Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Houck
Vom Netzwerk:
aufgespürt.
    An Tag fünf unserer Reise entlang der Straße der Freundschaft hielten wir kurz an, um uns den Yamdrok-See anzuschauen. Sein Spitzname lautete Grüner Jadesee , und das aus naheliegenden Gründen. Vor dem Hintergrund der schneebedeckten Gebirge, die ihn speisten, funkelte er wie ein leuchtendes Juwel.
    Mr. Kadam erzählte, dass die Tibeter den See als heilig erachteten und häufig hierherpilgerten. Sie glaubten, er sei die Heimstatt von Schutzgottheiten, die über den See wachten und darauf achtgaben, dass er nicht austrocknete. Ihrem Glauben zufolge würde dies nämlich das Ende Tibets bedeuten.
    Kishan und ich warteten geduldig, während Mr. Kadam von einem einheimischen Fischer, der ihm anscheinend seinen heutigen Fang feilbot, in eine angeregte Diskussion verwickelt wurde.
    Als wir zurück zum Wagen gingen, fragte ich: »Mr. Kadam, wie viele Sprachen sprechen Sie eigentlich?«
    »Hm. Das weiß ich gar nicht so genau. Ich spreche viele der wichtigen Sprachen, die ich für den Handel in Europa gebraucht habe – Spanisch, Französisch, Portugiesisch, Englisch und Deutsch. Ich kann mich in fast allen asiatischen Ländern verständigen. Weniger bewandert bin ich mit den slawischen und nordischen Sprachen, kenne keine einzige Sprache der Inseln oder Afrikas und vielleicht gerade einmal die Hälfte der indischen Sprachen.«
    Verwundert fragte ich: »Die Hälfte? Wie viele Sprachen gibt es denn in Indien?«
    »Im Grunde Hunderte, wenn auch nur etwa dreißig von der indischen Regierung als offizielle Landessprachen anerkannt sind.«
    Ich starrte ihn ungläubig an.
    »Von den meisten kenne ich nur ein paar Brocken. Vieles sind regionale Dialekte, von denen im Laufe der Jahre etwas bei mir hängen geblieben ist. Die am weitesten verbreitete Sprache ist Hindi.«
    Wir überquerten zwei weitere Gebirgspässe und schlängelten uns schließlich zum Hochland von Tibet hinab. Mr. Kadam redete ununterbrochen, um mich während der Talfahrt abzulenken, bei der mir wieder etwas übel wurde.
    »Das Hochland von Tibet wird manchmal das Dach der Welt genannt, weil es so unglaublich hoch liegt, auf etwa 4500 Metern. Es ist das am dünnsten besiedelte Gebiet der Erde, gleich nach dem Norden Grönlands und der Antarktis, und beheimatet mehrere große Brackwasserseen.«
    Ich stöhnte leise und schloss die Augen, was jedoch nicht half. Um meine Übelkeit auszublenden, fragte ich nach: »Mr. Kadam, was ist ein Brackwassersee?«
    »Die Salinität von Wasser ist ein äußerst interessantes Themengebiet. Dabei gibt es drei Einteilungen: Süßwasser, Brackwasser und Salzwasser. Ein Brackwassersee, zum Beispiel das Kaspische Meer, liegt mit seinem Salzgehalt irgendwo zwischen einem Salzwasser- und einem Süßwassersee. Die meisten Brackwassergebiete gibt es bei Flussmündungen, wo das salzhaltige Meer mit einem Süßwasserfluss aufeinandertrifft.«
    Kishan knurrte gelangweilt, und Mr. Kadam beendete seine Vorlesung. »Sehen Sie, Miss Kelsey. Wir haben die Talsohle fast erreicht.«
    Er hatte recht, und nach ein paar Minuten auf einer normalen, flachen, wenn auch etwas holprigen Straße, fühlte ich mich gleich viel besser. Und weitere zwei Stunden später kamen wir in Lhasa an.

15
    Y in & Yan g
    M r. Kadam war es gelungen, für Montag einen Termin mit dem tibetischen Büro des Dalai Lama zu vereinbaren, da ein persönliches Treffen unmöglich war.
    Um uns die drei Tage bis dahin zu vertreiben, bescherte uns Mr. Kadam eine Sightseeing-Tour vom Feinsten. Wir besichtigten das Rongpu-Kloster, den Potala-Palast, den Jokhang, die Klöster Sera und Drepung und machten einen Einkaufsbummel über den Barkhor-Markt.
    Es war wunderbar, die Touristenattraktionen zu sehen und mit Kishan und Mr. Kadam zusammen zu sein, aber tief in meinem Innersten schwelte eine dumpfe Traurigkeit. Besonders abends überkam mich der quälende Schmerz der Einsamkeit. Jede Nacht träumte ich von Ren. Obwohl ich darauf vertraute, dass Durga ihr Versprechen nicht brechen und ihre schützende Hand über Ren halten würde, hatte ich schreckliche Sehnsucht nach ihm.
    Am Samstag brachte uns Mr. Kadam zu einem einsamen Ort außerhalb der Stadt, wo wir unsere neuen Waffen aus probieren konnten. Kishan und sein Diskus kamen zuerst an die Reihe. Für Mr. Kadam war der Diskus schwer, genau wie damals Rens Gada , für mich und Kishan hingegen federleicht.
    Meine erste Lektion war Bogenschießen.
    »Die Kraft, mit der Sie die Sehne nach hinten ziehen, bestimmt die Schlagkraft

Weitere Kostenlose Bücher