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Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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Entschlossenheit in eine beinahe berauschte Triumpherwartung und etwas im Ansatz Wahnähnliches. Der letzte Brief war eine veritable Schimpfkanonade.
    »Ich möchte, dass Sie mir versprechen, heute Abend nicht zu verschwinden«, sagte Nathanial.
    »Na schön, dann verspreche ich es.«
    »Ah, aber kann ich Ihrem Versprechen glauben?«
    »Vertrauen, Nathanial«, antwortete sie trocken.
    Er lachte, und unwillkürlich musste sie lächeln. Der Mann war unverbesserlich und seine Beharrlichkeit nahezu unwiderstehlich. Was ebenso auf die Art zutraf, wie er sie hielt, ihr in die Augen sah und ihr das Gefühl gab, sie wären ganz allein in dem Ballsaal, auf der Welt, mit nichts als der Musik und der Magie.
    Mit Lady Wyldewood, dem Earl und dessen Schwester war Gabriella in einer anderen Kutsche gekommen als Nathanial und Quinton. Daher sah sie ihn erstmals bei seiner Ankunft, eine Viertelstunde nach ihnen. Kleidete sich ein Mann, der an ein Leben unter kärgsten Bedingungen gewöhnt war, in elegante Abendgarderobe, brachte er das Herz der widerstandsfähigsten Frau zum Pochen. Und sein Blick, als er sie sah, hatte ihr den Atem geraubt. Vermutlich wäre die Erinnerung an diesen Blick später wie eine Blume, die man zwischen Buchseiten getrocknet hatte: Etwas, das man gelegentlich hervornahm, um längst vergangenen Träumen nachzuhängen. Diesen Gedanken vertrieb Gabriella gleich wieder, sodass die getrocknete Blüte zu Staub zerfiel.
    »Sie haben überhaupt nicht auf das geachtet, was ich Ihnen sagte, nicht wahr?«, fragte sie mit einem resignierten Seufzer.
    »Dieser Unsinn, dass ich Sie nicht küssen soll? Nein, habe ich nicht.«
    »Umso mehr sollten Sie jetzt auf meine Worte achten«, sagte sie streng. Nicht jede Minute mit ihm zusammen zu sein, hatte ihre Entschlossenheit gestärkt, aber hier, in seinen Armen, war es schwierig, sie zu wahren. Wie es ihr schon schwerfiel, an etwas anderes zu denken als die Wärme seines Körpers an ihrem, das Gefühl seiner festen Schulter unter ihrer Hand und den vagen Duft, der würzig und ganz und gar maskulin war. Im Geiste klärte sie ihren Kopf von allen unangebrachten Bildern. »Ich habe entschieden, dass wir unsere Beziehung von diesem Moment an auf einer rein beruflichen Ebene halten. Sagen wir einfach, wir sind Kollegen.«
    »Kollegen?«
    »Ja, Kollegen.«
    Er lachte. »Ich habe keine Kollegen, die so aussehen wie Sie.«
    Verächtlich rümpfte sie die Nase. »Meine Erscheinung ist irrelevant.«
    »Nicht für mich.«
    »Nathanial …«
    »Ebenso wenig habe ich Kollegen, die so gut duften wie Sie.«
    »Wie ich dufte, ist wohl kaum …«
    »Sie duften so, wie ich mir den Himmel ausmale. Nach exotischen Blumen, Sommerhimmel und unausgesprochenen Versprechen.«
    »Äußerst poetisch, Nathanial«, sagte sie kühl. »Und natürlich vollkommen unsinnig. Ein Sommerhimmel riecht nicht. Und was die unausgesprochenen Versprechen angeht … Ich dachte, wir hätten bereits festgestellt, dass ich keine Frau bin, die sich für solch blumige Vergleiche begeistern kann.«
    »Nein, selbstverständlich nicht. Sie möchten mein Kollege sein. Wobei ich meine ›kollegiale‹ Pflicht schmählichst vernachlässigen würde, sollte ich versäumen zu erwähnen, dass ich noch nie einen Kollegen hatte, der so perfekt in meine Arme passte.«
    »Dann haben Sie schon mit vielen von ihnen getanzt?«
    Er lachte.
    »Sie nehmen das nicht ernst«, sagte sie seufzend. »Dabei ist es eine ernste Angelegenheit. Ich würde es zu schätzen wissen, wenn Sie mir die gebührende Aufmerksamkeit widmeten.«
    »Oh, das tue ich. Ich nehme die Angelegenheit sehr ernst. Nur beabsichtige ich, sie zu ignorieren.«
    »Wir werden nichts erreichen, solange wir fortwährend … abgelenkt sind.«
    »Dann erreichen wir eben nichts, meine liebe Gabriella«, folgerte er lächelnd. »Sie sind nun einmal eine Kollegin, die mich immerzu ablenkt.«
    »Seien Sie nicht albern! Sie werden doch wohl die Stärke besitzen, derlei Ablenkungen zu widerstehen.«
    »Ach, ich wünschte, es wäre so, aber Sie haben mich geschwächt. In Ihrer Gegenwart bin ich der zerbrechlichste aller Männer.« Er vollführte eine komplizierte Drehung, und sie folgte seinen Bewegungen mühelos.
    »Außerdem möchte ich nicht Ihr Kollege sein.«
    »Was wollen Sie stattdessen?«, fragte sie, ohne nachzudenken und ehe ihr der Gedanke kam, wie gefährlich diese Frage war.
    Er sah sie an, und abermals raubte ihr der Blick in seinen Augen den Atem – und möglicherweise auch

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