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Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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ausstrahlte, war dieses Haus kalt und abweisend. Der Salon war hübsch ausgestattet, der allerneuesten Mode entsprechend, nur mutete alles wie ein Bühnenbild an, nicht wie ein Ort, an dem sich reale Menschen aufhielten. Alles war irgendwie zu … perfekt. Und obgleich es sehr warm war, fröstelte Gabriella.
    »Nathanial Harrington!« Eine große Frau schwebte in den Raum und reichte Nathanial ihre Hand. »Sie waren noch ein Junge, als ich Sie das letzte Mal sah.«
    Er lachte verhalten und hob ihre Hand an seine Lippen. »Lady Rathbourne, Sie sind so schön wie eh und je.«
    Ja, sie war wahrlich schön, umwerfend schön. Lady Rathbourne könnte ohne Weiteres die schönste Frau sein, die Gabriella jemals gesehen hatte. Sie war fast so groß wie Nathanial, hatte ihr blondes Haar wunderbar frisiert und strahlte eine Aura von Eleganz und Vornehmheit aus. Ihr Kleid war gemäß der neuesten französischen Mode in unterschiedlichen Rottönen gehalten, und Gabriella kam der absonderliche Gedanke, dass es passend zum Salon gewählt worden war.
    »Bin ich?« Lady Rathbourne neigte den Kopf auf eine Weise zur Seite, die bei jeder anderen Frau unnatürlich gewirkt hätte, nicht aber bei ihr. »Wie freundlich von Ihnen, das zu sagen.«
    Lady Rathbourne war, alles in allem, vollkommen. Gabriella mochte sie kein bisschen, und noch viel weniger mochte sie die Art, wie sie Nathanial in die Augen sah und seine Hand festhielt. Als Gabriella aufstand, verspürte sie, die sich niemals als linkisch empfunden hatte, den sehnlichen Wunsch, sie wäre eleganter und graziöser in ihren Bewegungen.
    »Ganz und gar nicht«, sagte Nathanial galant. »Sie haben sich nicht im Geringsten verändert. Nein, Sie sehen genauso wunderschön aus, wie ich Sie in Erinnerung habe.«
    »Nun, Sie haben sich zweifellos verändert. Ihr Charme hat gewonnen, und das auf gefährliche Weise.« Lady Rathbourne musterte ihn. »Sie sind beinahe dreißig Zentimeter größer als bei unserer letzten Begegnung. Ich stelle fest, dass der Junge, an den ich mich erinnere, zu einem recht wohlgestalteten Mann herangewachsen ist. Sie ähneln sehr …« Ein Schatten legte sich auf ihre Züge, der ebenso schnell wieder fort war, wie Gabriella ihn bemerkt hatte. »Und wie geht es Ihrem spitzbübischen Bruder, Quinton?«
    Nathanial lächelte. »Quinton hat sich nicht sehr verändert.«
    »Und … der Rest der Familie? Wie geht es Ihrer Mutter und Regina? Regina muss auch schon recht erwachsen sein.«
    »Und erstmals in die Gesellschaft entlassen.« Nathanial schüttelte den Kopf. »Man sollte sich um all die ahnungslosen unverheirateten Männer sorgen, die nicht gewarnt wurden.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen.« Lady Rathbourne lachte. Es kam Gabriella wie ein wenig geübtes Lachen vor; aber dieser Raum schien auch kein Ort zu sein, an dem viel gelacht wurde.
    Gabriella, die inzwischen aufgestanden war, räusperte sich leise.
    »Und Sie sind?«, fragte Lady Rathbourne lächelnd.
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte Nathanial. »Lady Rathbourne …«
    »Sie haben mich immer Olivia genannt!«, schalt sie ihn.
    »Ich war ein impertinentes Kind«, erwiderte Nathanial schmunzelnd. »Also, Olivia, darf ich bekanntmachen, Miss Gabriella Montini.«
    Gabriella nickte. »Ich bin sehr erfreut, Lady Rathbourne.«
    »Sagen Sie Olivia.« Zu Gabriellas Verwunderung war die Wärme in den grünen Augen der Lady echt – eine Wärme, die im befremdlichen Gegensatz zur Umgebung stand. Und umgehend beschloss Gabriella, Lady Rathbourne doch zu mögen. »Ich bekomme selten Besuch, noch seltener von alten Freunden. Nathanials Familie kenne ich schon sehr lange, obgleich ich sie seit einer ganzen Weile nicht mehr gesehen habe.« Sie wies auf das Sofa. »Aber bitte, setzen Sie sich. Ich habe Tee bereiten lassen, der jeden Moment serviert werden sollte.«
    »Danke.« Gabriella setzte sich wieder. In diesem Salon, in Gegenwart dieser eleganten Dame, fühlte sich Gabriella in ihrem schlichten blauen Kleid schrecklich deplatziert, ja, geradezu schäbig. Sogleich entschied sie, einige neue Kleider nähen zu lassen.
    Olivia nahm neben ihr auf dem Sofa Platz und bedeutete Nathanial, sich auf einen der Sessel zu setzen. »Alsdann, in Ihrer Nachricht schrieben Sie, dass Sie eine wichtige Angelegenheit zu besprechen hätten.«
    »Ja«, bestätigte Nathanial, dem ein klein wenig unbehaglich zu sein schien. »Es ist eine lange Geschichte, und ich bin nicht sicher, ob Sie uns helfen können. Aber da ich Sie kenne

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