Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)
sein, aber Sie wurden offensichtlich nicht gut oder angemessen geküsst. Und Sie wurden noch nie von mir geküsst.«
»Ja, ja, Nathanial.«
»Sie glauben mir nicht?«
»Ich glaube, dass Sie arrogant sind.«
»Ein Kuss ist nichts, für das man sich mit geschlossenen Augen wappnet, als wäre man England und bereitete sich auf eine Wikingerinvasion vor.« Er bedachte sie mit einem trägen, vielsagenden Lächeln. »Eine Dame, die richtig geküsst wurde, hält einen Kuss nicht mehr bloß für einen Kuss.«
Einen kurzen Moment schien sie zu überlegen, ehe sie die Herausforderung annahm. »Eine Dame, die von Ihnen geküsst wurde, meinen Sie?«
Er gab sich betont bescheiden. »Mir kamen noch keine Klagen zu Ohren.«
»Nun gut.« Sie lächelte. »Beweisen Sie sich.« Das hatte Nate nicht erwartet, und er wurde ein wenig unsicher. »Was meinen Sie?«
»Ich meine, Nathanial, dass ich Ihnen einen Kuss anbot, von dem Sie denken, ich würde ihn Ihnen schulden. Und sogar ich kann begreifen, wie Sie auf diesen Ihrer Ansicht nach legitimen Anspruch kommen. Weil ich überdies erkenne, dass Sie sich fortan wie ein Hund mit einem Knochen aufführen werden, der nicht bereit ist, loszulassen, gebe ich Ihnen eine weitere Chance.« Sie überkreuzte die Arme vor der Brust und sah ihn triumphierend an. »Küssen Sie mich.«
»Ich weiß nicht, ob ich das sollte. Ein Kuss, insbesondere ein erster, muss ausgekostet und genossen werden, auf dass man sich für immer an ihn erinnert.«
Sie zog eine Braue hoch. »Sind Sie der Herausforderung nicht gewachsen?«
»Oh doch, das bin ich ganz gewiss«, murmelte er. »Ich bin nur nicht sicher, ob ich mir gern befehlen lasse, Sie zu küssen.«
Was Gabriella mit einem Achselzucken abtat. »Die Entscheidung liegt bei Ihnen.«
»Das tut sie fraglos.« Er überlegte. »Und sollte ich Sie küssen, würde ich damit beginnen, sehr nahe an Sie heranzutreten.« Er machte einen Schritt auf sie zu und blickte sie an, wobei er bemerkte, dass die Zufriedenheit in ihren Augen einer Andeutung von Unsicherheit wich. »Denn ich möchte Sie ja in die Arme nehmen.«
»Zweifellos. Nur zu.«
Er legte die Arme um sie und zog sie sanft an sich. »Dann würde ich Ihnen in die Augen sehen, in die endlos blauen Augen, die einen Mann, ganz gleich wie stark, in ihrem Bann halten. Verzaubern, wenn Sie so wollen.«
»Unsinn«, sagte sie leise. »Sie sind schlicht blau.«
»An ihnen ist nichts Schlichtes. Sie haben die Farbe eines Bergsees oder eines ruhigen Gewässers vorm Sturm. Augen, die Geheimnisse in sich tragen und Versprechen von etwas Wunderschönem, das einen Moment oder ewig währt.«
»Vollkommener Quatsch.« Trotzdem glitten ihre Hände in seinen Nacken, und er musste an sich halten, nicht zu schmunzeln.
»Dann würde mein Blick auf Ihren Mund fallen.« Er sah auf ihre Lippen. Sie biss nervös auf die untere, und Nates Bauch spannte sich an. »Nur für einen Moment, gerade lange genug, um mich auf die weiche, reife Wärme zu freuen, mit der er sich an meinen schmiegen würde. Und mich zu fragen, wie Sie schmecken. Werden Sie kühn, erotisch würzig schmecken oder süß und köstlich wie frisch gepflückte Beeren? Oder berauschend wie Champagner? Vorfreude, Gabriella.« Er sah ihr wieder in die Augen. »Die Vorfreude ist bei einem ersten Kuss das Wichtigste.«
Sie schluckte. »Wie absurd.«
»Als Nächstes würde ich mich näher zu Ihnen beugen, bis meine Sinne von Ihrem Duft überschwemmt sind.« Er neigte den Kopf zu ihr, sodass seine Lippen und ihre lediglich ein Hauch trennte. »Frisch, mit einer vagen Lavendelnote und einer Nuance von etwas anderem. Etwas Exotischem, unbekannt, doch erregend und gänzlich unwiderstehlich.«
»Oh …« Es war nicht mehr als ein Seufzer, ein Atemhauch auf seinen Lippen. Ihre Augen fielen zu.
»Es käme der absoluten Vollkommenheit nahe.«
»Ja …« Ihr Körper schmiegte sich mit einer kaum merklichen Bewegung näher an seinen, und Nate bezweifelte, dass sie es wahrnahm. Er hingegen schon. »Vollkommenheit …«
Nun hatte er sie. Sie wollte ihn ebenso dringend küssen wie er sie. Und er entsann sich nicht, jemals so danach verlangt zu haben, eine Frau zu küssen. Doch egal wie sehr er es wollte, wusste er doch, dass ein Kuss mit Gabriella Montini niemals genug wäre.
»Sehr nahe.« Nate atmete tief ein und nahm alles an Selbstbeherrschung zusammen, was er besaß. »Aber ohne Mondschein ist es nicht der Kuss, den Sie versprachen.« Mit diesen Worten richtete er
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