich auf Gewürze.«
»Ah. Ist das der Grund, weshalb Sie Ihre Gewürze selbst mahlen?«
Er lächelte. »Ja, ich habe mir angewöhnt, beim Kochen auf beste Qualität zu achten.«
»Sie haben also immer im Export gearbeitet?«
»Das kann man so sagen. Aber löchern Sie mich nicht, Miss Kelsey, ich muss mich aufs Fahren konzentrieren.«
»Okay, aber zwei Fragen habe ich noch. Besitzen Sie immer noch ein Schiff? Ich weiß, Sie haben ein Flugzeug behalten, aber haben Sie auch ein Schiff? Das wäre so cool. Und zweitens, was ist Salpeter?«
»Salpeter ist auch bekannt als Kaliumnitrat. Es fand gleichzeitig als Schießpulver und ironischerweise als Konservierungsmittel Verwendung. Und um ihre erste Frage zu beantworten, die Jungen besitzen tatsächlich ein Boot, aber keinen meiner früheren Frachter.«
»Oh. Und was für ein Boot?«
»Eine kleine Jacht.«
»Das hätte ich mir ja denken können.«
Wir hielten in der Nähe der chinesisch-nepalesischen Grenze in einer Stadt namens Zhangmu, wo wir erneut Formulare ausfüllen mussten. Dann, nach einem weiteren Tag, an dem wir nur eine Strecke von sechsundneunzig Meilen zurücklegten, erreichten wir Neyalam und stiegen in einem kleinen Gästehaus ab.
Am nächsten Tag gewannen wir sogar noch weiter an Höhe. In der Broschüre hieß es, dass wir uns auf knapp viertausend Metern befanden. Während dieses Streckenabschnitts sahen wir sechs der wichtigsten Gipfel des Hima laja, einschließlich des Mount Everest, und legten eine Pause ein, um die großartige Aussicht auf den Mount Xixapangma zu genießen.
Am dritten Tag wurde mir übel, und Mr. Kadam erklärte, dass ich wohl an der Höhenkrankheit litt, was nicht ungewöhnlich war, wenn man in solch schwindelerregenden Höhen reiste. »Ihr Unwohlsein wird verfliegen. Die meisten Menschen gewöhnen sich nach ein paar Stunden daran, nur bei wenigen dauert es mehrere Tage, bis sich der Körper an den geringeren Druck angepasst hat.«
Ich stöhnte und stellte die Rückenlehne des Sitzes nach hinten, um meinem benommenen Kopf Ruhe zu gönnen. Der restliche Tag rauschte undeutlich an mir vorbei. Ich war schwer enttäuscht, dass ich die unglaubliche Landschaft nicht gebührend würdigen konnte. Wir fuhren nach Xigatse, wo Mr. Kadam und
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