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Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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der Gesellschaft zu stiften«, sagte Gabriella rasch. »Was die Lage der Stadt betrifft …« Sie verstummte, und Nate fragte sich, ob sie wieder einmal ihre Träume fahren ließ. »… sie interessiert mich nicht. Die Gefahren, die Sie ansprechen, sind mir bekannt, aber sie halten mich nicht ab. Ein gewisses Risiko, Sir, birgt es immer, das zu tun, was richtig ist.«
    »Was für eine couragierte junge Dame Sie sind«, staunte Mrs Beckworth.
    »Keineswegs.« Gabriella setzte sich noch gerader hin. »Ich bin nur … wütend, denke ich. Ich möchte das Vermächtnis meines Bruders zurück.«
    »Ja, natürlich.« Beckworth überlegte. »Aber ich weiß nicht, wie ich Ihnen dabei helfen kann.«
    »Sir.« Nate neigte sich leicht vor. »Wir sind heute hergekommen, weil mir der Gedanke kam, dass es seltsam anmutet, wenn Miss Montini und ich uns nach dem Siegel erkundigen. Wir verfügen über keinerlei Autorität in der Angelegenheit, abgesehen von einem persönlichen Interesse. Falls hingegen die Gesellschaft, also Sie …«
    »Sie möchten, dass ich mich offiziell nach dem Verbleib des Siegels erkundige?« Beckworth runzelte die Stirn.
    Gabriella warf Nate einen vernichtenden Blick zu.
    »Ja, richtig. Da Miss Montini plant, das Siegel der Gesellschaft auszuhändigen, sollten wir erfolgreich sein, dürfte die Gesellschaft ein berechtigtes Interesse an dessen Wiederbeschaffung haben.«
    »Nun, ich denke …«, sagte der Ältere langsam.
    »Falls Miss Montini und ich als Repräsentanten der Gesellschaft, als Agenten, wenn Sie so wollen, auftreten, würde es ungleich einfacher für uns, diejenigen anzusprechen, die mit dem Fall zu tun haben.«
    »Sie wollen mit den Herren sprechen, die Sie verdächtigen?«, fragte Beckworth ungläubig.
    »Nun, wir können wohl schlecht in ihre Unterkünfte einbrechen«, murmelte Gabriella.
    »Den Schuldigen zur Rede zu stellen, könnte ihn veranlassen, die Karten auf den Tisch zu legen«, fuhr Nate fort. »Dann wäre es möglich, zu einer Einigung zu kommen, wem die Entdeckung zugeschrieben wird. Vielleicht kann man das Verdienst beiden Parteien gleichermaßen zukommen lassen.« Gabriella sah ihn fragend an. »Ich vermute, Sir, dass derjenige, der das Siegel hat, es dem Gutachterkomitee vorlegen wird, genau wie es Miss Montinis Bruder letztes Jahr geplant hatte. Andernfalls ist es wertlos.«
    »Es sei denn, der gegenwärtige Besitzer hat vor, es für die Suche nach der versunkenen Stadt zu benutzen«, merkte Mrs Beckworth an.
    Gabriella schüttelte den Kopf. »Mein Bruder glaubte, das Siegel wäre eines aus einer Serie, zu der noch mindestens zwei weitere gehören. Er vermutete, dass sie zusammen den Ort der Stadt angeben, eines allein jedoch nicht genügen würde.«
    »Wie interessant«, sagte Mrs Beckworth.
    Ihr Mann beachtete sie gar nicht. »Warum warten Sie nicht, bis das Siegel dem Komitee vorgelegt wird, und machen dann Ihren Anspruch auf den Fund geltend? Wozu all die Mühe im Vorwege?«
    »Wird das Siegel den Gutachtern präsentiert, ist es für uns zu spät«, antwortete Gabriella. »Der Dieb würde behaupten, er hätte es gefunden. Nein, ich will nicht aufgeben. Sollte das Siegel vorgelegt und für echt befunden werden, wäre ich gezwungen, die Umstände öffentlich zu machen. Eine solche Enthüllung zöge gewiss einen Skandal nach sich, jedenfalls in Gelehrtenkreisen und unter den Förderern der Gesellschaft. Und da Letztere auf Spenden angewiesen ist, muss ihre Integrität gewahrt bleiben.«
    Der Direktor wurde misstrauisch. »Das klingt verdächtig nach Erpressung, meine Liebe.«
    »Aber nein, Sir, es ›klingt‹ nicht nach Erpressung«, erwiderte Gabriella, die dem älteren Mann in die Augen sah. »Ich denke, es ist Erpressung.«
    Nate starrte sie an. Wer hätte gedacht, dass diese hübsche dunkelhaarige Frau mit den Engelsaugen und der steifen Körperhaltung so kühn war? Oh ja, die entzückende Gabriella Montini war nicht zu unterschätzen. Und sie hatte eindeutig noch einige Geheimnisse, was sie umso unwiderstehlicher machte.
    »Das hätte ich nicht von Ihnen erwartet, Gabriella.« Der Direktor lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
    Ein Anflug eines Lächelns huschte über ihre Züge. »Ich hätte es auch nicht von mir erwartet, Sir, aber ich muss tun, was immer nötig ist.«
    »Nun gut.« Der Direktor tippte mit seinem Stift auf den Schreibtisch. »Sie dürfen sich in dieser Angelegenheit als Repräsentanten der Gesellschaft betrachten und deren Namen entsprechend benutzen.

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