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Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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gesellschaftlichen Anlässen, aber zumeist wohnen wir nicht einmal am selben Ort.« Sie lächelte Nathanial an. »Ich sage das lediglich, weil wir alte Freunde sind und ich mich nicht entsinne, wann ich zuletzt Besuch von einem alten Freund hatte. In solchen Dingen war ich stets sentimental, und ich fürchte, ich werde es mit jedem Jahr mehr.«
    »Gewiss würde meine Mutter sich sehr freuen, wenn Sie sie einmal besuchen.«
    »Das ist nicht möglich«, erwiderte sie schlicht. »Und, Nathanial, ich verlasse mich darauf, dass Sie dieses Gespräch vertraulich behandeln.«
    »Selbstverständlich.«
    »Habe ich Ihr Wort?«
    »Sie haben.«
    Sie blickte zu Gabriella, die stumm bejahte.
    »Ich danke Ihnen beiden«, sagte sie lächelnd. »Und ich weiß Ihre Diskretion zu schätzen.«
    »Sehen wir Sie beim Ball der Antikengesellschaft?«, fragte Gabriella spontan.
    »Ich fürchte nein. Ich gehe selten zu solchen Veranstaltungen in London. Am liebsten halte ich mich ohnedies auf dem Lande auf. Und auch in London lebe ich sehr zurückgezogen.« Sie lächelte traurig. »Wenn ich alt bin, wird man mich gewiss exzentrisch nennen. Ach, du liebe Güte, meine Zukunft klingt furchtbar! Ich werde eine exzentrische, sentimentale Zittergreisin sein.«
    »Niemals«, widersprach Gabriella energisch.
    »Sie sind zu freundlich.« Olivia wandte sich wieder zu Nathanial. »Nun, erzählen Sie mir von Ihrer Mutter. Sie hat sich viel für wohltätige Zwecke engagiert, wie ich mich erinnere.«
    Sie unterhielten sich eine Weile über Lady Wyldewood und Regina sowie über Nathanials und Quintons Abenteuer. Gabriella bemerkte, dass Olivia kein einziges Mal nach Lord Wyldewood fragte und auch Nathanial seinen ältesten Bruder nicht erwähnte.
    Eine Viertelstunde später verabschiedeten sie sich und stiegen in die Kutsche, die vor dem Haus wartete. Im Wagen setzte Nathanial sich neben Gabriella statt ihr gegenüber. Sie hatte darauf bestanden, dass sie ohne eine Zofe fuhren, weil sie es angesichts ihrer Mission für klüger hielt. Was gegen alle Regeln verstieß und eigentlich sehr nett war.
    Nathanial atmete langsam aus. »Das war sinnlos.«
    »Ja, war es wohl. Aber zumindest wissen wir jetzt, dass Lord Rathbourne sich für das Siegel interessieren würde. Also streichen wir Gutierrez vorerst nicht. Und wir wissen außerdem, dass die Sammlung seiner Lordschaft in einem verschlossenen Raum in seinem Haus ist.«
    »Womit wir bei einem Einbruch wüssten, wo wir nachsehen müssen?«, fragte Nathanial misstrauisch.
    »Seien Sie nicht albern! Wir wissen nicht, wo das Zimmer ist. Und da wir nachts einbrechen müssten, würden wir die meiste Zeit im Dunkeln herumtappen und …« Sie bemerkte sein Grinsen und seufzte. »Sie machen sich über mich lustig, nicht wahr?«
    »Ja. Das ist das Spaßigste, was mir der heutige Tag bisher beschert hat.«
    »Ich bin froh, dass ich zu Ihrer Belustigung beitragen kann«, sagte sie schnippisch und lehnte sich in die Lederpolster zurück. »Anscheinend hat Lady Rathbourne nur sehr wenig Amüsement.«
    »Das ist Ihnen aufgefallen?«
    »Es war schwerlich zu übersehen.«
    »Mutter sagt, man sieht sie selten in der Öffentlichkeit.« Nathanial schüttelte den Kopf. »Früher war sie gern unter Menschen.«
    »Sie sagte, dass sie Ihre Familie schon lange kennt.«
    »Ja, der Landsitz ihres Vaters grenzte an unseren. Obwohl sie und Sterling sich fast ihr ganzes Leben lang kannten, standen sie einander nicht nahe. Soweit ich es erinnere, verliebten sie sich erst, als Olivia in die Gesellschaft eingeführt wurde und sie sich bei einem Ball in London begegneten. Es war, als sähen sie einander zum allerersten Mal. Wie ich bereits erwähnte, nahm meine Familie an, dass die beiden heiraten würden, aber dann hörten sie abrupt auf, sich zu sehen, und beinahe sofort heiratete Olivia Lord Rathbourne.«
    Er verstummte kurz. »Sie ist heute noch genauso hübsch wie damals. Nur dass sie wie eine verängstigte Frau wirkt.«
    »Nein, keineswegs«, erwiderte Gabriella kopfschüttelnd. »Sie schien mir eher resigniert. Für ihren Ehemann ist sie offenbar genauso ein Besitz wie die Dinge, die er sammelt.«
    »Das fiel mir ebenfalls auf.«
    »Trotz ihrer äußeren Stärke wirkte sie traurig auf mich. Sie ist nicht glücklich mit den Entscheidungen, die sie in ihrem Leben traf.«
    »Und dennoch waren es ihre Entscheidungen.«
    »Soweit Sie wissen.«
    Er zögerte, ehe er nickte. »Soweit ich weiß.«
    »Und wenn sie es nicht waren?«, überlegte

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