Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)
Sollte es jedoch«, und hier sah er scharf zu Nate, »zu irgendwelchen Aktivitäten von nicht ganz … sagen wir, gesetzeskonformer Natur kommen …«
»Sir!« Nate machte sich gerade. »Wir würden niemals …« Leider fielen ihm in diesem Moment sowohl Quints eher fragwürdiger Ruf als auch Gabriellas Hang zum unbefugten Betreten fremder Häuser ein. »Ich versichere Ihnen …«
»Ja, ja, gewiss doch«, winkte Beckworth ab. »Nichtsdestotrotz, sollte es zu einem solchen Zwischenfall kommen, wäre ich gezwungen, jedwede Kenntnis davon zu leugnen. Überdies werde ich Sie persönlich zur Verantwortung ziehen. Sollte Ihre und Miss Montinis Suche in irgendeiner Weise die Reputation unserer hoch angesehenen Institution beschädigen, sorge ich dafür, dass Sie und Ihr zweifelhaft beleumundeter Bruder nie wieder auch nur einen Fuß auf unsere Schwelle setzen.«
»Welcher Bruder, Sir?«, fragte Nate mit finsterer Miene, obgleich er sehr wohl wusste, welcher gemeint war. »Sie sprechen doch sicher nicht von dem Earl of Wyldewood, nicht wahr?«
»Sie wissen nur zu gut, von welchem Bruder ich spreche. Auch ist mir nicht entfallen, dass der Earl im Direktorium unserer Gesellschaft sitzt, wie Ihr Herr Vater vor ihm. Ebenso wenig vergesse ich, welche großzügige Unterstützung Ihre Familie uns zukommen lässt. Trotzdem ist meine Warnung ernst gemeint. Sollten Sie auch bloß die Andeutung eines Skandals heraufbeschwören, werde ich Sie nicht nur aus unserem Kreis verbannen, sondern ich werde meinen gesamten Einfluss geltend machen, damit angesehene Universitäten, Museen und Privatsammlungen nicht einmal mehr Ihre Karte annehmen.«
»Das ist recht harsch, mein Lieber«, sagte Mrs Beckworth.
»Sir«, mischte sich Gabriella ein. »Mr Harrington und seine Familie helfen mir zwar, doch letztlich handelt es sich hier um mein persönliches Anliegen. Daher sollten unvorhersehbare Schäden einzig mir angelastet werden, nicht aber Mr Nathanial Harrington, Mr Quinton Harrington oder einem anderen Mitglied der Familie.«
»Gabriella«, wandte Beckworth sich ungleich freundlicher an sie, »ungeachtet Ihrer recht überraschenden Bereitschaft, Maßnahmen zu ergreifen, die Ihren Einflussbereich weit überschreiten dürften, verstehe ich die emotionelle Betroffenheit, die Sie bewegt. Und so brillant Sie in meinen Augen auch sind, ist es Ihnen als Angehörige des schönen Geschlechts gar nicht möglich, solche Dinge einzuschätzen.«
Gabriella hüstelte. »Ich bin nicht …«
»Sir«, unterbrach Nate sie hastig, ehe sie etwas sagte, was sie beide, oder zumindest er, bereuen könnten. »Sie haben mein Wort, dass ich nichts tun werde, was dem Ruf dieser Institution schaden könnte. Und ich werde nicht zulassen, dass Miss Montinis … nun … weibliche Gefühle ihren Verstand beeinträchtigen.«
Gabriella kniff die Lippen zusammen.
»Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um ihre Sicherheit zu gewähren.«
»Ja, tun Sie das.« Beckworth wies auf seine Gemahlin. »Mrs Beckworth wird in unseren Unterlagen nachsehen. Wir sollten Informationen haben, wo Mr McGowan in London zu wohnen gedenkt.« Mrs Beckworth nickte und eilte aus dem Büro. »Ich gehe davon aus, dass Sie wissen, wo Sie Lord Rathbourne finden?«
»Ja, Sir«, sagte Nate.
»Er ist …« Der Direktor überlegte einen Moment. »… ›hemmungslos‹ wäre wohl der treffende Ausdruck, wenn es um seine Sammlungen geht, und außerordentlich besitzergreifend. Soweit ich weiß, stellt er seine Stücke nicht aus. Stattdessen hält er sie strengstens unter Verschluss, und im Laufe der Jahre gab es einige unerfreuliche Gerüchte darüber, wie er in den Besitz seiner Artefakte gelangte.« Er sah wieder zu Nate. »Ich würde meinen, dass er keine Wege und Mittel scheuen würde, das zu schützen, was er als sein Eigentum ansieht.«
Nate bestätigte ihm stumm, dass er verstanden hatte. Beckworth erhob sich, und Nate und Gabriella taten es ihm gleich.
Mrs Beckworth kehrte zurück und reichte Nate ein Blatt Papier. Dabei sah sie ihn an. Ihre Augen waren kühl, vom Blassblau gefrorenen Wassers, was nicht zu ihrer warmen Stimme passen wollte. »Falls Sie sonst noch etwas benötigen, zögern Sie nicht, uns aufzusuchen. Wir sind Gabriella von jeher sehr zugetan.«
»Wenn wir dann vorerst alles geklärt haben«, sagte Beckworth, »ich habe reichlich Arbeit zu erledigen, immerhin versammelt sich neben dem Gutachterkomitee auch die ganze Gesellschaft in wenigen Tagen hier. Mr Harrington,
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