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Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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sich aus seiner Umarmung.
    »Wir sind da.« Hastig stieg sie aus der Kutsche, ohne darauf zu warten, dass er ihr half.
    »Ja, das habe ich bemerkt.« Er lachte leise, sprang aus der Kutsche und kam hinter ihr her. »Leider.«
    Verärgert drehte sie sich zu ihm um. »So etwas darf nicht noch einmal geschehen. Es wird keine Küsse mehr in Kutschen oder Bibliotheken oder an meiner Zimmertür geben.«
    »Ich habe Sie noch nie an Ihrer Zimmertür geküsst.«
    »Aber Sie hatten daran gedacht!«
    »Richtig, das hatte ich.« Er grinste vollkommen ungeniert. »Ich stelle fest, dass es mir schwerfällt, überhaupt an etwas anderes zu denken als daran, Sie zu küssen.«
    »Das muss aufhören«, sagte sie streng. »Alles.«
    Sein Grinsen wurde breiter. »Ich wüsste nicht, warum.«
    »Nein.« Sie kämpfte mit dem dringenden Wunsch, sich wieder in seine Arme zu werfen. »Ich hatte auch nicht angenommen, dass Sie es wüssten.«
    Gabriella wandte sich um, ging ins Haus und ließ Nathanial stehen.
    An der Tür begrüßte sie Xerxes mit einem knappen Nicken und beachtete dessen fragenden Blick nicht. Erst als sie allein in ihrem Zimmer war, atmete sie auf. Sie lehnte sich von innen gegen die Tür und schloss die Augen.
    Die Zusammenkunft des Gutachterkomitees rückte immer näher. Entweder sie fanden das Siegel und retteten Enricos Ruf, oder alles war verloren. So oder so, danach war es vorbei. Sie würde dieses Haus, diese Familie und Nathanial für immer verlassen.
    Die Ironie des Ganzen traf sie wie ein Schlag. Nathanial und sie suchten nach einem Siegel, das die Lage einer verlorenen Stadt enthüllen könnte. Nach Jahrhunderten könnte es das Jungferngeheimnis lüften, was so viele schon so lange anstrebten. Die Suche hatte Gabriella zu dem einen Mann geführt, für den sie alles aufzugeben bereit wäre. Doch ihr eigenes Geheimnis trennte sie für immer.
    Wie den Earl und Lady Rathbourne. Getrennt durch Umstände, falsche Entscheidungen und lebensverändernde Geschehnisse, auf die man keinen Einfluss hatte.
    Und durch Dinge, die niemals rückgängig gemacht werden konnten.

Dreizehntes Kapitel
     
    »Wenn ich gleich gehe und Ihnen eine Erfrischung hole, werden Sie dann bei meiner Rückkehr noch hier sein?« Nathanial lächelte, und Gabriellas Herz schlug schneller.
    Aber natürlich ging sie nicht auf seine Provokation ein. »Ich weiß nicht. Das habe ich noch nicht entschieden.«
    Sie war in seinen Armen, ein Walzer wurde gespielt, und sie hatte bereits festgestellt, dass dies trotz ihrer Entschlossenheit, seine Zuneigung nicht zu fördern – sofern er überhaupt Zuneigung für sie hegte und nicht bloß Lust -, der schönste Antikengesellschaftsball war, den sie jemals besucht hatte. Heute Abend schien die Musik volltönender, wirkten die Roben der Damen edler, und selbst das Gaslicht, das den Ballsaal erhellte, besaß einen magischen Glanz. In ihrem apricot-farbenen Kleid, das sie auch auf Reggies Ball getragen hatte, fühlte sie sich wie eine Märchenprinzessin. Ja, hätte sie einen Hang zu naiven Träumereien, würde sie behaupten, der ganze Abend wäre verzaubert.
    Lachend zog Nathanial sie näher, als es der Anstand erlaubte. »Ich erwarte, dass Sie hierbleiben. Einmal erlaubte ich Ihnen, von einem Ball zu verschwinden. Ein zweites Mal gestatte ich es nicht.«
    »Und wie gedenken Sie, mich aufzuhalten?«
    Diese Frage beantwortete er mit einem verwegenen Grinsen.
    Gabriella blickte ihn verärgert an. Seit sie vorgestern von Lady Rathbourne zurückgekommen waren, hatte sie ihn kaum gesehen. An jenem Abend hatte sie sich mit Kopfschmerzen entschuldigt und war dem Dinner ferngeblieben. Gestern Abend war Nathanial mit seinen Brüdern im Club des Earls gewesen. Sie hatte sie spät gehört, als sie nach Hause zurückkehrten, mehr als ein bisschen beschwipst, wie sie annahm. Und heute war sie in ihrem Zimmer geblieben und hatte sich auf den abendlichen Ball vorbereitet. Niemand schien es seltsam zu finden, dass sie einen ganzen Tag dafür brauchte. Zumindest erwähnte es keiner. Und Nathanial hatte sie nicht aufgesucht, was einerseits angenehm war, sie andererseits maßlos wütend machte.
    In den letzten Tagen hatte sie nochmals die Briefe ihres Bruders gelesen. Zwar erinnerte sie sich an jedes Wort, wie bei allem, was sie las, hoffte aber dennoch, sie mit anderem Blick zu sehen. Aber natürlich waren sie unverändert. Der Tonfall veränderte sich schrittweise vom ersten bis zum letzten. Er wandelte sich von Zorn und rationaler

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